ABB-Leiter Personal Volker Barzyk stellt das Demografieprogramm Generations auf der Messe Zukunft Personal vor, die in diesem Jahr Entscheidungsfreude von den Besuchern fordert.

laptop computer on glass-top table
Foto von Carlos Muza

Denn außer den Ausstellern und Diskussionsforen in den Kölner Messehallen gibt es vom 12. bis 14. Oktober mehrere parallele Programme: zum Bildungscontrolling, zu Frauen in Führungspositionen, zu Verwaltung und Gesundheitswirtschaft, zu Planspielen und Professional Learning.

www.zukunft-personal.de

Die Fachzeitschrift PERSONAL bestreitet ein Forum: am 12. Oktober um 14.30 Uhr. PERSONAL-Chefredakteurin Ruth Lemmer diskutiert mit Kienbaum-Partner Paul Kötter, Praktiker- Personalvorstand Karl-Heinz Stroh und T-Systems-Personalgeschäftsführer Matthias Schuster die These: HR Business Partner – eine Illusion setzt sich durch. (Halle 2.1, Forum 3)

Den gemeinsamen Stand von PERSONALund dem Verlag Schäffer- Poeschel finden Sie in Halle 2.1, M.18. Freikarten für die „Zukunft Personal“ können Sie beim Verlag bestellen. Anke Steinwegs a.steinwegs@fachverlag.de www.personal-im-web.de

Etwa die Hälfte der Beschäftigten von ABB, einem Technologie-Unternehmen für Energie- und Automationstechnik, war Ende 2009 älter als 45 Jahre und wechselt damit innerhalb der nächsten 20 Jahre in den Ruhestand. Das entspricht dem nationalen Trend: Die Bevölkerung wird im Durchschnitt immer älter, weniger Kinder werden geboren. Die klassische Altersstruktur in Pyramidenform existiert nicht mehr.

Der demografische Wandel wird bei der deutschen ABB Spuren hinterlassen. Ziel von Generations, einem generationenübergreifenden Programm, das im Jahr 2006 eingeführt wurde, ist es deshalb, die Leistungsfähigkeit von ABB unter den sich verändernden Bedingungen zu erhalten. Außerdem soll bei allen Beschäftigten ein Bewusstsein für die Herausforderungen des demografischen Wandels entstehen.

Das Programm umfasst viel mehr als die üblichen 50 Plus-Maßnahmen, die sich allein auf ältere Beschäftigte konzentrieren. Bei ABB wurde bewusst ein ganzheitlicher Ansatz gewählt: Unterteilt in die sechs Themengebiete Führung und Kultur, Personalentwicklung, Wissensmanagement, Gesundheitsmanagement, Personalbeschaffung und Beschäftigungsbedingungen richtet sich das Programm an die Beschäftigten aller Altersgruppen. Für diesen ganzheitlichen Ansatz wurde „Generations“ bereits im Jahr 2007 vom Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen des Wettbewerbs „Chancen mit Erfahrung“ ausgezeichnet.

Von Älteren profitieren

Ein wichtiges Element von Generations ist der Know-how-Transfer zwischen Alt und Jung. Zum Beispiel im Vertrieb können jüngere Mitarbeiter von langjährigen Beschäftigten viel über wertvolle Kundenkontakte lernen. Auch von der interkulturellen Kompetenz der Mitarbeiter, die in vielen Ländern und Regionen der Welt herumgekommen sind, können die Jungen profitieren. Dieses Wissen würde ohne den direkten Austausch verloren gehen. Deshalb sind bei ABB Vertriebsprofis, die schon in Rente gehen könnten, in Teilzeit weiter für das Unternehmen tätig und unterstützen ihre jungen Kollegen.

Außerdem ist ABB die persönliche Kompetenz-, Persönlichkeits- und Karriereentwicklung ein Anliegen, das sie mit Reflexionsworkshops fördert. Das Angebot gibt es für drei Altersgruppen ab 35, 45 und 55 Jahre. Mitarbeiter haben hier die Möglichkeit zu einer Bestandsaufnahme, was sie beruflich und privat bereits erreicht haben und künftig noch erreichen möchten. Denn wer seine Ziele genau kennt, setzt diese meist auch konsequent um.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein weiteres Ziel von Generations. Hier bietet ABB den Mitarbeitern konkrete Unterstützung. Ein Mitte 2009 abgeschlossener Rahmenvertrag mit einem unabhängigen Familienservice ermöglicht allen Beschäftigten in Deutschland eine Beratung – nicht nur, wenn es um Kinderbetreuung geht, sondern auch im Falle eines Krankheits- oder Pflegefalls in der Familie.

Ein weiterer Aspekt sind flexible Arbeitszeitregelungen: verschiedene, individuelle Teilzeit- oder Home Office- Lösungen, Altersteilzeit oder Angebote nach der Geburt eines Kindes. Am Standort Mannheim profitieren junge Eltern seit 2008 auch noch von einem weiteren Angebot: In Kooperation mit einer Kindertagesstätte gibt es Betreuungsplätze für ABB-Nachwuchs unter drei Jahren.

