In Zeiten des Fachkräftemangels und leergefegter Arbeitsmärkte ist die klassische Stellenanzeige längst nicht mehr ausreichend. Unternehmen müssen neue Wege gehen, um Talente zu erreichen – und genau hier kommt Google Ads im Recruiting ins Spiel.
Im HRM Hacks Podcast spricht Gastgeber Alexander R. Petsch mit Online-Marketing-Experte Thorsten Piening (Gründer von Persomatch) über die Potenziale von Google Ads, YouTube und Retargeting im Recruiting. Piening zeigt eindrucksvoll, wie Unternehmen mit cleverem Online-Marketing ihre Reichweite, Sichtbarkeit und Bewerberzahlen steigern – und das oft deutlich günstiger als über traditionelle Jobbörsen.
Warum Google Ads im Recruiting unverzichtbar ist
„Auf einer Skala von 1 bis 10 ist Google Ads im Recruiting eine glatte 12“, sagt Thorsten Piening schmunzelnd. Der erfahrene Online-Marketer weiß, wovon er spricht: 73,2 % aller Jobsuchenden beginnen ihre Suche auf Google – und im Ausbildungsbereich sind es sogar über 84 %!
Damit ist klar: Wer in den Suchergebnissen von Google nicht sichtbar ist, verliert potenzielle Bewerber, bevor sie überhaupt auf die Karrierewebsite gelangen.
Die Google-Ergebnisseite: Aufbau und Chancen
Eine typische Suchanfrage wie „Ausbildung Bielefeld“ oder „Job Consultant Steuern“ zeigt deutlich, wie wichtig strategische Platzierung ist. Die Ergebnisseite gliedert sich in:
- Google Search Ads – bezahlte Anzeigen über den organischen Treffern
- Google for Jobs – kostenlose Job-Ergebnisse von Google
- Organische Suchergebnisse (SEO)
Während Google for Jobs zwar kostenlos bleibt (laut Google auch 2024 in den USA bestätigt), sind es vor allem die Google Search Ads, mit denen Unternehmen gezielt und sofort sichtbar werden können – direkt bei relevanten Suchanfragen.
Vorteile gegenüber Jobbörsen
Viele Unternehmen verlassen sich noch auf große Jobplattformen wie Indeed oder StepStone. Doch Thorsten Piening warnt:
„Wenn ich über eine Jobbörse werbe, lande ich im Haifischbecken – direkt neben allen Mitbewerbern um die gleichen Kandidaten.“
Mit eigenen Google Ads Kampagnen hingegen führt man Interessenten direkt auf die eigene Karriereseite. Dort präsentiert sich das Unternehmen als Arbeitgeber, zeigt seine Benefits und Corporate Culture – ohne Ablenkung durch Konkurrenzangebote.
So entsteht Employer Branding pur: authentisch, direkt und messbar.
Wie teuer ist Google Ads Recruiting?
Die Kosten für Google Ads variieren stark – ähnlich wie an einer Börse. Unternehmen bieten auf Keywords und Suchphrasen, wodurch sich Klickpreise (CPC) dynamisch entwickeln.
- Günstige Klicks starten bei 0,30 Euro,
- teurere, stark umkämpfte Keywords können 1–2 Euro pro Klick kosten.
Das klingt zunächst viel, doch der ROI ist enorm. Piening nennt Beispiele:
👉 Ein Lebensmittelfilialist in Österreich erzielte mit Google Ads über 350 Einstellungen in nur fünf Monaten – günstiger als jeder andere Recruiting-Kanal.
👉 Das Uniklinikum Würzburg investierte rund 18.000 Euro in sechs Monaten und generierte über 1.900 Bewerbungen für Pflegefachkräfte sowie 90 besetzte Ausbildungsstellen.
Diese Beispiele zeigen: Google Ads Recruiting lohnt sich, wenn Kampagnen strategisch geplant und zielgerichtet umgesetzt werden.
Die Macht von YouTube im Recruiting
Viele denken bei Google Ads nur an Textanzeigen – dabei gehört YouTube ebenfalls zum Google-Kosmos und ist ein mächtiges Werkzeug im Recruiting.
„40 Minuten Videokonsum pro Tag – das ist der Durchschnitt bei Erwachsenen in Deutschland“, so Piening.
Und YouTube ist längst nicht nur Unterhaltungsplattform:
Über 40 % aller Schülerinnen und Schüler informieren sich dort über Ausbildungsberufe.
Ein Beispiel:
Ein Video des Bayerischen Rundfunks über den Beruf des Lkw-Fahrers hat mittlerweile über 600.000 organische Aufrufe – ganz ohne Werbebudget.
Warum YouTube das perfekte Recruiting-Tool ist
- 🎯 Zielgruppengenaues Targeting: Demografisch, geografisch, nach Interessen und Suchverhalten.
- 🎥 Emotionales Storytelling: Videos schaffen Nähe und Vertrauen.
