Als Geschäftsführer der spring Messe Management GmbH und Veranstalter der Zukunft Personal habe ich Lutz von Rosenstiel zuletzt in 2011 in Köln erlebt, wo er auf dieser europäischen Human Resources-Fachmesse einen Keynote-Vortrag über persönliche und berufliche Ziele von Hochschulabsolventen sprach; in seiner für ihn typischen differenzierten und pragmatischen Weise. Provokativ resümierte er damals, dass je besser Absolventen seien, desto mehr würden sie in Unternehmen hinsichtlich ihrer Karriereaussichten belogen. Damit verband er die Forderung an Personaler, sich intensiver mit den Lebenswelten von Absolventen zu beschäftigen.

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Foto von Glenn Carstens-Peters

Kritische Anmerkungen nahm das Publikum von Lutz von Rosenstiel stets interessiert auf, weil er in seiner Arbeit unermüdlich lösungsorientiert dachte und handelte. Und das mit einem Bildungshintergrund, der heute seines Gleichen sucht. Zudem blieb der Münchner stets am Puls der Zeit; nie war er unmodern – ein weiterer Beleg dafür, wie sehr er auf den Praxisbezug dessen achtete, mit dem er sich auseinandersetzte. Alle heute modernen Schlagworte der Personalarbeit sind auch Teil seines Werkes – von Controlling bis Zeitarbeit, Talent Management bis Employer Branding.

Was Lutz von Rosenstiel vor allem Achtung vor Partnern, Kollegen, Studenten und Kunden einbrachte war, dass er menschlich auf Augenhöhe mit seinen Gesprächspartnern blieb. Ich selbst habe dies bei einem Workshop vor vier Jahren erleben dürfen, den Lutz von Rosenstiel in Form eines Worls-Cafés veranstaltete; zum Thema „Personalentwicklung in Zeiten der Veränderung  – zur Bedeutung der Kompetenzveränderung“. Seine Seniorität und sein offener Zugang zu Menschen machten ihn zum Vordenker; an jedem Ort. Er war kein Wissenschaftler, der sein Schild um dessen Glanz willen hoch aufzuhängen suchte. Dieser konsequente Sachbezug räumte ihm vor anderen Menschen großen Respekt ein.

Mit Lutz von Rosenstiel verliert die Wirtschaftspsychologie einen ihrer größten Vertreter. Und es bleibt abzuwarten, wie heute wirkende Forscher und Berater das Fach fortführen werden. Diese Thematik ergab sich grundsätzlich schon in 2010, als Lutz von Rosenstiel den Lehrstuhl seines ehemaligen Schüler Prof. Dr. Heinz Schuler an der Universität Hohenheim für zwei jahre weiterführte. Eines ist heute schon offensichtlich: Die Gedanken und Ansätze von Lutz von Rosenstiel werden uns weiter beschäftigen, denn sie waren und sind grundsätzlich,  substantiell und zeitlos.  


Fotocredit: Anja Hofmann / www.pixelio.de