Fit for Life

In der Initiative Fit for Life ist alles gebündelt, was unter Gesundheitsmanagement fällt – ein zentraler Bestandteil von Generations, denn Gesundheit bildet die Grundlage für die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Die Vorbeugung – für Körper und Geist – steht dabei ganz klar im Vordergrund. Bundesweit bietet ABB daher Vorsorgeuntersuchungen und Präventionsmaßnahmen für alle Altersgruppen an. Ein Angestellter verbringt heute rund 84 Prozent seiner Arbeitszeit im Sitzen. So verwundert es kaum, dass Erkrankungen der Wirbelsäule auf Grund von Bewegungsmangel, aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich zugenommen haben. Auch bei der deutschen ABB sind Wirbelsäulen- und Gelenkerkrankungen die Ursache Nummer Eins für Fehlzeiten. Mit Fit for Life will ABB erreichen, dass sich die Mitarbeiter stärker mit ihrer Gesundheit auseinandersetzen. Zweimal im Jahr findet an allen größeren deutschen ABB-Standorten eine „Fit for Life“-Gesundheitsaktion statt – von der Erstellung individueller Risikoprofile zur Früherkennung von Herz- Kreislauf-Krankheiten über die Früherkennung von Dickdarmkrebs bis hin zur Prävention von Wirbelsäulenschäden. Das Jahr 2009 stand ganz im Zeichen von Aktionen zur gesunden Ernährung, bei denen an vielen Standorten auch die Kantinen einbezogen wurden.

Der Erfolg von Fit for Life zeigt sich nicht nur in der positiven Resonanz der Mitarbeiter. Für diese Initiative wurde die deutsche ABB 2009 mit dem Corporate Health Award ausgezeichnet. Die Auszeichnung ist eine gemeinsame Aktion von Handelsblatt, TÜV SÜD Life Service und dem Marktforschungsinstitut EuPD Research unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.

ABB konnte bei Qualifizierungsfragebogen, Best Practice-Ansätzen, Dokumentationsmaterialien und beim abschließenden Audit den Expertenbeirat überzeugen und wurde in der Kategorie Elektrotechnik und Konsumgüter als bestes und eines der gesündesten Unternehmen ausgezeichnet. Das Urteil der Jury: Das Projekt ist passgenau auf die mit dem demografischen Wandel verbundenen Anforderungen im Konzern zugeschnitten. Es deckt neben der betrieblichen Gesundheit besonders die Bereiche Personalentwicklung und Wissensmanagement ab.

An den Standorten etabliert

Das Erfolgsrezept von Fit for Life? Die Aktionen werden zentral initiiert und von lokalen Teams an den Standorten umgesetzt. Beispiel Minden: Neben den deutschlandweiten Halbjahresaktionen wurden in Zusammenarbeit mit Krankenkassen zusätzliche Gesundheitsmaßnahmen durchgeführt, wie der Rückencheck, die arbeitsplatzbezogene Rückenschule, Nordic-Walking-Kurse, Entspannungskurse mit Qi-Gong, Nichtraucherkurse und die Teilnahme an der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“. Auch gesunde Ernährung und Ernährungsberatung in Kleingruppen standen dort bereits im Vordergrund. So führte das Fit-for-Life-Team zusammen mit dem Bistro ein Fit-Menü ein und erweiterte das Angebot an Vollwertprodukten und an der Salatbar. ABB Minden profitiert außerdem von einer guten Betriebssportgemeinschaft. Dort sind rund 200 Mitarbeiter aus den unterschiedlichen Bereichen zum Beispiel beim Schießen, Laufen oder Fitness gemeinsam aktiv.

Fit for Life hat sich in Minden als feste Größe etabliert. Dort hatte ABB bei den bisherigen Aktionen insgesamt rund 900 Teilnehmer. Das Ziel für das Jahr 2010 besteht darin, Schwerpunkte wie Stressbewältigung, gesunde Ernährung oder Vorsorgemaßnahmen langfristig und nachhaltig zu etablieren.

Standorte im Wettbewerb

Um die Motivation der einzelnen Standorte zu erhöhen und Generations möglichst kreativ umzusetzen, hat die deutsche ABB bereits zum dritten Mal die beste Aktion des Programms ausgezeichnet. Der erste Preis ging in diesem Jahr an das Projekt „Azubi Energy“ in Minden. Die Initiative des Personal- und Ausbildungsbereichs trägt dazu bei, auch zukünftig qualifizierten Nachwuchs für ABB zu gewinnen. Auszubildende und Studenten konzipierten eine kompakte technische Demonstrationsanlage. Junge Menschen können so ABB-Technik live erleben. Die Demo-Anlage kommt seitdem bei Betriebsbesichtigungen und -praktika zum Einsatz und wird auf Berufs- und Hochschulmessen präsentiert.

Generations wird fortgesetzt

Mit dem Generations-Award unterstützt ABB die Basis-Initiativen an den Standorten und würdigt ihr Engagement. Gleichzeitig ist der Preis ein geeignetes Instrument, um lokale Lösungen auch anderen Bereichen zugänglich machen. Derzeit sucht ABB im Rahmen von Generations den Standort mit den sportlichsten Mitarbeitern. Möglichst viele Mitarbeiter sollen in diesem Jahr das deutsche Sportabzeichen ablegen. Um Chancengleichheit zu gewähren, werden die Standorte in drei Kategorien unterteilt: kleinere Standorte bis 100, mittlere bis 500 und große mit mehr als 500 Mitarbeitern. Die drei Standorte, die bis Ende 2010 die meisten Sportabzeichen erreichen, werden mit einem Pokal ausgezeichnet. Mitarbeiter und Manager bewegen sich. Und das Unternehmen wird mit Blick auf die Zukunft an den Anstrengungen für Generations festhalten.

Quelle: PERSONAL – Heft 09/2010