Die Ergebnisse sind aufschlussreich – und alarmierend. Elf Prozent der befragten 2.000 klein- und mittelständischen Unternehmen gaben an, Aufträge auf Grund mangelnder Sprachkenntnisse verloren zu haben. Im Durchschnitt gingen den Firmen deswegen 345.000 Euro durch die Lappen. Insgesamt macht das jährlich 100 Milliarden Euro. Das vergleichsweise minimale Investment in die Fremdsprachenkenntnisse der Mitarbeiter macht sich also durchaus bezahlt.

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Foto von Trent Erwin

English – what for?

Spitzenreiter der Fremdsprachen ist Englisch, klar. Doch wofür braucht man Englisch eigentlich konkret? Welche Aufgaben werden oftmals in der Geschäftssprache Nummer Eins absolviert? Die Befragung der Leser von Business Spotlight gibt darüber Aufschluss: Über 1.000 Leser beteiligten sich an der Umfrage im vergangenen Jahr. Neben E-Mails lesen (72 Prozent) und schreiben (67 Prozent) sowie Briefe lesen (53 Prozent) und schreiben (46 Prozent) spielt die mündliche Kommunikation eine bedeutende Rolle: Telefonate müssen von 55 Prozent regelmäßig auf Englisch geführt werden, dicht gefolgt von Small Talk (45 Prozent) und Kontaktpflege (40 Prozent) in der Fremdsprache.

Firmenhandys, Telefonkonferenzen und zunehmende Geschäftsreisen ins Ausland lassen die Bedeutung des mündlichen Ausdrucks immer stärker zu Tage treten. Ein Drittel der Business Spotlight-Leser nimmt außerdem häufig an englischsprachigen Meetings teil, rund ein Fünftel muss in der Fremdsprache sogar knallharte Verhandlungen führen.

I didn‘t quite catch that

Nun sind Telefonieren und Small Talk jedoch genau die Bereiche, die Nicht-Muttersprachlern am Schwersten fallen. Gleichzeitig hat über die Hälfte der Befragten an sich selbst den Anspruch, korrektes Englisch zu sprechen, um bei Geschäftspartnern einen guten Eindruck zu hinterlassen. In einer anschließenden Online- Umfrage ging Business Spotlight dem Thema näher auf den Grund: Es wurde beklagt, dass Muttersprachler zu schnell sprechen und ungewöhnliche oder unbekannte idiomatische Ausdrücke verwenden. Auch undeutliche Aussprache oder Dialekte sorgen bei Deutschen für Verwirrung. Selbst wer mit Partnern aus Osteuropa, China, Indien oder anderen Ländern zu tun hat, sieht sich mit ähnlichen Problemen konfrontiert.

Allerdings liegt die Problematik meist eher im Akzent der Partner. Hierbei kommt erschwerend hinzu, dass ein Viertel der Befragten vom Gegenüber genauso wenig verstanden wird. Insbesondere im Kontakt mit China und den USA kommt es zu Kommunikationsschwierigkeiten. Mit diesen Ländern gibt es bei einem Drittel der Befragten Probleme. Platz Nummer Drei belegt Frankreich mit 24 Prozent, dicht gefolgt von Indien und Japan (je 22 Prozent). Aber auch der britische Dialekt bereitet 21 Prozent der Befragten Probleme.

Ganz Ohr mit Audiotraining

Neben klassischen Lehrwerken, Magazinen und Zeitungen oder dem Internet spielt folglich Audiotraining eine wichtige Rolle dabei, die Mitarbeiter für internationale Kontakte fit zu machen. Denn durch das Lesen und Hören schulen sie ihr Hörverständnis und ihre Aussprache. Essenziell ist, dass das gewählte Produkt den Hörer herausfordert und dass es praxisnah aufgebaut ist. Das heißt, es sollten unterschiedliche Dialekte vorkommen, es sollten auch Nicht-Muttersprachler zu hören sein und die Sprachgeschwindigkeiten und Betonungen sollten – wie im wahren Leben – individuell sein. Diese Prinzipien leitet zum Beispiel Business Spotlight Audio, das Hörmagazin zum Englischmagazin für den beruflichen Erfolg. Mehr als 14 Prozent unserer Leser haben die CD oder den Download ergänzend zum Heft abonniert.

