Kommunikation bei Personaldienstleistern - Thomas André Sola
Thomas André Sola

00:00:22 – 00:01:50

Alexander Petsch: Glückauf und herzlich willkommen zu den heutigen HRM Hacks, präsentiert von der STAFFINGpro, der HR Services and Staffing Industry Expo, die sowohl in Wiesbaden für den deutschsprachigen Raum als auch in Amsterdam stattfindet. Mein Name ist Alexander Petsch, ich bin der Gründer des HRM Instituts, euer Gastgeber. In unserer heutigen HRM Hacks Folge spreche ich mit Thomas André Sola und zwar über Hacks für die Kommunikation als Personaldienstleister – die Staffing Branche, das Getriebeöl der deutschen Wirtschaft. Thomas André Sola ist seit circa fünfeinhalb Jahren General Manager von APSCo Deutschland, dem Verband der White Collar Personaldienstleister und hat in diesen fünfeinhalb Jahren APSCo wirklich ein Riesenstück nach vorne gebracht. Und ja, er ist seit 17 Jahren in der Staffing Branche, sagt von sich selbst, er ist ein Hays Kind, also fast Mannheimer. Was sofort natürlich hier als Mannheimer, fast Mannheimer, selbst meine Sympathien weckt. Er ist dann mit Hays in die Schweiz gegangen, 2011 eine eigene Staffing Firma mitgegründet, nach zehn Jahren erfolgreich verkauft und ist vor allen Dingen Wakeboard Surfer am Bodensee. Und da muss ich sagen, bin ich echt ziemlich neidisch und muss noch ganz schön üben, damit das bei mir irgendwann vielleicht auch mal klappt. Also ja, André, krasser Networker, herzlich willkommen! Freut mich, dass du heute da bist!

00:01:51 – 00:01:53

Thomas André Sola: Vielen Dank, Alex! Schön, dass ich da sein darf.

00:01:54 – 00:02:22

Alexander Petsch: Ja, ich kann mich ja gleich outen. Also wer mich näher kennt, weiß, ich bin ein Freund der Zeitarbeitsbranche und finde das megasinnvoll und halte es da eher wie die Niederländer, wo Zeitarbeit ein anerkanntes Instrument der Integration in den Arbeitsmarkt darstellt und auch ein tolles Arbeitgeberimage hat. Da sind wir in Deutschland ja irgendwie eher die Schmuddelkinder der Nation. André, wie siehst du das?

00:02:23 – 00:04:09

Thomas André Sola: Also heute sehe ich das definitiv anders, Alex. Als ich Studienabsolvent war, habe ich es so ziemlich genauso gesehen, weil für mich kam das eigentlich nicht in Frage, bei irgendeinem Personaldienstleister in Deutschland anzufangen. Ich bin da, glaube ich, mit dem Mindstream, der Einstellung der Bevölkerung gegenüber unserer Branche mitgesurft und ich bin ja, wie so alle Recruiter, Agency oder Staffing Recruiter wie die Jungfrau zum Kind zu diesem Job gekommen. Mein Vater hatte einen Temp-Personaldienstleister in Kolumbien, den sollte ich irgendwann mal übernehmen und deswegen sollte ich bei Hays lernen, wie es funktioniert und dann nach Kolumbien gehen. Aber es hat sich nie ergeben, weil meine Frau hatte keinen Bock auf Kolumbien. Deswegen bin ich dann in der Schweiz gestrandet und habe das gemacht, was ich jetzt gemacht habe. Und ja, um deine Frage zu beantworten, ich hatte das gleiche Bild und finde es schade. Und deswegen habe ich auch diesen Verbandsjob angenommen nach 16 Jahren Vertriebsleitung, weil ich aus eigener Person mitbekommen habe, dass unser Job sehr anstrengend ist. Ja, natürlich, dass wir Rewards bekommen, aber von der Bevölkerung, von den unterschiedlichen Stakeholdern, von den Politikern, von vielen in der Wirtschaft, von den Kandidaten wird das nicht so gewertschätzt, wie wir es verdient hätten. Und deswegen bin ich auch Verbandsleiter von APSCo geworden, um das ein bisschen zu ändern. Und ich hoffe, da können wir heute mit ein paar Life Hacks den RecruiterInnen helfen, in der Kommunikation ein bisschen gewandter und geschliffener zu sein. Weil wir müssen alle daran arbeiten, unsere Branche, unsere Staffing Branche, wie ich gerne dazu sage, so zu präsentieren, dass wir so wahrgenommen werden, wie wir richtig sind, und zwar extrem wichtig für die deutsche Wirtschaft. Ich sage gerne, hast du auch schon gesagt, das Getriebeöl der deutschen Wirtschaft. Und deswegen bin ich heute bei dir.

