Stellenanzeigen sind der erste Kontaktpunkt zwischen einem Unternehmen und potenziellen Mitarbeitern. In einer immer digitaleren und flexibleren Arbeitswelt ist es jedoch unerlässlich, dass diese Anzeigen nicht nur den richtigen Inhalt vermitteln, sondern auch in einem Format und auf einer Plattform präsentiert werden, die die Zielgruppe anspricht. Doch wie entstehen eigentlich Trends in Stellenanzeigen und wie können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Anzeigen den aktuellen Anforderungen und Erwartungen gerecht werden?
In der 92. Folge der HRM Hacks sprich Tim Verhoeven mit Alexander Petsch darüber, wie Sie als Unternehmen Ihre Stellenanzeigen optimieren können und die zählen die momentan wichtigsten Trends auf, die das Thema Stellenanzeigen bewegen.
Wie entstehen eigentlich Trends in Stellenanzeigen?
Trends in Stellenanzeigen entstehen in erster Linie durch das Verhalten und die Bedürfnisse der Jobsuchenden. Diese verändern sich mit der Zeit, je nachdem, welche Technologien, Arbeitsmodelle und gesellschaftlichen Entwicklungen gerade im Fokus stehen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Trend zur mobilen Bewerbung: immer mehr Menschen arbeiten mit Smartphones und Tablets. Deshalb ist es notwendig geworden, Stellenanzeigen mobiloptimiert zu gestalten.
Die großen Trends in Stellenanzeigen spiegeln sich daher oft in der Art und Weise wider, wie Menschen heute arbeiten, kommunizieren und sich mit potenziellen Arbeitgebern vernetzen. Der Bedarf an Flexibilität, der Wunsch nach mehr Inklusion und die zunehmende Digitalisierung von Bewerbungsprozessen sind nur einige der Faktoren, die die Entwicklung neuer Trends in der Stellenanzeige beeinflussen.
1. Mobile First: Optimierung für Smartphones
Ein klarer Trend in der Gestaltung von Stellenanzeigen ist das sogenannte „Mobile First“-Prinzip. Der Anteil der Jobsuchenden, die mit ihren Smartphones nach Stellenangeboten suchen, wächst kontinuierlich. Vor wenigen Jahren lag dieser Anteil bei etwa 62 %, heute sind es bereits knapp 70 %. In digital fortgeschrittenen Ländern ist der Anteil sogar noch höher – bis zu 80 %. Für Unternehmen bedeutet das, dass Stellenanzeigen unbedingt für mobile Endgeräte optimiert sein müssen.
Der wichtigste Aspekt dabei ist, dass nicht nur das technische Design, sondern auch der Inhalt der Stellenanzeige auf die mobilen Nutzer zugeschnitten werden muss. Mobile Geräte haben begrenzten Platz, und die Aufmerksamkeitsspanne der Nutzer ist oft kürzer. Eine Stellenanzeige sollte daher kurz, prägnant und übersichtlich sein. Ein wesentlicher Tipp ist, den Titel der Anzeige nicht länger als 35 Zeichen zu gestalten, um sicherzustellen, dass er auf allen Geräten korrekt angezeigt wird und nicht abgeschnitten wird.
2. Klarheit und Präzision: Die Bedeutung von Bullet Points
Eine mobile optimierte Stellenanzeige muss nicht nur technisch einwandfrei funktionieren, sondern auch inhaltlich überzeugen. Hier kommt ein weiterer Trend ins Spiel: Die Verwendung von Bullet Points. Diese ermöglichen eine schnelle und klare Übersicht der wichtigsten Anforderungen und Aufgaben. Studies und Eye-Tracking-Analysen haben gezeigt, dass Bewerber Stellenanzeigen mit langen, unübersichtlichen Texten eher überspringen. Sie möchten schnell wissen: „Passt dieser Job zu mir?“ Bullet Points erleichtern es, die Schlüsselinformationen auf den Punkt zu bringen.
Die Stellenanzeige sollte also so kurz und einfach wie möglich formuliert werden, ohne dabei wichtige Informationen zu verlieren. Ein präziser, übersichtlicher Text ist nicht nur für mobile Nutzer wichtig, sondern hilft auch, die richtige Zielgruppe anzusprechen.
3. Zielgruppenorientierung: Verschiedene Bedürfnisse ansprechen
Der nächste Trend betrifft die Zielgruppenorientierung. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass es wenig sinnvoll ist, alle Bewerber mit einer universellen Stellenanzeige anzusprechen. Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen oder mit verschiedenen beruflichen Hintergründen haben unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen. Es macht einen Unterschied, ob Sie eine Stellenanzeige für Berufseinsteiger oder für erfahrene Fachkräfte verfassen oder ob Sie eine Generation Y oder eine Generation Z ansprechen.
Ein sehr gutes Beispiel ist die Ansprache von Eltern. Wenn ein Elternteil beispielsweise auf der Suche nach einer neuen Stelle ist und in der Stellenanzeige der Begriff „Betriebskindergarten“ auftaucht, ist dies ein echter Pluspunkt. Ein solcher Benefit könnte für Eltern von Kleinkindern das entscheidende Kriterium sein, sich zu bewerben. In einer anderen Lebensphase – etwa vor dem Eintritt in den Elternstatus – wäre dieser Vorteil hingegen weniger relevant.