Die Sprecher kommen aus Ländern wie Irland, Kanada und Australien: Sie verwenden Redewendungen und Begriffe, die im theoretischen Schulalltag oft zu kurz kommen, aber dennoch fester Bestandteil der Alltagskommunikation des englischsprachigen Raums sind. Die eine oder andere Silbe wird auch mal verschluckt, wenn die Sprachgeschwindigkeit hoch ist – man muss also ganz Ohr sein. Gelegentlich kommen auch Nicht- Muttersprachler zu Wort. Jüngst äußerte sich zum Beispiel Leonard Orban auf Business Spotlight Audio. Der Rumäne ist EU-Kommissar für Mehrsprachigkeit und gab ein Interview auf Englisch. Seine Englischkenntnisse sind hervorragend, entsprechen aber wie bei fast jedem Nicht-Muttersprachler, der perfekten Aussprache oder dem in Deutschlands Schulen gelehrten Oxford-Englisch genauso wenig wie es bei Geschäftspartnern aus allen Herren Ländern der Fall ist. Um das Verständnis zu erleichtern, sind die Transkripte der CD sehr hilfreich. Aber der Lerner sollte es sich nicht zu leicht machen: Erst hören, dann mitlesen lautet die Devise.

Tipps vom Audio-Guru

Führend auf dem Gebiet Audio-Lernen ist Richard Cauldwell, der für sein elektronisches Werk „Streaming Speech“ den Innovationspreis des British Council verliehen bekam. Hier einige seiner Tipps: Wussten Sie zum Beispiel, dass man mit der kostenfreien Software „waveform editor“ aufnehmen kann? Oder dass fatalerweise besonders oft die Verneinungsform im Englischen nicht betont oder verschluckt wird (bei couldn’t ist das n’t oft nur für Profis hörbar)? Außerdem empfiehlt Cauldwell, das Gehörte als Diktat mitzuschreiben und dann mit dem Transkript abzugleichen.

Podcast-Tipps

  • Wöchentliche Neuigkeiten aus der Wirtschaftswelt und Tipps für die interkulturelle Kommunikation zum kostenlosen Download

    www.business-spotlight.de/podcast

  • Neuigkeiten von London bis L.A., Beispieldialoge und Übungen auf Englisch

    www.spotlight-online.de/podcast

  • Kultur, Sport und Nachrichten des britischen Guardian

    blogs.guardian.co.uk/podcast

  • Gute-Nacht-Geschichten für Erwachsene im britischen O-Ton

    www.bbc.co.uk/radio4/arts/book_bedtime.shtml

  • „All things considered“, eine tägliche Show des National Public Radio aus den USA

    www.npr.org

  • Die beliebte Seifenoper „Flatmates“ der BBC

    www.bbc.co.uk/worldservice/learningenglish/flatmates/

  • Deutsche Welle und Radio Austria bringen Nachrichten auch auf Englisch.

    www.deutsche-welle.de und http://oe1.orf.at/service/international_en

Musik und mehr

Die „Small Talk – Classic Grooves“ bieten mit Motiven von Bach und Händel Small Talk-Training, das Hörbuch „Sprachurlaub in New York“ macht Lust auf die Reise und stimmt auf amerikanischen Slang ein.

www.sprachenshop.de

ARD, ZDF und 3sat bringen Filme, bei denen man auf Originalton umschalten kann.

Internet-Tipps

Exklusiv-Interview mit Leonard Orban, EU-Kommissar für Mehrsprachigkeit.

www.business-spotlight.de/eu

ELAN-Studie

www.cilt.org.uk/research/projects/employment/elan.html

Der – noch – mächtigste Mann der Welt in Action. George W. Bush ist das Synonym für texanischen Akzent.

www.whitehouse.gov

Quelle: PERSONAL 12/2008