- 💰 Kosteneffizienz: Geringere Kosten pro Sichtkontakt als bei klassischen Anzeigen.
Piening bringt es auf den Punkt:
„Das größte soziale Netzwerk der Welt ist nicht Facebook oder TikTok – es ist YouTube.“
Mit Milliarden aktiver Nutzer und enormer Reichweite ist YouTube eine Pflichtplattform für Employer Branding und Recruiting.
Retargeting – der unterschätzte Hebel im Recruiting
Ein weiteres Geheimnis erfolgreicher Recruiting-Kampagnen ist Retargeting.
Viele Bewerber klicken auf eine Stellenanzeige, besuchen die Karrierewebsite – und verschwinden dann wieder. Oft, weil sie abgelenkt sind oder den Bewerbungsprozess zu kompliziert finden.
Genau hier setzt Retargeting an:
Wie Retargeting funktioniert
- Eine Person besucht die Karrierewebsite.
- Google platziert ein anonymes Cookie.
- Der Nutzer bekommt anschließend gezielte Werbung – z. B. Banner oder YouTube-Videos – vom gleichen Arbeitgeber angezeigt.
So bleibt das Unternehmen im Gedächtnis und motiviert Interessenten, ihre Bewerbung später abzuschließen.
Piening nennt es treffend:
„Was im E-Commerce funktioniert, funktioniert auch im Recruiting.“
Und der Clou: Über YouTube-Retargeting können ehemalige Seitenbesucher sogar über Smart-TVs erreicht werden – mit emotionalem Video-Content, der Lust macht, sich zu bewerben.
Von der Karrierewebsite bis zur Conversion: HR muss digital denken
Thorsten Piening betont, dass viele HR-Abteilungen noch „zehn Jahre hinter dem E-Commerce“ zurückliegen. Während Onlinehändler längst Conversion-Optimierung, Tracking und A/B-Tests nutzen, tun sich viele Recruiter schwer mit Datenanalyse.
Dabei lassen sich auch Karriereseiten einfach analysieren – zum Beispiel mit Tools wie Microsoft Clarity oder Matomo.
So kann man nachvollziehen:
- Wo brechen Bewerber den Prozess ab?
- Welche Stellenanzeigen performen am besten?
- Wie kann der Bewerbungsprozess vereinfacht werden?
Denn nur wer misst, kann optimieren.
HR-Marketing ist kein Nice-to-have mehr
Recruiting ist heute kein Nebenjob mehr – es ist Marketing mit anderem Ziel.
Während klassische Marketer Leads und Umsatz generieren, gewinnen HR-Teams Menschen.
Doch die Methoden sind dieselben:
- Reichweite schaffen
- Sichtbarkeit erhöhen
- Conversion optimieren
- Datenbasiert Entscheidungen treffen
Deshalb fordert Piening:
„HR braucht Marketing-Kompetenz – und Marketing sollte HR stärker unterstützen.“
Denn Fachkräftemangel ist keine Nische, sondern systemrelevant für die gesamte Wirtschaft.
So startest du mit Google Ads Recruiting – Schritt für Schritt
Zum Abschluss gibt Thorsten Piening praktische Tipps für den Einstieg:
- Klein anfangen:
Ein eigenes Google Ads-Konto anlegen und mit kleinem Budget testen (z. B. 10–20 € pro Tag). - Keyword-Recherche:
Relevante Suchbegriffe für die Zielposition identifizieren – z. B. „Ausbildung 2025“, „Pflegekraft Bielefeld“ etc. - Geografisches Targeting:
Anzeigen nur im Umkreis des Arbeitsplatzes schalten (20–50 km Radius). - Ansprechende Landingpage:
Eine klare, mobil-optimierte Karrierewebseite mit einfacher Bewerbungsmöglichkeit ist Pflicht. - Retargeting aktivieren:
Besucher erneut ansprechen, die ihre Bewerbung abgebrochen haben. - YouTube-Video ergänzen:
Authentisches Employer-Branding-Video (2–3 Minuten) produzieren und gezielt bewerben. - Messen & Optimieren:
Mit Tools wie Matomo oder Clarity prüfen, wo Besucher abspringen – und Bewerbungsprozesse vereinfachen.
Fazit: Google Ads ist die Zukunft des Recruitings
Die Zeiten, in denen man einfach eine Anzeige auf einer Jobbörse schaltet und auf Bewerbungen wartet, sind vorbei.
Google Ads, YouTube und datengetriebenes Recruiting bieten Unternehmen heute die Chance, ihre Zielgruppen direkt und messbar anzusprechen – ohne Umwege über Dritte.
Piening fasst es treffend zusammen:
„Wir müssen uns als Arbeitgeber in das Zentrum der Candidate Journey stellen – und nicht Jobbörsen oder Portale.“
Wer das versteht und umsetzt, verschafft sich im „War for Talents“ einen echten Wettbewerbsvorteil.


















