An die Tankstelle fahren, tanken und vorbei an Bier und Softdrinks zur Kasse gehen. Oder Freunde im Gasthaus treffen und Wein bestellen. Ein anderes Mal mit dem Bus fahren, der Blick streift ein Werbeplakat mit einem spritzigen Fruchtsaft als Durstlöscher. Wer für die Brau Union arbeitet, ist auf Schritt und Tritt von dem Inhalt seiner Arbeit umgeben – ganz gleich, ob er in seinem Job im Lager Bierpaletten verlädt, im Marketing neue Marktnischen erkundet oder in der Verwaltung Bierumsätze abrechnet. Das Geschäft mit Getränken ist für 872 Angestellte, 1.295 Arbeiter und 25 Personen aus der Unternehmensleitung Alltag.

rectangular brown wooden table
Foto von Claire Nakkachi

„Unsere Mitarbeiter sind ungewöhnlich loyal, was daran liegen mag, dass ihnen ihre Arbeit durch den Magen geht“, scherzt Markus Liebl. Auch über Recruitingprobleme könne er nicht klagen – wenige Berufsgruppen wie zum Beispiel Marketingprofis ausgenommen. Weil das Unternehmen mit den meisten der acht eigenen Brauereien und 32 Verkaufsstellen stark auf dem Land vertreten sei, sprächen sich offene Stellen schnell herum. Der Beruf des Brauers und Mälzers stehe bei jungen Leuten hoch im Kurs. Außerdem profitiere die Brau Union von ihren Kontakten ins Ausbildungswesen und in die Brauerbranche, erklärt Liebl. Nicht zuletzt deswegen, weil das Unternehmen Lehraufträge an den Institutionen wahrnehme. Den hohen Zuspruch auf die Stellenanzeigen könne das Personalmanagement seit Anfang des Jahres besser beobachten: Ein in die Karriereseiten der Homepage integriertes Jobanzeigenmodul werte im Hintergrund Zugriffszahlen aus, was den Recruitern helfe, das Bewerberpotenzial zum Beispiel nach Regionen abzuschätzen oder die Attraktivität von Jobs zu erheben, so Liebl: „Wie oft wurde was angeklickt? Wurde weitergesurft? Welcher Job ist gefragt?“

„Das Unternehmen will umweltschonend brauen, verantwortungsvoll und kooperativ im Geschäftsleben handeln,
gesundes und sicheres Arbeiten garantieren,… und sich für bewussten Genuss von Alkohol einsetzen.”

Die stärksten Treiber für die Arbeitgeberattraktivität der Brau Union sind jedoch die Schwerpunkte ihrer Personalarbeit: Aus- und Weiterbildung, Sicherheit und Gesundheit. Damit orientieren sie sich an der CSR-Strategie des Heineken-Konzerns. Dessen allgemeine Maximen wie „Umweltauswirkungen der Produkte laufend verbessern“, „Mitarbeiter und Gemeinschaften stärken“ und „Die Rolle von Bier in der Gesellschaft positiv beeinflussen“ übersetzt die Brau Union Österreich in mehrere Teilziele. Und zwar mit Blick auf alle Stakeholder – Konsumenten, Partner sowie Mitarbeiter. Das Unternehmen will umweltschonend brauen, verantwortungsvoll und kooperativ im Geschäftsleben handeln, gesundes und sicheres Arbeiten garantieren, regionales Wirtschaften und Leben fördern und sich für bewussten Genuss von Alkohol einsetzen.

Ein CSR-Verhaltenskodex hilft Angestellten, in Entscheidungssituationen korrekt zu handeln. Er dient als Leitfaden im Arbeitsalltag und beinhaltet unter anderem Richtlinien zum verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol oder zeigt, wie Mitarbeiter und Führungskräfte mit Interessenskonflikten umgehen können. In 2012 integrierte das Unternehmen außerdem das Thema CSR in sein Ausbildungsprogramm.

Das Center for Corporate Citizenship Austria rankte die Brau Union in den vergangenen Jahren wiederholt als Branchenprimus in ihren CSR-Rankings. „Unserer Verantwortung werden wir nicht mit ein paar Einzelmaßnahmen gerecht. Unsere Mitarbeiter müssen sich voll und ganz bewusst sein, was unsere CSR-Ziele für ihr Handeln bedeuten. Bewusstes Handeln aber muss flankiert werden von entsprechender Kompetenz sowie von Know-how. Das gilt für alle Angestellten“, merkt Liebl an und gibt einen Überblick über die Aus- und Weiterbildungsstunden bei der Union: 2011 absolvierten alle Mitarbeiter insgesamt rund 41.633 Stunden. Die Programme richten sich vor allem an Angestellte und Arbeiter. Letztere hätten um 11,8 Prozent mehr Fortbildungsangebote als in 2010 besucht. Diese wurden durch Kurse zum Total Productive Management (TPM) und Sicherheitsunterweisungen erweitert. Die Standardangebote für Angestellte umfassten zum Beispiel Englischkurse, Projektmanagement, Rhetorik und Problemanalyse. Die Führungskräfte nähmen oft an externen Seminaren und Workshops sowie an speziellen Heineken-Ausbildungsangeboten teil. So absolvierten zum Beispiel 40 Führungskräfte jüngst die Schulung zum bewussten Umgang mit Alkohol eines darauf spezialisierten Institutes.