4. Die Flexibilitätswelle: Homeoffice und Teilzeit
Ein Trend, der sich besonders in den letzten Jahren verstärkt hat, ist der Wunsch nach Flexibilität. Die Pandemie hat vielen Arbeitnehmern gezeigt, wie wichtig es ist, auch von zu Hause aus arbeiten zu können, und viele möchten diese Flexibilität auch nach der Rückkehr ins Büro nicht mehr missen. Der Begriff „Homeoffice“ taucht mittlerweile in fast jeder Stellenanzeige auf – doch oft wird er vage und ohne weitere Details genannt. Das ist jedoch nicht ausreichend, um Bewerber wirklich anzusprechen.
Deshalb: beschreiben Sie klar, wie Homeoffice in Ihrem Unternehmen geregelt ist. Geben Sie an, wie viele Tage Homeoffice pro Woche möglich sind und ob es spezifische Vorgaben gibt (z. B. zu Arbeitszeiten oder Kommunikation). Dies schafft Klarheit und spricht besonders Bewerber an, die auf diese Flexibilität angewiesen sind.
Nicht nur Homeoffice, auch Teilzeitmodelle sind ein stark nachgefragtes Arbeitszeitmodell. Dabei geht es nicht mehr nur um Eltern oder Pflegekräfte, sondern auch um Menschen, die aus verschiedenen persönlichen Gründen weniger als die traditionellen 40 Stunden pro Woche arbeiten möchten. Hier gilt es, zu betonen, dass auch Teilzeit möglich ist, ohne dass es zu Nachteilen bei Karrierechancen oder Arbeitsaufgaben kommt.
5. Neue Benefits: Energiezuschüsse und psychische Unterstützung
Die Bedeutung von Benefits hat sich ebenfalls gewandelt. Es reicht nicht mehr, mit klassischen Extras wie Obstkörben oder Kicker-Tischen zu locken. In Zeiten von steigenden Energiepreisen ist es sinnvoll, Energiezuschüsse oder finanzielle Unterstützung für das Homeoffice zu bieten – wie etwa Zuschüsse für ergonomisches Büro-Equipment. Solche innovativen Benefits kommen besonders bei Bewerbern gut an, die bereits im Homeoffice arbeiten und diese Kosten nicht alleine tragen möchten.
Ein weiterer wachsender Trend sind psychische Unterstützungsangebote. Das Thema mentale Gesundheit hat durch die Pandemie zunehmend an Bedeutung gewonnen. Unternehmen, die in ihre Mitarbeiterpsychische Unterstützung investieren, sei es durch Angebote wie Yoga-Kurse, Resilienz-Trainings oder professionelle Beratung, stellen sicher, dass ihre Mitarbeiter langfristig gesund und leistungsfähig bleiben.
Ein ebenfalls oft übersehener Aspekt in der Gestaltung von Stellenanzeigen ist die Barrierefreiheit. Menschen mit Behinderungen haben oft Schwierigkeiten, sich auf herkömmlichen Karriereseiten oder in traditionellen Bewerbungsprozessen zu orientieren. Dazu gehören unter anderem Probleme bei der Farbcodierung von Texten für Menschen mit Sehbehinderungen oder das Fehlen von Voiceovers für blinde Bewerber. Es ist entscheidend, solche Barrieren zu erkennen und zu beheben, um sich als inklusiver Arbeitgeber zu positionieren.
Tipp: Achten Sie darauf, dass Ihre Stellenanzeigen sowohl visuell als auch inhaltlich für alle zugänglich sind. Verwenden Sie kontrastreiche Farben, bieten Sie eine barrierefreie Navigation und stellen Sie sicher, dass auch Menschen mit Behinderungen eine faire Chance haben, sich zu bewerben.
Die Gestaltung einer modernen, erfolgreichen Stellenanzeige erfordert somit weit mehr als nur eine Auflistung der Jobanforderungen und Aufgaben. Die neuesten Trends – von der mobilen Optimierung über flexible Arbeitsmodelle bis hin zu innovativen Benefits – bieten Unternehmen die Möglichkeit, ihre Anzeigen gezielt an die Bedürfnisse und Erwartungen der Bewerber anzupassen. Wer diese Trends berücksichtigt, verbessert nicht nur seine Reichweite, sondern zieht auch die besten Talente an. Bleiben Sie also flexibel, klar und transparent, um den bestmöglichen Eindruck bei den Bewerbenden zu hinterlassen!
Zur Person: im Verhoeven ist Recruiting-Nerd, HR Data Dude, Speaker, Dozent und Buchautor. Tim ist als Senior Manager Talent Intelligence bei Indeed tätig und leitete zuvor das Recruiting und Personalmarketing bei einer internationalen Unternehmensberatung. Davor war er bei diversen Konzernen und mittelständischen Unternehmen im Recruiting angestellt und blickt auf mehr als 15 Jahre Recruitingerfahrung zurück. Er gewann 2018 den HR Excellence Award in der Kategorie Tech & Data.