00:04:10 – 00:04:19

Alexander Petsch: Wie würdest du denn da rangehen? Sagen wir, dass okay, ich möchte meine Kommunikation als Personaldienstleister verbessern. Was wäre denn so die Basis für dich?

00:04:20 – 00:05:39

Thomas André Sola: Mein Professor hat immer gesagt – und es klingt jetzt sehr akademisch – die Basis jeder Diskussion ist ein einheitliches Begriffsverständnis. Und das ist vielleicht eine total langweilige Geschichte. Und wenn jetzt irgendein Vertriebsleiter beim Staffing Unternehmen diesen Podcast hört, denkt, da bleibe mir bloß mit den unterschiedlichen Begriffen weg. Aber ich denke, das ist in der Innen- und in der Außenwirkung ganz wichtig. Und deswegen gefällt mir dieser Begriff Staffing so gut, Alex, und deswegen müssen wir auch kurz eine theoretische Leibesübung machen, bevor wir dann in die Praxis einsteigen mit den Life Hacks. Weil, wenn du beispielsweise, wie du angekündigt hast, Personaldienstleistung sagst, ja, das ist sehr stark konnotiert. Viele Leute denken über Personaldienstleistung irgendwas Gutes oder was Schlechtes, über Headhunter irgendwas Gutes oder was Schlechtes, über Personalvermittler was Gutes oder Schlechtes und ich finde, der einzige Begriff, der nicht irgendwie konnotiert ist, ist Staffing, also externe Personalbeschaffung. Das machen wir ja, wir sind die Externen, die bei unseren Kunden Personal beschaffen. Und damit geht es los. Also wenn wir davon reden könnten, dass wir Staffing machen, hätten wir schon den ersten Schritt in die richtige Kommunikation getan. Und deswegen heißt unsere Messe STAFFINGpro und nicht PersonalvermittlerPro oder nicht HeadhuntingPro oder irgendwie anders. Wobei HeadhuntingPro irgendwie auch witzig klingt, ne?

00:05:39 – 00:05:46

Alexander Petsch: Ja, haben wir noch ein paar Jahre vor uns. Vielleicht fällt uns dazu noch was ein, ja?

00:05:47 – 00:05:47

Thomas André Sola: Genau!

00:05:49 – 00:05:52

Alexander Petsch: Also erst mal die richtige Wortwahl.

