Talent Intelligence
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Daten werden immer wichtiger – Sie geben Aufschluss wie Ihr Unternehmen im Moment da steht und können ein Fundament für weitere Strategien sein. Doch wie kann man diese Daten richtig einsetzen? Und wie kann man die Daten zum Beispiel für die Personalgewinnung nutzen?

In der 101. Folge der HRM Hacks beschreiben Robindro Ullah, Experte für Personaldatengewinnung und CEO vom Trendence Institut und Host Alexander Petsch, was Talent Intelligence eigentlich bedeutet, und warum dies der Schlüssel für eine intelligente Verwendung für Daten ist. Ebenso

Daten als Grundlage jeder Strategie

Die strategische Nutzung von Daten ist entscheidend – und gibt Ihnen die Möglichkeit, fundierte Entscheidungen zu treffen und Ihre Strategien gezielt auszurichten. Zum Beispiel das statistische Bundesamt und viele andere Datenquellen bieten wertvolle Informationen, die Ihnen helfen können, Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf Ihr Unternehmen auswirken.

Ob es um demografische Informationen, Branchenanalysen oder Trends im Arbeitsmarkt geht – Daten können an nahezu jeder Stelle der Wertschöpfungskette unterstützen, sei es in der Personalgewinnung, in der Überzeugung von Entscheidern oder in der grundlegenden Ausrichtung Ihres Unternehmens.

Umsetzung von Talent Intelligence

Leider haben nur wenige Unternehmen bisher eine Talent Intelligence Abteilung aufgebaut, die diese Informationen effektiv nutzt. Oftmals mangelt es an der richtigen Infrastruktur oder den notwendigen Kompetenzen, um Daten zu analysieren und in handlungsorientierte Strategien umzusetzen. Dies stellt eine verpasste Gelegenheit dar, denn datenbasierte Entscheidungen sind nicht nur effektiver, sie erhöhen auch die Relevanz der HR-Arbeit innerhalb des Unternehmens.

1. Unternehmenskultur messbar machen

Doch wie baut man eine Talent Intelligence Abteilung eigentlich auf? Ein erster Schritt zur effektiven Nutzung von Talent Intelligence besteht darin, sich intensiv mit der Unternehmenskultur auseinanderzusetzen. Wie können Sie diese Kultur messbar machen und strategisch einsetzen? Was macht Ihr Unternehmen aus, was sind Ihre Werte und die Ihrer Mitarbeitenden? Durch Kulturtests, die sowohl Bewerbende als auch interne Mitarbeitende durchlaufen, können Sie herausfinden, inwiefern die Werte der Bewerbenden mit denen Ihres Unternehmens übereinstimmen.

Kulturtests könnten in Form eines Fragebogens oder eines Workshops geschehen, in dem die Werte und Überzeugungen der Mitarbeitenden erfasst werden. Ziel ist es, eine „Kulturlandkarte“ zu erstellen, die zeigt, wie gut die Werte der Bewerber mit denen des Unternehmens harmonieren. Möchten Sie Mitarbeitende, die exakt Ihrer Unternehmensphilosophie entsprechen, oder ist Ihnen Heterogenität wichtig? Eine klare Vorstellung von Ihrer Kultur und deren Einfluss auf die Personalgewinnung ist entscheidend.

2. Marktübersicht und Wettbewerbsanalyse

Die Personalgewinnung erfordert ein genaues Verständnis der Wettbewerbslandschaft. Wer rekrutiert die gleichen Talente wie Sie? Oft gibt es Diskrepanzen zwischen der Wahrnehmung von Unternehmen und der Sichtweise der Bewerbenden, was die Konkurrenz betrifft. Durch eine detaillierte Wettbewerbsanalyse können Sie herausfinden, welche Unternehmen ähnliche Zielgruppen ansprechen und wie Sie sich von diesen abheben können.

Diese Analyse kann Ihnen auch dabei helfen, Ihr Image als Arbeitgeber in der Öffentlichkeit zu verbessern. Fragen Sie sich: Wie nehmen potenzielle Bewerbende eigentlich Ihr Unternehmen wahr? Wie stehen Sie im Vergleich zu Ihren Mitbewerbenden da? Gerade in Zeiten von Krisen, wie der Corona-Pandemie, können solche Analysen helfen, Ihr Image aktiv zu gestalten und Vertrauen aufzubauen.

