Der Satz „Man kann nicht nicht kommunizieren“ ist eines von fünf Axiomen der Kommunikationstheorie von Paul Watzlawick. Dass dieses Axiom im Alltag eine Grundlage hat, lässt sich unendlich oft und in vermeintlich unbedeutenden, kleinen Tagesszenen beobachten. Allein diese Tatsache macht das Axiom zum wichtigsten, zu beachtender Aspekt in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Es ist Watzlawicks erstes Axiom in einer Folge von fünf.
So könnte eine typische Situation aussehen:
In einem Teammeeting sitzt ein Kollege leicht abgewandt vom Tisch und vom Redner. Er verfolgt zwar das Gespräch, beteiligt sich jedoch nicht mit Wortbeiträgen. Deswegen liegt die Annahme nahe, er habe nichts zu sagen und wolle gar nicht kommunizieren. Doch in dieser Passivität liegt bereits Kommunikation. Ganz gleich, welche Körpersprache er spricht, beteiligt er sich nämlich doch am Gespräch. Vielleicht schaut er auf seine Hände, rutscht auf dem Stuhl hin und her. Vielleicht blickt er in sich gekehrt. Die Dinge sind nicht, wie sie uns oft im ersten Moment erscheinen. Zu fragen bliebe immer, was der Kollege mit seinem Verhalten sagt.
Eine weitere häufig gesehene Alltagsszene ist die Begegnung von zwei Kollegen auf einem Flur, bei dem der eine stumm am anderen vorbeiläuft und keinen Blickkontakt aufnimmt. Die Botschaft ist eindeutig: Diese Person teilt mit, dass sie im Moment – aus was für Gründen auch immer – nicht kommunizieren möchte.
Im Dialog zu sein, setzt keine bewusste
Kommunikation voraus …
Was bedeuten diese Beobachtungen und Erkenntnisse für uns im HR-Alltag? Ich finde es wichtig, dass wir uns voll darüber bewusst sind, dass wir dauernd, aber auch wirklich immer kommunizieren. Wir können dem quasi nicht entrinnen, wir senden ununterbrochen Signale und stehen somit mit unseren Mitmenschen in einem anhaltenden Dialog. Dialog entsteht nicht durch Willen zur Kommunikation, sondern durch das bloße Lebendig-Sein. Auch wenn kein Wort gesprochen wird, teilen wir unserer Umgebung etwas mit, sei es durch unsere Körperhaltung, unsere aktive Mimik, unsere Gestik oder durch unser vermeintliches „Nicht-Verhalten“.
Was passiert, wenn wir uns der umfassenden Dimension von Kommunikation nicht bewusst sind? (Und Bewusstsein meint nicht: ab und zu etwas zu beherzigen). Bewusstsein und Verinnerlichung sind die Stichworte. Wie oft kommt es vor, dass Missverständnisse entstehen, weil zum Beispiel eine Seite nicht reagiert und glaubt, damit keinen Dialog aufzunehmen und die andere Seite in diesem Verhalten eine Botschaft sieht, die sie aus dem eigenen Verständnis bildet? Unterschiedliche und nicht kommunizierte Wahrnehmung schafft Grauzonen. Wer bewusst mit sich und anderen im Kontakt ist, schafft Klarheit.
Daraus folgt der Lehrsatz:
Umso transparenter, offener und vor allem bewusster – und das meint nicht gesteuert oder verstellt – jemand kommuniziert, umso weniger Missverständnisse, Unklarheiten und Konflikte setzt er zwischen sich und seiner Umwelt.
Für mich ist Kommunikation eines der spannendsten Themen im Leben überhaupt. Ich habe erfahren, dass es nötig ist, Bewusstsein und Sensibilität für verbale und nonverbale Kommunikation ständig zu entwickeln, denn es sind keine Prozess, die sich ein für allemal abschließen lassen.