00:05:52 – 00:07:21

Thomas André Sola: Genau, ganz wichtig, ganz wichtig. Also… Und das ist vielleicht auch so, ich wohne ja, wie du weißt, hier in der Nähe vom Bodensee, in St. Gallen. Und da bin ich direkt hier in der Uni, in der Uninähe, Uni St. Gallen. Und da sind lauter Doktor- und Professorenkinder, die wir natürlich kennenlernen. Und dann sage ich immer, ja, ich arbeite im Staffing Unternehmen. Dann sagen sie, ach, Headhunter oder Personalverleih! In der Schweiz ist das ja die deutsche Arbeitnehmerüberlassung. Ach, Personalverleih! Und das ist eigentlich da, wo wir das beim ersten Ankommen mit der Kommunikation bei Freunden oder im Familienkreis oder in der erweiterten Bekanntschaft, dass wir dem dann entgegenwirken und es nicht auf uns sitzen lassen, wenn jemand so negativ sagt: „Ach, ein Headhunter! Verstehe ich ja gar nicht, du kriegst viel Geld dafür, dass ihr nichts macht.“ Das wissen wir, ist ja unsere Erfahrungsrealität jeden Tag. Wir machen Vertrieb, anspruchsvollen Vertrieb, wir bewegen Lebenslinien und haben da mehr verdient als ein Ach. Und da das erste Life Hack, was ich da gerne mitgeben würde in Deutschland, dass wir sagen, hey, unsere Staffing Branche – und da haben wir auf der STAFFINGpro einen Vortrag dazu gehabt, Alex – wir generieren also in 2022 einen Umsatz von 70 Milliarden Euro. Und das ist, wenn du es im Vergleich zur Automotive Industrie setzt, ungefähr ein Siebtel der Automotive Industrie. Ich finde, es hat dann gleich schon eine andere Wirkung, weil diese Zahl transportiert Wichtigkeit.

00:07:21 – 00:07:21

Alexander Petsch: Mhm.

00:07:21 – 00:07:22

Thomas André Sola: Findest du das auch?

00:07:22 – 00:07:38

Alexander Petsch: Auf jeden Fall. Also ich meine, wir waren ja an der Studie beteiligt, wo wir mit Lünendonk zusammen da mal auf den Grund gegangen sind, weil es gar nicht so einfach war, richtige Marktzahlen zu erheben.

00:07:39 – 00:07:40

Thomas André Sola: Absolut noch nicht.

00:07:40 – 00:07:45

Alexander Petsch: Ja, also 70 Milliarden ist schon ein Wort, das ist ja…

00:07:45 – 00:08:33       

Thomas André Sola: Natürlich, Post-Corona 2022 war sicherlich ein bisschen ein Halbjahr. Aber wenn wir dann gemittelt auf die Zeiträume 2018-2020 gucken, waren wir da immer zwischen 50 und 60 Milliarden. Und selbst das ist dann immer noch ein gewichtiges Wort. Das sieht man so nicht und die… Wir wissen es nicht ganz genau, müssen wir noch ein bisschen dran arbeiten. Aber die 75, 80, 85.000 MitarbeiterInnen, die unsere Branche beschäftigt, darüber redet auch keiner. Und das müssen wir, wenn der Kollege wieder kommt und sagt, ach, Headhunter! Life Hack Nummer eins sagt, wusstest du eigentlich, dass unsere Branche 70 Milliarden Umsatz macht und ein Siebtel der deutschen Autoindustrie und wichtiger Steuerzahler, Sozialversicherungszahler und Beiträger zum deutschen Bruttosozialprodukt ist?

00:08:33 – 00:08:44

Alexander Petsch: Ja, jetzt haben wir es also ein bisschen gereframet, nenne ich es mal. Wie würdest du dann weitermachen?

00:08:44 – 00:09:31

Thomas André Sola: Dann würde ich es weiter runterbrechen. Wenn wir über die Staffing Branche in der Recruitment Industrie sprechen, das würde ich mir wünschen, dass wir alle das so in der Zukunft sagen. Ja, die Recruitment Industrie, das Große und Ganze HR, CRM Systeme, Beratungsunternehmen, was es da so alles gibt, so kreucht und fleucht, da seid ihr ja auch total in diesem Metier mit drin vom HRM Institut. Und ein Teilbereich von dem ist die Staffing Branche und das sind wir. Flexible oder feste Personalbeschaffung. Und dann noch mal darüber reden, was machen wir denn eigentlich in diesen Bereichen? Und die zweite Hammerzahl, die wir da auf der STAFFINGpro präsentiert haben, war, wie viele Leute wir jedes Jahr in der Festanstellung vermitteln. Kannst du dich an die Zahl noch erinnern?

00:09:31 – 00:09:35

Alexander Petsch: Ich habs nur so grob verortet. Ich meine, es waren über 2 Millionen.

