Nach ihrem berufsbegleitenden Studium „Sustainability Management“ am Centre for Sustainability Managerment der Leuphana Universität Lüneburg verschlug es Monique Isenheim, Gründerin von „Green In Berlin“ nach Kalifornien und schließlich zum WWF nach Australien.Expat News sprach mit ihr über den seit nunmehr zehn Jahren etablierten Studiengang, „Green Skills“ und die Herausforderungen beim Auswandern.

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Foto von Headway

Expat News: Aktuell engagieren Sie sich in Australien für Tierarten wie den Orang-Utan. Wie kam es dazu?

Isenheim: Mein Ziel war eine Position an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Umweltschutz einzunehmen, in der ich ernsthaft etwas bewegen kann. Deshalb habe ich am Centre for Sustainability Management meinen MBA in Sustainability Management, also Nachhaltigkeitsmanagement, gemacht, parallel zu meiner damaligen Arbeit bei Bayer Healthcare. Die Qualifikation durch den MBA ermöglicht ja eine ganze Reihe spannender Arbeitsgebiete beispielsweise im Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen, als Beraterin, im Management von “grünen” Start-Ups oder Unternehmen und im Non-Profit Bereich. Dass ich jetzt für den WWF in Australien arbeite, ist für mich persönlich sozusagen der Schokostreusel auf der Sahne auf dem Eis. Die Arbeit mit den Unternehmen reduziert nicht nur deren eigenen ökologischen Fußabdruck, sie hat auch wichtige Signalwirkung für Kunden, Lieferanten und Mitbewerber. Gleichzeitig helfen die Partnerschaften dabei, wichtige Projekte des WWF zu unterstützen – wie zum Beispiel die Arbeit im Herzen Borneos.

Expat News: Sie verhandeln heute auf Augenhöhe mit Großunternehmen und bringen dort Umweltanliegen ein. Was ist aus Ihrer Sicht ausschlaggebend für erfolgreiche Verhandlungen an der Schnittstelle Wirtschaft-Umwelt?

Isenheim: Wenn man langfristig etwas zusammen bewegen will, muss man Partnerschaften aufbauen, von denen beide Seiten profitieren. In meiner Rolle ist es einerseits wichtig, die Perspektive und Motivation von Unternehmen zu verstehen, also ihre „Sprache“ zu sprechen. Gleichzeitig ist man Partner auf Augenhöhe und formuliert konkrete und ambitionierte Ziele. Wenn man es schafft, Umweltanliegen so zu adressieren, dass dem Unternehmen daraus ein Wettbewerbsvorteil entsteht – zum Beispiel durch niedrigere Kosten, ein reduziertes Geschäftsrisiko oder Differenzierung von Mitbewerbern, erreicht man letztlich mehr als mit philanthropischen Hauruck-Aktionen.

Expat News: Viele von uns träumen davon, einmal alles stehen und liegen zu lassen und ins Ausland zu gehen. Sie haben es gewagt. Sie waren bei den Bay Area Green Tours in Kalifornien und leben nun in Sydney – Traumziele, Traumjobs für viele Deutsche. Wie kommt man dahin?

Isenheim: Ich würde sagen hartnäckig sein und nicht auf die vermeintlich perfekte Gelegenheit warten. Ich glaube, insbesondere wir Deutschen wollen gern alles zu 100 Prozent unter Kontrolle haben, alles vorausplanen und jedes Risiko vermeiden. Wenn man im Ausland leben und arbeiten möchte, lässt sich aber nicht jedes Detail planen. Der Respekt vor Unsicherheiten kann lähmend sein. Natürlich sollte man nicht ins kalte Wasser springen, wenn man nicht schwimmen kann, aber man muss auch kein Ian Thorpe sein. Viele Berufseinsteiger erhoffen sich von globalen Unternehmen die Möglichkeit, einmal im Ausland zu arbeiten. Entsendungen lohnen sich aber meistens nur bei Mitarbeitern, die schon einige Jahre im Unternehmen gearbeitet haben. Wenn es dann soweit ist, hat man bei der Wahl des Ziels selten freie Auswahl oder mittlerweile andere Prioritäten. Ich denke, wer es ernst meint, die nötige Ausbildung und ein wenig Berufserfahrung gesammelt hat, hat die besten Chancen, wenn er oder sie es direkt versucht.

DAX-Unternehmen von Sustainability überzeugen

Expat News: Was waren die größten Hürden für Sie, auf dem Weg zu Ihrem beruflichen Ziel im Ausland?

Isenheim: Die Entscheidung, von einer sicheren Position in einem Dax-Unternehmen, mit guten Aufstiegsmöglichkeiten und einem tollen Team zu einem kleinen Non-Profit Start-Up in den USA zu wechseln um dort nur einen Bruchteil des bisherigen Gehaltes zu verdienen, habe ich mir nicht leicht gemacht. In meinem Umfeld hat das auch nicht jeder verstanden. Letztlich war es eine der besten Entscheidungen überhaupt. Bei Bay Area Green Tours habe ich das Non-Profit-Leben live erlebt und es gibt wohl kaum einen besseren Ort als Kalifornien, um mit Start-Ups und grünen Pionieren zu arbeiten. Die Gründermentalität ist inspirierend und ansteckend, schließlich ist Green In Berlin – eine Online Plattform für Berliner, Neu-Berliner und Berlin-Touristen, die umweltfreundliche Alternativen für alle Lebensbereiche aufzeigt – entstanden. Beim nächsten Umzug, nach Australien, war der Respekt vor dem großen Schritt schon nicht mehr annähernd so groß.

Familie und Freunde sind jetzt allerdings noch weiter weg. In Zeiten von Skype, Viber und E-Mail kann man aber dennoch gut in Kontakt bleiben. Außerdem haben wir natürlich ein Schlafsofa für Besucher.

Expat News: Was hat Ihnen am meisten dabei geholfen, alle Durststrecken durchzustehen und der Umsetzung Ihres Traums unbeirrt zu folgen? Was können Sie anderen empfehlen?

Isenheim: Ich glaube, es ist wichtig, ein sehr klares Ziel vor Augen zu haben und konsequent zu verfolgen. Wenn man ganz konkret weiß, was man möchte, kann man darauf hinarbeiten, sich weiterbilden, bestimmte Herausforderungen bewusst suchen, Prioritäten setzen. Dazu gehört auch Geduld: Das Ziel, eine Zeitlang im Ausland zu arbeiten, und ganz besonders in Australien, hatte ich schon als Teenager.

Expat News: Was verstehen Sie unter dem für Ihre Tätigkeit so wichtigen Begriff „Green Skills“?

Isenheim: Eine der wichtigsten Green Skills in der Arbeit in oder mit Unternehmen ist aus meiner Sicht, die größten Hebel für unternehmerische Nachhaltigkeit zu identifizieren. Natürlich ist es toll, wenn ein Unternehmen seine Büros mit Energiesparlampen ausstattet, aber einen echten Unterschied wird man erst machen, wenn man die Dinge angeht, die die größten Umweltauswirkungen haben. Dazu muss man nicht nur das Unternehmen und die Prozesse in der Gesamtheit erfassen, sondern auch die gesamte Wertkette einbeziehen.

www.green-in-berlin.de; www.sustainament.de

Bewerbungsschluss für den Studiengang Sustainability Management ist der 30.09.2013. Für weitere Informationen steht Frau Katrin Heeren zur Verfügung.

Tel: +49 4131-677 22 10

Fax: +49 4131-677-21 86

E-Mail: heeren@uni.leuphana.de

Quelle: www.expat-news.com

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