Der positive Effekt ist, dass Bildungsabschlüsse international vergleichbar werden. Die Bildungssysteme – vor allem auch im Bereich der Berufsausbildung – sind in Europa nämlich sehr unterschiedlich organisiert. Die duale Form der Lehrlingsausbildung ist beispielsweise in vergleichbarer Konzeption nur in Österreich, Deutschland und der Schweiz üblich. Schulformen wie HTL und HAK gibt es in dieser Form nur in Österreich.

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Foto von Nastuh Abootalebi

Im EQR werden Bildungsabschlüsse nach dem Lernergebnis eingestuft: Das, was der/die Lernende wirklich weiß, versteht und kann, ist ausschlaggebend. Personalisten, die mit Berufsausbildungen und Abschlüssen konfrontiert sind, die sie nicht kennen, können sich in Zukunft auf die EQR-Zuordnung auf dem jeweiligen Zeugnis verlassen. Ein Bildungsabschluss ab der Stufe 4, 5 oder 6 lässt beispielsweise darauf schließen, dass der Absolvent/ die Absolventin in unterschiedlichen Ausprägungen selbstständig arbeiten bzw. Führungsaufgaben in unterschiedlichen Intensitäten übernehmen kann. Österreichische Abschlüsse auf diesen Stufen wären etwa Lehrlingsausbildung, AHS- oder BHS-Matura, die Meisterprüfung oder der Bachelor.

Gleichwertige Inhalte führen zu gleicher Einstufung, unabhängig davon, wo und in welcher Form gelernt wurde. Der in der Wirtschaft anerkannte WIFI-Bilanzbuchhalter wäre aus länderübergreifender Sicht beispielsweise dem Bachelor einer FH ebenbürtig. Die berufsbezogene Weiterbildung erfährt damit eine weitere, internationale Aufwertung.

Jedes EU-Land ist nun aufgefordert, seine Qualifikationen den EQR-Niveaus zuzuordnen. In Österreich ist geplant, dass der Nationale Qualifikationsrahmen (NQR) bis 2010 in den Grundstrukturen steht und dass ab 2012 auf jedem Zeugnis ein Verweis auf das EQR-Qualifikationsniveau angeführt ist.

Welche Konsequenzen hat der EQR auf die Personalrekrutierung? Wie kann der EQR helfen, die Wertigkeit von ausländischen Zeugnissen zu beurteilen? Welche Vorteile ergeben sich daraus für Unternehmen und Arbeitnehmer/ innen? Diese Fragen stehen beim heurigen WIFI-Bildungsgespräch „Was Personalisten über den Europäischen Qualifikationsrahmen wissen sollten“, am Donnerstag, 12. November 2009, von 10.15 bis 11.15 Uhr im Praxisforum 2 im Mittelpunkt. Unter der Moderation von Karin Bauer, Leitung KarrierenStandard, diskutieren Dr. Michael Landertshammer (Institutsleiter WIFI Österreich) und Mag. Thomas Mayr (Geschäftsführer ibw Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft).

Dr. Michael Landertshammer Institutsleiter WIFI Österreich

Quelle: MesseSpecial Professional Learning Austria