00:09:36 – 00:11:03

Thomas André Sola: Genau, 2021 hatten wir Staffing Firmen in Deutschland 2,9 Millionen Leute in die Festanstellung gebracht, bei 5,8 Millionen besetzen Positionen laut Lünendonk. Das heißt, in dem Jahr hat die Staffing Industrie 50 Prozent der Festanstellungsvakanzen besetzt. Und das würde ich auch, Life Hack Nummer zwei oder drei dann mittlerweile schon, in der Kommunikation mit dem Kunden, wenn man mit denen spricht, sagen: „Ja, hey, ich denke, wir haben der deutschen Wirtschaft Post-Corona sicherlich die Kohlen aus dem Feuer geholt. Weil ohne uns hättet ihr 50 Prozent eurer Vakanzen gar nicht besetzt.“ Und man sieht auch den Vergleich. Also normalerweise besetzt die Staffing Branche so zwischen 20 und 30 Prozent der Vakanzen im Festanstellungsbereich. In dem Jahr waren es 50 Prozent. Also wir waren ein totaler, wie soll ich sagen, wir waren ein Flexibilisierungstool. Ja, und das sind wir ja. Als Staffing Unternehmen sind wir Flexibilisierungstool. In guten Zeiten haben wir viele Anfragen. In schlechten Zeiten müssen wir damit klarkommen, weniger Anfragen zu haben. Und jeder Geschäftsführer, der zuhört, weiß, was es am Ende des Tages bedeutet, wenn man in schlechten Zeiten viele gute Consultants beschäftigen muss und trotzdem irgendwie noch profitabel sein muss. Auch das muss man mal den Kunden in der Wirtschaft sagen. Wir sind für euch da, sowohl in guten als in schlechten Zeiten.

00:11:03 – 00:11:11

Alexander Petsch: Ja, es ist eine wahnsinnige Flexibilisierung für Unternehmerinnen und Unternehmer. Das ist schon…

00:11:11 – 00:12:02

Thomas André Sola: In allen Vertragsarten, ja? Du hast ja über Arbeitnehmerüberlassung, Zeitarbeit gesprochen, finde ich, hat diesen schlechten Anstrich gar nicht verdient. Klar, wir müssen es uns gefallen lassen, dass es ein paar schwarze Schafe in der Vergangenheit gegeben hat. Die gibts in jeder Branche. Irgendwelche Leute, die nicht nach den Regeln spielen und die irgendwelche Metzger beschäftigen und sie dann noch abzocken, indem man irgendwie die Miete dann und irgendwelche Fahrtkosten… Aber das ist ja nicht der Standard unserer Branche. Das sind nicht die Leute, die auf unserer Messe hier sind. Das sind irgendwelche Leute, die in jeder anderen Industrie auch irgendwas dodgy-mäßiges abziehen würden. Also darauf würde ich mich gar nicht einlassen auf die Diskussion. Die Zeitarbeit oder die Arbeitnehmerüberlassung ist eine total wichtige Industrie für ganz viele unterschiedliche Unternehmen. Auch wieder die Flexibilisierung und der Spezialisierungsaspekt.

00:12:03 – 00:12:31

Alexander Petsch: Ich hatte letztes Jahr den Richard Jager, den CEO von Randstad hier, und der hat berichtet, dass er oft, wenn er mit Kunden halt am Tisch sitzt und es dann um auch Qualität von Mitarbeitern und so geht, dann immer sagen kann, ganz oft sagen kann: „Ja, guck dich doch mal um, links und rechts von dir, wer da sitzt, ja? Alles Ex-Mitarbeiter von uns.“ Ja, so viel zum Thema Qualität in der Vermittlung, ja?

00:12:31 – 00:13:00

Thomas André Sola: Ja, und ich meine, wenn wir wieder die Nähe zu Mannheim hier kolportieren wollen, Hays. Ich bin letztens in der Alumni-Gruppe von Hays eingeladen worden und da war mir das erste Mal im Leben bewusst, als ich der Gruppe mal durchgeguckt habe, wie viele Leute, die bei Hays waren, dann am Ende des Tages beim Endkunden gelandet sind und da sicherlich einen guten Job machen, die da langjährige Angestellte sind. Also was es für eine Talentschmiede ist, Hays. Unvorstellbar eigentlich. Sehen die meisten Leute gar nicht so.

