Vom Videospiel zur Google-Brille

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Foto von Annie Spratt

Ein weiteres Beispiel ist Kinect, ein Gerät, das zur Steuerung von Videospielkonsolen benutzt wird. Der Spieler steht vor dem Fernseher, Sensoren erfassen seine Bewegungen und übertragen diese auf den Bildschirm. So ist es möglich, im Wohnzimmer unter scheinbar realen Bedingungen Ski zu fahren, Tennis zu spielen oder Verbrecher zu jagen. Um diesen Effekt zu erreichen, wird eine Vorlage vor Sensoren oder eine Kamera gehalten. Erkennt die dahinter stehende Anwendung die Vorlage, kann sie die damit verbundenen Informationen weiterverarbeiten und umsetzen. Das Prinzip funktioniert auch bei Gebrauchsanweisungen für Elektrogeräte, die mittels einer speziellen Brille direkt auf das Gerät projiziert werden und Handlungsanweisungen über einen Kopfhörer erteilen. Die neueste Entwicklung in diesem Bereich ist wohl die „Augmented Reality“- Brille von Google, die virtuelle Informationen in die Umgebung einblenden soll.

Das Testimonial spricht

Auch fürs Personalmarketing ist die Technik nutzbar. So hat die Otto Group bei einer Recruitingkampagne für ihren IT-Bereich eine Stellenanzeige quasi zum Leben erweckt. Hierfür wird eine Printstellenanzeige mittels einer Webcam oder eines Smartphones betrachtet. Der überraschende Effekt: Das Testimonial auf der Anzeige, Harm Behrens, bewegt sich plötzlich und wendet sich direkt dem Betrachter zu. Harm Behrens stellt sich vor und spricht ein paar einleitende Worte zu dem Video, welches sich anschließend öffnet und zusätzliche Infos zu den IT-Jobs bei der Otto Group bietet. Die Anzeige wurde entsprechend der Zielgruppe in den Computerzeitschriften CT und Ix-Cebit-Special geschaltet.

Der Clou: Die Anzeige funktioniert sowohl als klassische als auch als „Augmented Reality“-Anzeige. Der Mehrwert offenbart sich auf den zweiten Blick, denn durch das Video können sehr viel mehr Informationen verbreitet werden. Auf diese Weise verschafft die Printanzeige Interessierten einen audiovisuellen Zugang zur Arbeitswelt der Otto Group.

Die Produktion ist natürlich teurer und zeitintensiver als bei einer gewöhnlichen Printanzeige. Zunächst gab es ein Fotoshooting mit mehreren Testimonials, dann entwickelte Milch & Zucker Anzeigenlayouts und produzierte gemeinsam mit der Firma Vidilo das Video. Schließlich wurde die webbasierte Software von Aurasma als Schnittstelle zwischen Anzeige und Film eingesetzt und ein entsprechendes Icon auf dem Anzeigenmotiv platziert. Der Zusatzaufwand wurde bewusst in Kauf genommen: Im Sinne der Ausrichtung als E-Commerce- Unternehmen hat sich die Otto Group für „Augmented Reality“ entschieden und damit als eines der ersten Unternehmen dieses Thema auch im Bereich Personalmarketing umgesetzt.

Autor: Jan Willand, Senior-Projektmanager bei Milch & Zucker in Osnabrück

Quelle: personalmagazin 06 / 12

Jeder kennt Science-Fiction-Filme, bei denen Glasscheiben zu Computerbildschirmen werden und Brillen Daten ins Sichtfeld einblenden. Was noch vor 20 Jahren reine Zukunftsmusik war, wird nun nach und nach machbar – unter der Bezeichnung „Augmented Reality“. Auf Deutsch heißt das: erweiterte Wirklichkeit.

Gemeint ist damit die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Hierfür werden echte Bilder von digitalen Bildern überlagert. Ein bekanntes Beispiel sind Fußballübertragungen im Fernsehen: Eingeblendete Linien, die bei einem Freistoß die Distanz zum Tor markieren, sind eine Form dieser Technologie.