„Bewusstes Leben und Gesundheit schreiben wir groß. Gesundheit im Job beruht auf Sicherheit am Arbeitsplatz.”

„Bewusstes Leben und Gesundheit schreiben wir groß. Gesundheit im Job beruht auf Sicherheit am Arbeitsplatz. Das beginnt bei körperlichen Aspekten und geht bis zur Beziehungsarbeit im Team und Employability. Wer sich auskennt, Freude an der Arbeit hat und gefahrlos arbeiten kann, der bringt auch das Unternehmen nach vorn“, resümiert Markus Liebl. Die demografische Personalstruktur der Brau Union schaffe zusätzlichen Handlungsbedarf: 62 Prozent der Arbeiter und Angestellten sind zwischen 30 und 50 Jahre alt, 27 Prozent sind über 50. Für alle Mitarbeiter gibt es je nach Region und Berufsstand seit 2005 verschiedene Gesundheitsprogramme, koordiniert und organisiert von einer eigenen Gesundheitsbeauftragten.

Begonnen hatte das Engagement der Brau Union im Bereich Gesundheitsmanagement mit einem Maßnahmenpaket, welches das Unternehmen speziell in Oberösterreich in Kooperation mit dem Fonds Gesundes Österreich und der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse geschnürt hatte. Es basierte auf einer Umfrage unter Angestellten aller Unternehmensbereiche. Sie wünschten sich einen anderen sozialen Umgang zwischen Managern und Mitarbeitern, eine transparentere Unternehmenskommunikation sowie bessere ergonomische und infrastrukturelle Arbeitsbedingungen. In der Folge führte das Unternehmen Team-Mitarbeitergespräche für Arbeiter ein. Schichtarbeiter haben heute die Möglichkeit, an Rückengymnastik-Übungen teilzunehmen, eine Physiotherapeutin überprüft auf Mitarbeiterwunsch Bewegungsabläufe und gibt Tipps. Ein weiteres Detail: Durchgehende Trittbretter an Lkw erhöhen nun die Sicherheit. Etwas aufwändiger war die Einführung von Robotern, berichtet Markus Liebl: „Wir entwickelten mit einem Maschinenbauer einen Roboter zum Befördern und Heben von Fässern und Flaschen. Das dauerte gut ein Jahr, hat sich aber in der täglichen Arbeit rentiert, denn wir konnten damit die schwere körperliche Arbeit für unsere Mitarbeiter deutlich reduzieren. Uns ist es wichtig, dass unsere Arbeiter lange und gesund ihrer Beschäftigung nachgehen können.“ Alle Projekte würden inzwischen landesweit umgesetzt. Dass sie auch in der Belegschaft ankommen, darum kümmert sich das Personalmanagement zusammen mit den Mitarbeitern: Die Brauereien Puntigam und Gösser schulen Meister zu den Themen Führung und Arbeitssicherheit, so Markus Liebl. In ganztägigen Audits befragten Auditoren drei Monate später Mitarbeiter dazu, was sie festgestellt hätten: Was bedeute Arbeitssicherheit und wie trete der Meister auf?

Wert legt das Unternehmen auch auf die psychische Gesundheit seiner Mitarbeiter. 2011 führte es ein eigenes Programm zur Burn-out-Prophylaxe ein, Mitarbeiter haben seither die Möglichkeit, professionelle psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen – anonym und mit finanzieller Unterstützung der Brau Union Österreich.

Für 2013 haben Markus Liebl und seine Kollegen schon einiges auf ihrer To-do-Liste stehen: So soll es künftig jährliche, persönliche Mitarbeitergespräche auch für Arbeiter geben. Die persönlichen Gespräche dienten dazu, Ziele zu vereinbaren, über Kompetenzen zu sprechen und einen persönlichen Entwicklungsplan aufzustellen. Anhand dessen will man bei der Brau Union dann auch das Ausbildungskonzept insgesamt adaptieren.

Quelle: personal manager Zeitschrift für Human Resources Ausgabe 2 März / April 2013