00:13:01 – 00:13:29

Alexander Petsch: Ja, auch krass strukturiert, gut strukturierter Laden, kann man ganz viel lernen. Also… Und ich sage mal, auch Hays Deutschland – Gruß an Dirk Hahn, der jetzt ja weltweit CEO von Hays geworden ist – wäre das ja auch nicht, wenn nicht Deutschland Global im Hays Kosmos, glaube ich, auch Musterländle ist. Und dass man versucht vieles, was man hier erfolgreich umgesetzt hat, auch global wahrscheinlich auf die Schiene zu kriegen.  

00:13:29 – 00:15:12

Thomas André Sola: Genau, genau. Und da sind wir schon wieder beim nächsten Thema, was mit Kommunikation angeht. Was uns ja auch oft von unseren Kunden, glaube ich, auch von der Kandidatenseite vorgehalten wird, ist so, Dirty Sales zu machen. Kandidaten zu verschicken, die kein Consent erteilt haben oder Kundenjobs zu bearbeiten, ohne dass der Kunde das weiß. Das ist natürlich… Ich würde jetzt nicht sagen, das ist englisches Doing, aber das ist Quick Sales, der nicht gut ist und der uns als Branche auch nicht guttut und den wir als Branchenverband dann auch aburteilen würden, wenn wir das erfahren würden. Und das sieht man jetzt auch. Timo Lehne oder Dirk Hahn, dass diese Vermischung von… Hays ist ein englisches Unternehmen, ja? Hat Ascena in Mannheim gekauft. Deutsche Gründlichkeit und Qualitätsdenken und langfristige Orientierung versus kurzfristige Orientierung. Unsere englischen Kollegen sind da eher kurzfristig orientiert, dass sich das auch auszahlt, dass es nicht immer nur der nächste Abschluss ist, quick quick, sondern dass solche Firmen Win-Win-Win-Situation anstreben und dann die Kunden auch langfristig zurückkommen, weil sie wissen, dass sie mit Hays einen guten Lieferanten haben. Die Freiberufler wissen, dass sie da einen fähigen Payrollpartner und Projektvermittler haben. Und anders ist der Erfolg von Hays in Deutschland und dann von Dirk Hahn und seinem Team nicht zu begründen. Und das finde ich ein gutes Beispiel für unsere Branche und finde ich sehr erstrebenswert. Dass wir jetzt zwei unserer deutschen Leute, wenn ich das so sagen darf, in ein globales Board von einem internationalen Personaldienstleister geschafft haben, finde ich Hammer. Und ist nicht der Letzte, prophezeie ich. Wird nicht der Letzte sein. Es ist ein Trend, der gerade erst losgeht.

00:15:12 – 00:15:18

Alexander Petsch: Ja, den die Protagonisten auch positiv mitgestalten können, den Trend, ja?

00:15:19 – 00:15:21

Thomas André Sola: Ganz genau. Und auch darüber müssen wir mehr reden.

00:15:21 – 00:15:23

Alexander Petsch: Ja, tun wir ja gerade.

00:15:23 – 00:15:23

Thomas André Sola: Genau.

00:15:23 – 00:15:42

Alexander Petsch: Ja, also eigentlich schon krass, wenn man sich überlegt, echt knapp 50 Prozent der Jobs, die vermittelt worden sind in Deutschland oder wo Mitarbeiter Jobs gewechselt haben, dass die über die Personaldienstleistung, die Staffing Branche, vermittelt wurden.

00:15:42 – 00:15:44

Thomas André Sola: Ja, 2021 war das ja.

