A group of friends at a coffee shop
Photo by Brooke Cagle

Wer glaubt, Employer Branding und eine Prise Menschlichkeit schließen sich per se gegenseitig aus, ist noch nicht im Zeitalter von New Work angekommen. Die Zeiten, in denen Employer Branding als reines Kommunikations- und Markenbildungsthema wahrgenommen wurde, sind für Tobias Grewe und Christa Stienen seit Corona endgültig vorbei. „Wir sind zwar digitaler geworden, aber das Netz löst halt nur Verbindungsfragen, aber keine Beziehungsfragen“, sagt der Kommunikationsberater. Auch die erfahrerene Personalerin Christa Stienen will einen Kulturwandelin der Führungsebene wahrgenommen haben. „Menschlichkeit ist etwas, das sich in der Chefetageweiter durchsetzen wird“, ist sie sich sicher. Alexander Petsch, CEO des HRM Instituts, bat die beiden Experten für den Podcast HRM Hacks zum Gespräch.

Führungsrolle und Employer Branding verschmelzen somit im Zeitalter von New Work. Denn nicht zuletzt seien es die Manager und Managerinnen, die Kulturräume und Begegnungsorte für Mitarbeitende schaffen müssen. „Es geht um Erlebnisse, um Geschichten, die morgen weitererzählt werden“, sagt Tobias Grewe, „und da sind wir ganz schnell beim Employer Branding“. Denn was als Botschaft nach außen draufstehe, sollte im Unternehmen auch nach innen gelebt werden. „Das ist der Moment, in dem Marketing auf Wirklichkeit trifft.“

Begegnungsorte seien in Zeiten von Homeoffice und Digital Nomads nicht mehr Kaffeeküchen und Flure, sondern verstärkt Netzwerke, sagt Christa Stienen. In diesen Begegnungsräumen entstünden im Idealfall Anknüpfungspunkte, die Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ein Gefühl von Nähe und Geborgenheit geben. „Es geht vor allem darum, die Menschen an sich zu binden und deren Potenziale zu sehen.“ Dazu gehöre auch, sich über Kinder und Tiere zu unterhalten, die im Hintergrund zu sehen sind. „Führungskräfte müssen Mitarbeitern eine emotionale Haltestelle schaffen, wo die sich unterstellen können“, sagt Kommunikationsexperte Tobias Grewe.

Eine gewisse Leichtigkeit ist den Arbeitsprozessen zuträglich

Menschlichkeit sei aber nicht gleichzusetzen mit einem konfliktfreien Unternehmen. Nur die Art undWeise der Konfliktbewältigung sei anders, sagt Christa Stienen. „Die Dinge müssen durchaus angesprochen werden, aber auf eine derart kreative Art, dass eine gewisse Leichtigkeit entstehen kann“, sagte die studierte Diplom-Sozialpädagogin. „Wenn wir es schaffen, miteinander zu lachen, auch über uns selbst zu lachen, dann geht man auch die Probleme anders an“, sagt sie. Überdies hätte es eine positive Wirkung nach außen. „Es zeigt, dass unsere Leute so durch die Krise kommen.“ Traditioneller Small talk sei schön und gut, echte Gefühle und Nahbarkeit aber deutlich besser.

Eine derart harmonische Mitarbeiterkultur aufzubauen geht nicht von heute auf morgen und bedarf eines Vertrauensvorschuss seitens der Führungsetage. Viele Firmen hätten in der Vergangenheit auf das Prinzip „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ vertraut, sagt Christa Stienen. Corona zwang sie nun zum Umdenken, plötzlich wurde Homeoffice von Berlin angeordnet. „Und viele stellten fest, dass sie damit bessere Ergebnisse erzielen.“ Die Kultur des Loslassens und Vertrauens hätte mit Corona einen gewaltigen Sprung nach vorne machen können. „Durch gegenseitiges Vertrauen entsteht mehr Produktivität“, glaubt Tobias Grewe.

Christa Stienen empfiehlt Führungskräften, diesen Kurs des Kulturwechsels beizubehalten. Also gegenüber Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ehrliches Interesse zu zeigen, ihnen Zeit zu schenken und zuzuhören. „All das darf keine Eintagsfliege sein.“ Die Small-talk-Ebene müsse dauerhaft verlassen werden, im Interesse sowohl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als auch der Ergebnisse. „Nur so kann ich dauerhaft Menschen an mich binden.“ Ihre Seminare und Coachings habe sie inhaltlich bereits auf dieses Konzept umgestellt.

Zur Person: Christa Stienen ist eine ausgewiesene HR-Expertin mit 30 Jahre Erfahrung in unterschiedlichen Führungspositionen im In- und Ausland. Die Diplom-Sozialpädagogin ist Chief HR Officer bei Hellman Logistics Worldwide. Zuvor war sie in leitenden Positionen bei DB Schenker, der Lufthansa Catering-Tochter LSG Sky Chefs und der Metro AG tätig.

Der selbstständige Diplom-Betriebswirt Tobias Grewe ist seit vielen Jahren Experte für die Entwicklung und Umsetzung globaler B2B-Kommunikationsstrategien sowie inspirierender Impulsgeber für kreative Prozesse. Beim Thema Employer Branding und Markenführung stand und steht er Unternehmen wie Bosch, BMW oder Trumpf beratend zur Seite. Er ist zudem ein Fotokünstler und begnadeter Zeichner, der ganze Workshops kreativ zusammenfassen kann.

Das ausführliche Interview und den HRM Hacks Podcast mit Tobias Grewe und Christa Stienen findet Ihr unter: HRM.de - Employer Branding & Menschlichkeit? Podcast

Eine Checkliste mit Hacks zum Thema „Employer Branding und der Faktor Menschlichkeit“ von Tobias Grewe und Christa Stienen findet Ihr hier: 16 Hacks zum Thema „Employer Branding und der Faktor Menschlichkeit“ von Christa Stienen und Tobias Grewe (HRM Podcast Episode #09) - HRM.de

Kontakt zu unseren heutigen Podcast-Gästen findet Ihr unter: tobias-grewe - HRM.de & christa-stienen - HRM.de

Alle Podcast-Folgen der HRM Hacks,Tipps & Tricks für Eure HR-Herausforderungen und HR-Strategie findet Ihr auf einen Blick unter: podcast.hrm.de

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