Talent Acquisition im Wandel: Warum Neugier zum Schlüssel für die Zukunft wird

Ein Gespräch mit Nico Wirtz, Head of Talent Acquisition bei HARTMANN

Der Arbeitsmarkt ist im Sommer 2025 so komplex wie nie: geopolitische Unsicherheit, digitale Disruption, demographischer Wandel – und ein Recruiting, das sich gleichzeitig professionalisiert und neu erfindet. Wer heute in Talent Acquisition arbeitet, muss zwischen kurzfristiger Agilität und langfristiger Zukunftssicherung navigieren.

Nico Wirtz, Head of Talent Acquisition bei der PAUL HARTMANN AG, erlebt diese Dynamik hautnah. Die PAUL HARTMANN AG hat im Zuge einer HR-Transformation 2018/2019 ein Center of Excellence für Talent Acquisition aufgebaut, das nicht nur Stellen besetzt, sondern daran mitwirkt, die strategische Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sicherzustellen.“

„Recruiting ist nur ein Teilbereich. Es geht darum, sicherzustellen, dass wir die richtigen Menschen gewinnen, um innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Talent Acquisition zwischen Disruption und Demographie

Wirtz beschreibt den aktuellen Markt als „extrem spannend“ – und zugleich herausfordernd. Während einerseits die Zahl der Bewerbungen steigt, nimmt die Wechselmotivation ab. Gleichzeitig verändert die geopolitische Lage die Arbeitsmärkte in rasanter Geschwindigkeit.

Hinzu kommt die digitale Transformation: Künstliche Intelligenz ist längst mehr als ein Trend. Doch Wirtz warnt vor Übertreibungen:

„AI ist kein Allheilmittel. Wir erleben gerade erst, wie sich unsere Rolle dadurch verändert. Aber entscheidend bleiben die Basics: schnelle Prozesse, starke Zusammenarbeit mit Hiring Managern, und die Fähigkeit, auf Augenhöhe echten Mehrwert zu liefern.“

Damit verweist er auf eine Kernbotschaft für die Branche: Technologie ist Enabler, aber nicht Ersatz für gute Recruiting-Arbeit.

Best Practices aus der Praxis: Datengetriebes Talent Acquisition

Die Erfolge von HARTMANN zeigen, was modernes Talent Acquisition leisten kann:

  • Geschwindigkeit als Wettbewerbsvorteil: Kandidat:innen erleben schnelle Prozesse, was sich auch in den KPI widerspiegelt.
  • Zufriedene Hiring Manager: Ein klarer Indikator für hohe Reife im Recruiting.
  • Unabhängigkeit durch Active Sourcing: HARTMANN hat die Kompetenz intern aufgebaut und benötigt keine externen Agenturen mehr.

Doch die Herausforderungen bleiben: Wo finden sich in Zukunft die richtigen Talente? Wie lässt sich mit der Geschwindigkeit des digitalen Wandels Schritt halten? Antworten gibt das Unternehmen durch eine klare Haltung: Anpassungsfähigkeit, Kommunikationsstärke und Lernbereitschaft sind die entscheidenden Fähigkeiten im Team.

Neue Skills für eine neue Rolle

Die Rolle von Talent Acquisition hat sich fundamental verändert. Früher reichte es, Stellen auszuschreiben und Bewerbungen zu sichten. Heute geht es um weit mehr:

  • Suchstrategien entwickeln statt nur Profile verwalten
  • Stakeholder-Management auf Augenhöhe
  • Diagnostik und strukturierte Interviews beherrschen
  • Potenziale und Kompetenzen erkennen, nicht nur Qualifikationen prüfen

Recruiter*innen müssen heute eine Mischung aus Datenkompetenz, Technologieoffenheit und menschlicher Empathie mitbringen. Wirtz fasst es so:

„Neugier, mit Unsicherheit umgehen zu können, und ein echtes Interesse an Menschen – das ist heute wichtiger als je zuvor.“

Ausblick 2026: Unplanbarkeit als Normalität

Was erwartet uns in den kommenden Jahren? Drei Themen sieht Wirtz als besonders prägend:

  1. Technologiekompetenz – von KI bis zu neuen Tools im Recruiting-Alltag.
  2. Hiring for Future Competencies – Stellenbesetzungen nicht nur für den Moment, sondern für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.
  3. Sourcing Excellence – proaktives Finden und Ansprechen von Talenten bleibt zentral.

Der Arbeitsmarkt werde sich in den nächsten zwei Jahren noch mehrfach verändern – getrieben durch globale Krisen und wirtschaftliche Verschiebungen. Statt in Sicherheit zu schwelgen, brauche es einen professionellen Umgang mit Unplanbarkeit.

Gleichzeitig bleibt Wirtz optimistisch: HARTMANN sei ein gesunder, attraktiver Arbeitgeber mit einem sinnstiftenden Portfolio. „Und was gerade mit AI passiert, ist wahnsinnig spannend – ich empfinde es als Privileg, diese Phase aktiv mitzugestalten.“

Thought-Leadership-Fazit: Neugier als strategische Kompetenz

Was lässt sich aus HARTMANNs Weg ableiten?

  • Talent Acquisition ist kein operatives Recruiting mehr, sondern ein strategisches Steuerungsfeld.
  • Technologie verändert die Rolle massiv, ersetzt aber nicht die Grundlagen erfolgreicher Personalarbeit.
  • Unplanbarkeit wird zur Normalität – Resilienz und Anpassungsfähigkeit sind unverzichtbar.

Sein Rat für Unternehmen, die auch 2026 im Recruiting erfolgreich sein wollen, ist dabei bewusst einfach gehalten – und doch hochaktuell:

„Bleib neugierig 😊“

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