00:15:44 – 00:15:58

Alexander Petsch: Okay, also heißt Kommunikation mit Freunden und Bekanntenkreis klar, ja? Auch in der Kommunikation mit dem Kunden klarer und auch selbstbewusster auftreten.

00:15:59 – 00:17:10

Thomas André Sola: Genau. Da vielleicht noch zu erwähnen, was ich als ein Life Hack als Geschäftsführer einer Staffing Firma, was ich immer meinem Vertriebsteam gesagt habe, klar kommunizieren zwischen den Dienstleistungen und der Erwartungshaltung, die da rauskommt. Ich glaube, das ist ein Fehler, der oft noch in unserer Branche gemacht wird. Der Kunde will die eierlegende Wollmilchsau, kennst du auch, und dann schaffen wir es nicht, uns richtig abzugrenzen. Nicht richtig zu sagen, das ist eigentlich gar nicht die Dienstleistung, die wir anbieten können oder wollen oder auch Vertriebssteuerung… Dass der Consultant sagt, ich versuche das jetzt mal, aber er das dann nicht richtig schafft. Also da redet die Simone Straub ja auch immer sehr viel drüber. Und was ich damit sagen will, ganz klar zu sagen, bin ich ein Vermittler, bin ich ein Berater, bin ich ein Dienstleister? Was ist mein Kerngeschäftskunde? Was darfst du dafür erhalten? Wenn ich den… Wenn ich erfolgsbasiert, kunden-, kandidatenorientiert arbeite und der Kunde außerhalb meiner Skill Base auf mich zukommt und ich sage, ich liefere dir was in 48 Stunden und mich dann nie mehr melde, ist natürlich schlecht. Feuert auf den einzelnen Consultant, auf das Unternehmen und dann auf die Branche am Ende des Tages zurück.

00:17:11 – 00:17:17

Alexander Petsch: Also auch da klar kommunizieren und vor allen Dingen das, was ich kommuniziere, auch einhalten.

00:17:18 – 00:18:16

Thomas André Sola: Genau. Also eine Diskussion, die ich sehr gerne und auch schon öfters auf LinkedIn geführt wird, ist sicherlich… Stößt bisschen an und kriegen wir sicherlich bisschen Gegenwind. Aber ich finde, das Wort Personalberater ist inflationär genutzt in unserer Branche. Jeder sagt, er ist Personalberater. Und das ist für mich so ein bisschen englisches Upselling. Ja, viele englische Agenturen, die ich gesehen habe oder internationale Agenturen, die sagen gar nicht mehr sie sind Staffing Agencies, sondern sie sagen, sie sind irgendwie Consultancy oder so was. Finde ich ein bisschen verwirrend. Finde ich auch, entspricht zumindest nicht meinem Werteverständnis. Wenn ich ein Immobilienmakler bin, kann ich auch nicht sagen, ich bin irgendwie was anderes. Man muss einfach sagen, was man ist. Und wenn man Personalvermittlung macht, genau wie man Arbeitnehmerüberlastung macht, wir müssen dazu stehen zu dem Wort und stolz darauf sein, anstatt uns irgendwelche andere Begriffe zu suchen, die das dann verbessern, was wir eigentlich sind. Das, finde ich, ist nicht der richtige Weg. Ist meine persönliche Meinung.

00:18:16 – 00:18:33

Alexander Petsch: Mhm, ja, kenne ich aus dem Immobiliensektor auch. Da gibts auch solche Auswüchse, dass man dann Gutachter vorne anstellt, aber im Kern dann doch Vermittler ist, Makler ist.

00:18:34 – 00:18:40

Thomas André Sola: Ja, und das ist ja nichts Schlechtes. Immobilienmakler braucht auch jeder. Warum muss man sich dann Gutachter schimpfen?

00:18:42 – 00:18:53

Alexander Petsch: Okay, ja, du hast ja so ein bisschen deine Hacks an den verschiedenen Kommunikationspartnern ausgerichtet. Ja, wen haben wir da noch?

