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Foto von Adeolu Eletu

Über Arbeitslose wird viel geschrieben. Nämlich wie sehr viele von ihnen kämpfen müssen. Darum soll es jetzt auch einmal um ihre Vermittler gehen, die gemeinnützigen Arbeitskräfteüberlassungen, über deren Alltag kaum etwas in der Presse zu hören ist. Die sozial engagierten Disponenten beschäftigen sich nicht eigentlich damit, Leute in Arbeit zu bringen. Sie beschäftigen sich mit Quoten. Nämlich derer, die sie vermittelt haben oder haben sollten. Denn das interessiert den Auftraggeber, das Arbeitsmarktservice (AMS), welches die Zahlen vorgibt. Diese Zahlen wiederum sind politische Spielbälle. Darum braucht ein gemeinnütziger Arbeitskräfteüberlasser auch gute Nerven im wöchentlichen Kampf um Hop oder Top im eigenen Job. Wenn er über diesem Kampf nicht auch noch das Wohl seiner Anvertrauten vergisst, ist er eine gute Institution. Nur leider sieht kaum jemand solche Helden. Wie denn auch, diese Berufsgruppe hat öffentlich kein Gesicht.

Das ändert sich nun mit einer jüngst veröffentlichten Studie
des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo und der Unternehmensberatung Prospect. Diese haben die Stärken und Schwächen von Arbeitsmarktförderung durch sozialökonomische Betriebe (SÖB) und gemeinnützige Beschäftigungsprojekte (GBP) ermittelt. Für das Segment der gemeinnützige Arbeitskräfteüberlassung – in welchem Arbeitslose auf den ersten und damit regulären Arbeitsmarkt vermittelt werden sollen –stellt die Studie fest, dass die Maßnahme nicht bringt, was der Fördergeber sich erwartet. Das gilt vor allem im Raum Wien, wo dieses Förderungsinstrument im Vergleich zum Bundesgebiet intensiv eingesetzt wird. Das Ergebnis lautet: Zu wenig Arbeitskräfte werden an einen Arbeitgeber überlassen – österreichweit nur ein Viertel aller Kandidaten. Und von den erfolgreich Überlassenen müssen viele ihren Job wieder verlassen, wenn die Förderung für sie ausläuft. Noch dazu haben alle nicht Überlassenen ordentlich Stehzeit. Mit anderen Worten: Für sie gibt es wieder Stillstand.

Für die Studienautoren ist klar: Gemeinnützige Arbeitskräfteüberlassung könne eine von mehreren vernünftigen Stufen im Integrationsprozess für Arbeitslose sein, aber diese Maßnahme sollte lieber nicht in großem Stil ausgebaut werden. Da winken zu wenige reguläre Jobs. Besser sei es, so Wifo und Prospect, die Überlassung etwas umzubauen, durch Kombination mit  anderen Maßnahmen.

Für die Disponenten der drei Wiener Arbeitskräfteüberlasser und der übrigen Betriebe im Bundesgebiet sind das wahrlich keine guten Neuigkeiten. Aber sie geben ihrer Situation eine Stimme und vielleicht ändert der Auftraggeber aufgrund der Ergebnisse tatsächlich seine Strategie, so dass der quälende Quotendruck des völlig Unmöglichen weicht. Das würde auch für gesunde Arbeitsplätze sorgen. Betriebliches Gesundheitsmanagement kann auch bedeuten, unsinnige und damit krank machende Dienstleistungen umzuwandeln. So, wie das System jetzt läuft, ist weder den Langzeitarbeitslosen, den Vermittlern, noch der Politik gedient. Und auch viele Entleiher profitieren nicht eigentlich von den Maßnahmen. Immerhin brauchen sie nachhaltige Personalpolitik und gut ausgebildete Leute. Gemeinnützige Arbeitskräfteüberlassung ist da nicht ihre erste Wahl.

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Fotocredit: Timo Klostermeier | www.pixelio.de