3. Kommunikation und USP-Entwicklung

Sie können ebenfalls Ihre Kommunikation strategisch gestalten. Über datenbasierte Analysen können Sie herausfinden, welche Wettbewerber bei Ihrer Zielgruppe im Fokus stehen und wie Sie zum Beispiel Ihre Werbung gezielt platzieren können. Eine gezielte Ansprache könnte beispielsweise durch den Kauf von Ad Words erfolgen, um den Bewerberstrom an der richtigen Stelle abzugreifen.

Es ist wichtig, dass Sie sich auch im Abmahnbereich der rechtlichen Rahmenbedingungen bewusst sind. Auch wenn es verlockend erscheint, kurzfristige Vorteile zu nutzen, ist es entscheidend, alle rechtlichen Aspekte zu berücksichtigen.

4. Zielgruppenspezifische Ansprache

Fokussieren Sie sich auf spezifische Subzielgruppen, die möglicherweise in Ihrer allgemeinen Ansprache nicht ausreichend berücksichtigt werden. Zum Beispiel könnten Quereinsteiger als wertvolle Talente in Betracht gezogen werden. Durch eine genauere Analyse der Wettbewerbssituation in diesen Subzielgruppen können Sie effektiver kommunizieren und potenzielle Bewerbende gezielter ansprechen.

Hierbei kann es hilfreich sein, sich auch die Fragen zu stellen: Welche anderen Unternehmen sind für diese Subzielgruppen attraktiv? Welche Werte und Aspekte sprechen sie an? Solche datenbasierten Überlegungen ermöglichen Ihnen, Ihre Rekrutierungsstrategie präzise auf die Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe auszurichten.

5. Saisonalität im Markt berücksichtigen

Die Saisonalität spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in der Personalgewinnung. Besonders in Branchen wie dem Tourismus ist es entscheidend zu wissen, wann bestimmte Funktionen verstärkt nachgefragt werden. Durch eine Analyse der Saisonalität können Sie Ihre Rekrutierungsstrategie anpassen und gezielt in Zeiten hoher Nachfrage aktiv werden.

Diese saisonalen Schwankungen sind nicht nur auf bestimmte Branchen beschränkt. Auch in anderen Bereichen gibt es saisonale Trends, die Sie beobachten sollten. Denken Sie an die Schuljahreszeiten oder an spezielle Events, die Ihr Rekrutierungsverhalten beeinflussen könnten. Darüber hinaus erfordert auch die Standortfrage eine ständige Beobachtung, da Märkte sich verschieben können und die Konkurrenzsituation sich entsprechend anpassen muss.

6. Individualisierung durch soziale Netzwerke

In der heutigen Zeit ist es unerlässlich, soziale Netzwerke zu nutzen, um Talente zu gewinnen. Während große Plattformen wie LinkedIn und Facebook nach wie vor wichtig sind, gewinnen kleinere Netzwerke zunehmend an Bedeutung. Diese bieten eine zielgerichtete Ansprache und ermöglichen es, spezifische Zielgruppen effektiver zu erreichen. Während der Pandemie beispielsweise haben Plattformen wie TikTok und andere kleinere Messenger an Popularität gewonnen. Eine Anpassung Ihrer Rekrutierungsstrategie an diese Trends ist daher ratsam.

Die Herausforderung besteht darin, eine Balance zu finden zwischen den großen und kleinen Netzwerken. Ihre Strategie sollte nicht nur auf einem Kanal basieren, sondern die verschiedenen Möglichkeiten miteinander verknüpfen, um eine umfassende Reichweite zu erzielen.

Talent Intelligence als Querschnittsfunktion

Talent Intelligence ist mehr als nur ein Buzzword; es ist eine Querschnittsfunktion, die den gesamten Rekrutierungsprozess beeinflussen kann. Wenn Sie diesen datenbasierten Ansatz weiterdenken, könnten Sie ihn sogar als People Analytics bezeichnen. Die Herausforderung liegt nicht darin, Daten zu sammeln, sondern die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Indem Sie die oben genannten Strategien implementieren, können Sie die Qualität Ihrer Personalgewinnung erheblich steigern.

Die intelligente Nutzung von Daten wird Ihnen helfen, nicht nur die besten Talente zu finden, sondern auch Ihre Unternehmensziele nachhaltig zu unterstützen. Nutzen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen Talent Intelligence bietet, und gestalten Sie die Zukunft Ihrer Personalgewinnung aktiv mit. Ihr Unternehmen wird es Ihnen danken, indem es die richtigen Talente anzieht und langfristig erfolgreich bleibt