00:18:53 – 00:20:13

Thomas André Sola: Gut, wir hatten Freunde und Familienkreis, dann haben wir unsere Kunden, die unsere Rechnung bezahlen und dann sind es natürlich die Kandidaten, mit denen wir jeden Tag arbeiten, sei es in Arbeitnehmerüberlassungen, Festanstellungsvermittlung oder freiberufliche Projektbesetzung. Und da ist es, glaube ich, ganz wichtig, viel über Qualität zu sprechen. Weil auch da gab es sicherlich Fälle in der Vergangenheit, wo Freiberufler mit irgendwelchen Agenturen gearbeitet haben, die sind insolvent gegangen und haben ihre Rechnung nicht mehr bezahlt. Ist natürlich extrem schlecht für unsere Branche, sollten wir vermeiden. Und da würde ich zum Beispiel – Werbung in eigener Sache, Disclaimer – sagen, wir sind Verbandsmitglied, wir haben uns dem Code of Conduct verpflichtet. Muss jetzt nicht APSCo sein, kann auch andere Verbände sein, haben ja alle ihre Daseinsberechtigung. Und darüber zu sprechen, dass man sich einem Mindeststandard verpflichtet hat. Wir haben ja in Deutschland, so wie Immobilienmakler früher konnte ja jeder werden. In Deutschland kann jeder Personalberater, Personalvermittler, Personaldienstleister werden. Das heißt, wir haben keine Einstiegsbarriere, um unseren Beruf auszuüben. Deswegen ist es mindestens wichtig, dass wir uns professionellen Organisationen anschließen und darüber… Und uns natürlich dran halten und dann darüber die Credentials und die Qualität vor allen Dingen gegenüber den Kandidaten kommunizieren können.

00:20:14 – 00:20:14

Alexander Petsch: Mhm.

00:20:15 – 00:20:18

Thomas André Sola: Gruß geht raus an unseren neuen GVP Verband!

00:20:18 – 00:20:28

Alexander Petsch: Der GVP, ja, der Zusammenschluss der beiden Zeitarbeitsverbände BAP und IGZ, der sich ja gerade neu positioniert.

00:20:28 – 00:20:29

Thomas André Sola: Hast du schön gesagt, Alex.

00:20:31 – 00:20:38

Alexander Petsch: Ja, jetzt haben wir die Kandidaten. Gibt’s noch einen in der Kommunikationskette, wo du sagen würdest, da sollten wir auch klar kommunizieren?

00:20:38 – 00:21:10

Thomas André Sola: Also zu den Kandidaten würde ich auch noch sagen wollen, dass man… Aber das ist grundsätzlich, glaube ich, eine Kommunikationsgeschichte, klar in der Sache und freundlich im Ton. Auch da wieder, wie gegenüber den Kunden, Erwartungshaltungsmanagement. Was kann ich? Was kann ich vermitteln? Was kann ich nicht tun? Aber trotzdem freundlich bleiben. Wir haben viele Kandidaten, die sicherlich manchmal auch ein bisschen strange sind, aber dafür, da müssen wir professionell bleiben und die professionell behandeln können. Das war ja so die Kundenseite gewesen, und was bleibt dann noch übrig?

00:21:10 – 00:21:32

Alexander Petsch: Ja, ich würde vielleicht noch bei den Kandidaten aus meiner Sicht das Thema Verbindlichkeit und klare Kommunikation, wie du auch schon gesagt hast… Aber das, was ich ja, was ich zusage, auch halten. Und das sind oft, das fängt ja im Kleinen an und baut sich dann auf. Also da kann man einfach viel Vertrauen gewinnen.

00:21:32 – 00:21:41

Thomas André Sola: Oder auch kaputt machen, wenn man es falsch macht. Ja genau, aber jetzt haben wir Freunde, Kunden, Kandidaten gehabt. Was bleibt? Die liebe…

00:21:42 – 00:21:42

Alexander Petsch: Sags mir, André.

