“Enterprise 2.0 – die digitale Revolution der Unternehmenskultur” ist ein Sammelwerk, welches auf umfangreichen Studien der Herausgeber von der Wiesbadener Hochschule RheinMain basiert. Die Studien bilden den Rahmen für die Sammlung von Abhandlungen hochkarätiger Vertreter namhafter Firmen. Die insgesamt 18 Beiträge sind durchweg von hohem Niveau, können hier jedoch nicht im Einzelnen besprochen werden. Daher nur eine Zusammenfassung:

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Foto von NESA by Makers

Die theoretische Einführung gibt einen guten Überblick, offenbart aber zugleich, dass die Theorie vom Enterprise 2.0 noch einen großen Nachholbedarf hat, wenn es darum geht, vorhandene Tools des Web 2.0 mit allen ihren Möglichkeiten in ein Konzept zu integrieren. Der mögliche Paradigmenwechsel im Management hin zu einem “Wikimanagement” ist zu groß, um in einem Schritt umgesetzt zu werden. Die vielen Veränderungen im Detail erfordern ein fundamental neues Denken, welches sich in den Unternehmen nur langsam durchsetzt.

Die im Buch dargestellten empirischen Ergebnisse (Petry u.a., McKinsey und weitere), insbesondere aber die dargestellten Unternehmensfallstudien und die Überlegungen von Unternehmensvertretern zum Einsatz von Web 2.0 Tools, zeigen einen pragmatischen Weg zum Umgang mit dem Neuen auf. Die Unternehmen haben erkannt, welche Möglichkeiten die Tools zur Neuorganisation der innerbetrieblichen Kollaboration bzw. der innerbetrieblichen Kommunikation (DJM Communications, IBM, Hypoport, Rheinmetall, UniCreditBank) oder zum Aufbau neuer Kundenbeziehungen (Dell) bieten – und wie die Beispiele belegen haben sie dies entsprechend umgesetzt. Der Einsatz in der Personalentwicklung oder dem Innovationsmanagement (Open Innovation nach innen und außen) wird in den Unternehmen diskutiert. Auch die öffentliche Verwaltung entdeckt das Web 2.0, um damit eine neue Beziehung zu den Bürgern herzustellen. Alle Beispiele zeigen, dass eine durchdachte, langsame Vorgehensweise zum Erfolg führt. Die notwendigen Änderungen der Unternehmenskultur treiben die Organisationen dabei evolutionär voran.

Insofern ist das Buch eine hervorragende Anregung zum Einsatz von Web-2.0-Tools. Als Sammlung von Erfolgsgeschichten, ersten Unternehmensbefragungen und Gedanken aus der Praxis zu den Möglichkeiten eines Enterprise 2.0 kann es zum Nachahmen anregen. Im angenehmen Gegensatz zu manchen anderen Büchern mit gleichem Thema ist es nicht euphorisch, fordert keine Revolution, sondern zeigt nüchtern Chancen auf und diskutiert die Probleme. Dass es dabei besonders auf die Personalmanager ankommt, die den Kulturwandel begleiten müssen, versteht sich von selbst. Die Einsatzgebiete der Web-2.0-Tools im Unternehmen lassen sich sicher noch erweitern (Risikomanagement, Controlling, Personalentwicklung,…), doch ein erster Schritt ist gemacht und die Unternehmen lernen schnell.

Ich empfehle das Buch allen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben und sich eine realistische Vorstellung von einem Enterprise 2.0 machen wollen.

Praktischer Nutzwert * * * * *
Lesbarkeit/Schreibstil * * * * *
Verständlichkeit * * * * *
Gliederung/Übersichtlichkeit * * * * *
Meine persönliche Empfehlung für Personalverantwortliche * * * * *

 

Enterprise 2.0
– die digitale Revolution der Unternehmenskultur

Warum Personalmanager jetzt gefordert sind
Wolfgang Jäger / Thorsten Petry (Hrsg.)

Personalwirtschaft Buch, 1. Auflage 2012
292 Seite(n), EUR 39,00
ISBN 978-3-472-08015-2