„Führen ist die Kunst, nicht zu führen.“- H. Werthen

three men laughing while looking in the laptop inside room
Foto von Priscilla Du Preez

In der letzten Zeit sieht man ganz deutlich ein zunehmendes Interesse für Führung, insbesondere für Mangel und Bedarf daran. Zahlreiche Bücher zum Thema, weise Ratschläge usw überfluten uns jeden Tag. Dass die Frage ausgerechnet jetzt gestellt wird, ist übrigens nicht so überraschend. In den Zeiten der großen Veränderungen kommt es immer vor. Wenn jemand in sich selbst keine Antworten auf die brennenden Fragen finden kann, sucht er diese außen, und so werden die modernen Gurus geboren. Außerdem zwingen die Social Media uns zum „neuen Organisieren“ , und von diesem Punkt sind wir nur noch einen Schritt von der „neuen Führung“ sowie der Frage entfernt: “Wie Manager Führungspersönlichkeiten werden.“

Natürlich sind dann Medien, Verlage, Autoren und selbsternannte Berater als „verkleidete“ aber immer noch geldgetriebene Ökosysteme ganz fertig, um den Markt zu erobern. Natürlich ist so ein Seminar genauso wie ein Buch zur persönlichen Entwicklung ganz inspirierend. Dar Grund dafür ist, dass es meistens so ein gemütliches und warmes Gefühl vermittelt, eine Art Selbsterkennungsfest. Die Frage bleibt aber: befördert es auch die Führungskapazitäten? Die beste Lebensschule ist und bleibt vor allem das Leben selbst sowie die Taten und Entscheidungen ,die man darin ausführt und nimmt. Wer glänzen will, muss immer noch polieren.

Im Wirtschaftsleben wird immer öfter die Frage gestellt, wie Manager Führungspersönlichkeiten werden, und wie man diese erkennen kann. Wissen Sie, wie ich dazu stehe? Ich denke, dass Manager das nicht zu tun brauchen. Manager und Führungspersӧnlichkeiten haben nämlich total unterschiedliche Beiträge und Rollen im Unternehmen, sie haben unterschiedliche Charaktereigenschaften sowie andere Bedürfnisse als Menschen. Führungspersönlichkeiten kommen von der Venus und die Manager vom Mars.

Manager lösen „geschlossene Probleme“: wie kommt man am effizientesten vom vorgegebenen Punkt A zum Punkt B. Manager wissen also, dass es einen Punkt B gibt und handeln von einer Blickrichtung aus und geben dementsprechend ihren Mitarbeitern die Anweisung, diese Aufgabe zu erfüllen. Führungskräfte würden sagen: das ist Punkt B, und wenn Sie das auch so sehen, schließen sie sich uns an. Sie nehmen Verantwortung für die genommene Entscheidung für den Punkt B als Bestimmung und Ziel. Große Führungspersönlichkeiten kommunizieren über den Punkt B (I have a dream), und überzeugen die anderen, den Punkt B auch als Ziel zu sehen. Befehle kommen in dieser Dimension nicht vor. Manager, die führen, gibt es nicht. Andererseits sollte eine Führungspersönlichkeit auch keine Projekte managen. Dafür hat er andere Menschen um sich herum. Gandhi als Projektleiter mit Timeboxing und wöchentlichen Berichten, können Sie es sich vorstellen?

Total andere Persönlichkeiten. Beide sind jedoch wirklich nötig bei der Verbindung von Strategie mit Unternehmertum und Kapazitäten. Aber der wahre Führer braucht nicht zu führen – er ist zufrieden, den Weg zu zeigen- (H. Miller).

Ich kenne selbst praktisch keine Beispiele von Personen, die sowohl Manager als auch Führungspersönlichkeiten wären. Führungspersönlichkeiten sind sich übrigens dessen nicht bewusst, dass sie Führungspersönlichkeiten sind. Darüber denken sie nicht nach. Che und Mandela wussten nicht, dass sie Che und Mandela waren, bis jemand das ihnen gesagt hatte, und ihre Führungskapazitäten entdeckt waren.

Führungspersönlichkeiten handeln. Diese zahlreichen „Wie wird man Führungskraft“-Seminare sind dann ein typisches Management -Ding.

Was tun die Führungskräfte denn? Handeln und teilen. Sie teilen ihre Vision und handeln gemäß dieser Vision. Chase the vision, not the money. Führungspersoenlichkeiten werden getrieben von einer Idee, ihre Vision zu teilen und Wert zu schöpfen statt geldangetriebene Fallstudien zu schreiben.

Wie fühlt es, um gemanagt zu werden? Und um geführt zu werden? Wenn man Menschen auf Basis der Sichtbarkeit sowie Kontrollierbarkeit bewertet, dann wird man ein gemanagtes Unternehmen und kein geführtes. Manchmal ist das gut, aber nicht immer. Eine deutliche, strategische Perspektive auf Punkt B verschwindet dann ziemlich schnell aus dem Auge.

Führungsproblem in Unternehmen liegt meiner Meinung nach nicht in der fehlenden Führung. Wenn man sucht, kann man genug Führungskapazitäten in den ausführenden Positionen finden, dort, wo viele Kollegen mit Erfahrung und praktischer Weisheit arbeiten, und die ganz gut wissen, was getan muss werden, um Ziele zu erreichen. Sie wissen, wo „ihr“ Punkt B liegt.

Was wäre denn logisch? Verbindungen herstellen, wenn ein anderer etwas hat, was Ihnen noch fehlt.

Und vor allem gut zuhören. Erkenne den Wert, den jeder aus eigenen Erfahrungen und Kenntnissen (Kraft) hat und hör zu!