Grund für die niedrige Bereitschaft zum Wechsel ist die hohe Zufriedenheit der Ingenieure mit ihrer Arbeitssituation, die in den vergangenen Jahren signifikant gestiegen ist. „Ganz offensichtlich honorieren die Ingenieure das Bemühen der Unternehmen, auch in der Wirtschaftskrise ihre Belegschaften zu halten und ohne Kündigungen auszukommen“, so Studienleiter Dieter Franke, Leite der IRES-Instituts, das die Studie durchführte. So sagten 71 Prozent der Ingenieure, dass sie deutlich die Wertschätzung ihres Arbeitgebers spüren.

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Foto von Jessica Sysengrath

Die für Bewerber entspannte Arbeitsmarktlage hat zugleich dazu geführt, dass die Mobilitätsbereitschaft der Ingenieure weiter gesunken ist. Bezeichneten sich 2006 noch 54 Prozent der Ingenieure als weitgehend oder eingeschränkt mobil, waren dies Ende 2010 nur noch 40 Prozent. Damit ist es für Unternehmen noch schwerer geworden, überhaupt noch einen Ingenieur zum Wechsel zu bewegen. Besonders wenig mobil sind vor allem erfahrene Ingenieure. Während 30 Prozent der Berufsanfänger und jüngeren Ingenieure noch den Arbeitsplatz wechseln würden, sinkt die Bereitschaft bei Ingenieuren über 45 Jahren auf unter zehn Prozent, ergab die Studie der VDI nachrichten.

Weiter gewachsen sind die Ansprüche der Ingenieure, die überhaupt noch wechselbereit sind, an den künftigen Arbeitgeber. Der Wunsch nach einem höheren Einkommen hat zugenommen. Für 54 Prozent der Ingenieure mit Wechselabsicht ist ein höheres Gehalt das Hauptmotiv. Allerdings ist die bessere Bezahlung allein nicht ausreichend für einen Wechsel des Arbeitgebers. Stellenwechsler legen ebenso großen Wert auf eigenverantwortliches Arbeiten und ein gutes Betriebsklima. Stark zugenommen haben Entscheidungskriterien wie die Organisationsstruktur eines Unternehmens, die betriebliche Altersversorgung und das Renomee des Unternehmens. Kaum Bedeutung hat die Internationalität von Unternehmen und Aufgaben.

Angesichts der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt müssen sich Ingenieure immer weniger anstrengen, um eine neue Stelle zu finden. Haben Stellenwechsler 2006 im Durchschnitt noch 29 Bewerbungen geschrieben, bis sie eine Stelle antreten konnten, sind es jetzt nur noch elf Bewerbungen. Bei 44 Prozent der Stellenwechsler genügten sogar fünf Bewerbungen. Ein neuer Trend ist die starke Zunahme von Online-Bewerbungen. So hat erstmals mehr als die Hälfte der Befragten die Bewerbung online abgegeben. Nur noch 37 Prozent der tatsächlichen Stellenwechsler haben ausschließlich oder überwiegend Bewerbungen in Papierform eingereicht. Bei den Berufsstartern waren dies sogar nur 18 Prozent. Stark verbreitet ist weiter die zweigleisige Bewerbung auf Papier und online. Allein bei den Berufsstartern ist die Online-Bewerbung mit einem Anteil von 58 Prozent schon dominierend.

Die Studie beruht auf Einzelinterviews mit 251 voll berufstätigen Ingenieuren, die im vierten Quartal 2010 in ganz Deutschland face-to-face vom Düsseldorfer Institut IRES Markt- und Sozialforschung durchgeführt wurden. Die Stichprobe wurde nach dem Mikrozensus 2009 zusammengesetzt.

Zu beziehen ist die Studie unter www.vdi-nachrichten.com/studien

Quelle: Pressemitteilung der VDI nachrichten vom 15. Februar 2011