00:21:42 – 00:21:48

Thomas André Sola: Konkurrenz. Wir leben ja vom Wettbewerb oder nicht? Was ist…

00:21:49 – 00:21:52

Alexander Petsch: Ja, es ist das Zeitalter…

00:21:52 – 00:22:01

Thomas André Sola: Wir können ja mal eine Frage hier virtuell an Dirk Hahn rausschicken. Wie oft hat er in seinem Leben schon auf die Lünendonk-Liste geguckt, wo seine Hays steht? Würde mich mal interessieren.

00:22:02 – 00:22:02

Alexander Petsch: Ja.

00:22:03 – 00:23:59

Thomas André Sola: Vielleicht antwortet er ja, das wäre ganz nett. Aber zur Konkurrenz… Und es ist ein bisschen, wo ich dazugelernt habe bei allem Positiven, was wir jetzt über Hays gesagt haben und ich weiß gar nicht, ob es intended war. Aber als ich bei Hays war, war so die Stimmung, unterhalte dich bloß nicht mit den anderen, weil das sind die Bösen und wir sind die Guten. Und das ist der Beelzebub und wir sind hier die Reinkarnation von wie man alles richtig macht. Und ein Stück weit habe ich das am Anfang sicherlich auch geglaubt. Weißt du, VTC, Mannheim wird man auch ein bisschen braingewashed. Ist nicht negativ gemeint. Aber es ist sicherlich, gehört zum starken Corporate Branding auch dazu, dass man so ein bestimmtes „das sind wir und das sind die anderen“ macht. Aber ich glaube, das hat sich in den letzten zehn Jahren wirklich verändert. Auch bei APSCo merke ich das. Und das würde ich mir wünschen. Oder kann ich auch nur allen Leuten empfehlen, sich geistig zu öffnen und nicht sagen, wir sind die Besten. Weil es gibt nämlich… Klar ist man sicherlich… Also Hays ist sehr stark in der freiberuflichen Projektvermittlung. Die haben super Innovationen geschafft, Geschäftsbereiche über die Jahre erfolgreich aufgebaut. Aber es gibt immer irgendeinen Konkurrenten, der in irgendwas anderem besser ist. Und von denen kann man lernen, wenn man sich dem öffnet. Und das sind so Verbände wie die APSCo, ist auch so ein Ort, wo man sich austauschen kann und über Erfahrungen reden kann. Wie machst du das? Wie mache ich das? Wie können wir das besser machen? Und das, denke ich, ist ein Tipp für jeden Staffing Recruiter, der hier unterwegs ist. Netzwerkegel Nummer eins: geht ein bisschen raus, vernetzt euch, challenget eure Ideen und lernt von anderen. Ja, es ist… Netzwerken ist… Also ich habe auch einen anderen Podcast, wenn ich das sagen darf, mit René Troche gemacht über Netzwerken. Ist wirklich unterschätzt und ist ein riesengroßer, kann ein riesengroßer Entscheider für deine Karriere sein. Du kannst nach innen zum Unternehmen, in deinem eigenen Unternehmen netzwerken, du kannst nach außen netzwerken. Es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten. Aber geht raus und redet miteinander!

00:24:00 – 00:24:03

Alexander Petsch: Ja, das fasst das doch eigentlich sehr gut zusammen.

00:24:04 – 00:24:16

Thomas André Sola: Und dann vielleicht noch ehrlich und nicht immer die obligatorischen 40 Prozent mehr Umsatz, mehr Net Fee, mehr alles draufpacken, sondern über realistische und echte Zahlen sprechen und schon ist es ein tolles Gespräch.

00:24:16 – 00:24:20

Alexander Petsch: Ja, André, herzlichen Dank! Schön, dass du da warst.

00:24:20 – 00:24:24

Thomas André Sola: Das wars! Schön, dass ich da sein durfte, Alex.

00:24:24 – 00:24:37

Alexander Petsch: Und ja, wenn ihr das Ganze noch mal nachlesen wollt, dann einfach auf HRM.de gehen. Und ja, Glückauf, bleibt gesund und denkt dran, der Mensch ist der wichtigste Erfolgsfaktor für euer Unternehmen.