Endlich Wochenende, endlich Zeit in Ruhe zu arbeiten? Denken Sie auch oft so und nehmen sich regelmäßig Arbeit aus dem Büro mit nach Hause?

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Foto von Trent Erwin

Dann sollten Sie dringend kürzer treten, denn Sie könnten arbeitssüchtig werden. Eine Krankheit, die immer mehr Deutschen Probleme bereitet und sogar den Job kosten kann.

“Die ganze Woche kommt man im Büro zu nichts. Wichtige Kunden, hartnäckige Kollegen und dann auch noch der Chef – alle wollen gleichzeitig etwas von einem. Was bleibt anderes übrig, als einen Teil des Alltagsgeschäfts nach Hause zu verlegen”, mault Thomas P. seine Frau an.

Wenn andere die Tennisschläger einpacken und zum Sport gehen, packt er seine Aktentasche aus und arbeitet das Wochenende durch. Familie und Hobbys bleiben immer öfter auf der Strecke. Liegt wenig Arbeit an, grübelt P. noch am Sonntag darüber, ob er nicht irgendeine dringende Jobangelegenheit vergessen haben könnte. Thomas P. ist auf dem besten Wege, ein echter Workaholic zu werden. Mit diesem Problem ist er nur einer von schätzungsweise einer Million berufstätigen Deutschen, die gefährdet sind, an Arbeitssucht zu erkranken.

Was bedeutet Arbeitssucht?
Der Begriff Workaholic stammt aus dem Englischen und bezeichnet die Sucht nach Arbeit. Für echte Workaholics macht nur noch die Arbeit Sinn. Sie flüchten vor der Realität und definieren sich am Ende ausschließlich über den Job.

Dort finden sie meist die Bestätigung, die ihnen im Privatleben vorenthalten wird. Arbeitssüchtige besitzen oft ein hohes Verantwortungsgefühl, den Hang zum Perfektionismus und eine deutliche Ich-Bezogenheit.
Gefährdet sind vor allem Selbstständige, Manager/innen und Pflegepersonal – Menschen, die sich in ihrem Job besonders stark engagieren.

Auch nach einem Arbeitsplatzwechsel, Berufsneueinstieg oder einem beruflichen Wiedereinstieg reiben sich viele Arbeitnehmer in ihrem neuen Job auf. Oftmals aus Angst, den Arbeitsplatz noch in der Probezeit wieder zu verlieren. Doch auch Spaß an der Arbeit, die Freude am Erfolg oder Lob und Anerkennung stehen bei den Betroffenen häufig im Vordergrund.

Die möglichen Folgen der Arbeitssucht wie das Burnout-Syndrom mit krankheitsbedingten Arbeitsausfällen oder der Verlust der häufig vernachlässigten Familie oder Freunde, sind nicht zu unterschätzen. Statt des angestrebten schnellen Karriereaufstiegs oder der Anerkennung im persönlichen Umfeld kann durchaus ein beruflicher und privater Absturz drohen.

Die gesundheitlichen Konsequenzen für stark Betroffene können beträchtlich sein: Sie leiden häufig unter stressbedingten Krankheitsbeschwerden wie Kopfschmerzen, Magenverstimmungen, Rücken- und Nackenbeschwerden, Bandscheibenvorfällen, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Die Arbeitssucht wirkt sich mit der Zeit auf die Qualität der Arbeitsleistung aus. Termine werden nicht mehr eingehalten, Fehlentscheidungen getroffen, krankheitsbedingte Ausfälle nehmen zu.

In den Unternehmen kann dadurch ein großer wirtschaftlicher Schaden entstehen – dem erkrankten Arbeitnehmer droht im schlimmsten Fall die Kündigung.

Wege aus dem Dilemma
Schon die ersten Anzeichen einer Arbeitssucht sollten ernst genommen werden: Dazu gehören u.a. eine Vielzahl von Überstunden, spät abends verschickte E-Mails, viele Flüchtigkeitsfehler während der Arbeit, zu viel Hektik bei der Bewältigung von Routineaufgaben, Druckausübung auf die Mitarbeiter oder überzogene Anforderungen an Mitarbeiter, Kollegen im Team oder die Familie.

Vertraute Kollegen, Vorgesetzte, enge Familienangehörige oder der Haus-/Betriebsarzt entdecken den Workaholic in ihrem Umfeld meist zuerst. Sie sollten die Person auf ihr Verhalten aufmerksam machen.

Eine sensible Angelegenheit, denn Arbeitssüchtige halten ihr berufliches Engagement im Allgemeinen für angemessen und ganz normal. Der/die Betroffene muss erkennen, dass er/sie ein Problem hat und für sich selbst entscheiden, ob er/sie allein mit dem Problem fertig wird. Hilfe von außen bieten professionelle Therapeuten und Selbsthilfegruppen.

Auch das private Umfeld muss in das Projekt „Zurück ins Leben“ mit einbezogen werden. Wer die Hilfe anderer scheut und sich selbst aus der Misere ziehen will, sollte schrittweise Folgendes tun:
• sein Arbeitspensum auf ein angemessenes Maß reduzieren
• Perfektionsanspruch herunter schrauben
• öfter Arbeit delegieren
• regelmäßig ein paar Urlaubs- oder Wellness-Tage einlegen
• ein höheres Augenmerk auf Familie, Freunde, Hobbys legen
• versuchen, durch vermehrte private Aktivitäten ggf. Einsamkeit und Isolation zu überwinden
• Strategien für ein neues Interesse am Leben entwickeln
• überzogene Zukunftsängste ausblenden

Sportliche Betätigung, gesundes Essen und ausreichend Vitamine und Mineralstoffe sorgen im Übrigen für eine bessere von Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Arbeitssüchtige müssen aufs Neue, lernen zu leben und ihren eigenen Lebensrhythmus wieder finden. Nur durch das Erkennen und das Eingeständnis eines Suchtverhaltens kann sich der Wille zur Veränderung des krankhaften Zustandes entwickeln.

Weiterführende Informationen:
Arbeitssucht.de: www.arbeitssucht.de

Von Anette Bachmann, Online Publikation http://portal.gmx.net/de/themen/beruf/karriere/5011982-Wenn-Arbeit-suechtig-macht,page=0.html, Stand 23. Juni 2008