Recruiting steht aktuell unter enormem Druck. Fachkräftemangel, Kosteneffizienz und eine volatile Wirtschaftslage zwingen Unternehmen dazu, ihre Investitionen im Personalbereich genau zu prüfen. Gleichzeitig wächst der Bedarf, schnell und effizient die richtigen Talente für das eigene Unternehmen zu gewinnen. Wie also lässt sich intern überzeugend kommunizieren, dass Investitionen in modernes Recruiting langfristig essenziell sind? In diesem Artikel erfährst du, wie du eine überzeugende ROI-Kommunikation für dein Recruiting aufbaust, basierend auf wertvollen Einblicken des HRM-Hacks-Podcast-Interviews mit Dennis Böcker von SmartRecruiters und Alexander R. Petsch vom HRM Institut.
Warum ROI im Recruiting entscheidend ist
Return on Investment (ROI) bedeutet im Kontext des Recruitings vor allem eins: den tatsächlichen Mehrwert von Investitionen in Recruiting-Technologien und -Prozesse sichtbar machen. Besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen Unternehmen stärker auf Kosten achten, steht HR oft unter Rechtfertigungsdruck. Dennis Böcker, VP EMEA bei SmartRecruiters, erläutert: „Unternehmen hinterfragen gerade sehr intensiv, warum sie in Recruiting-Technologien investieren sollen, wenn es auf den ersten Blick doch um Wachstum und Expansion geht.“
Die Antwort liegt jedoch auf der Hand: Technologie steigert die Effizienz, reduziert Kosten und verbessert langfristig die Qualität der Einstellungen. Eine effektive ROI-Kommunikation zeigt auf, wie Technologie nicht nur Kosten reduziert, sondern auch den Unternehmenserfolg nachhaltig unterstützt.
Warum integrierte Softwarelösungen nicht immer die beste Wahl sind
Viele Unternehmen setzen auf umfassende HR-Suites, die sämtliche HR-Prozesse, einschließlich Recruiting, abdecken. Doch diese Module sind oft nur oberflächlich integriert und bieten nicht die Flexibilität, die Recruiting heute erfordert. Dennis Böcker warnt, dass günstige Recruiting-Module innerhalb großer Softwarelösungen häufig ineffizient sind: „Oft verursachen diese Systeme indirekt erhebliche Folgekosten, da Unternehmen dann auf externe Agenturen oder kostenintensive Anzeigenkampagnen zurückgreifen müssen.“
Spezialisierte Recruiting-Tools bieten hingegen oft flexiblere, effizientere und besser messbare Lösungen, welche letztlich sogar günstiger ausfallen, da sie Folgekosten reduzieren.
Die wichtigsten Kennzahlen zur ROI-Kommunikation im Recruiting
Um interne Argumente überzeugend zu präsentieren, sind aussagekräftige Kennzahlen unerlässlich. Diese Kennzahlen (KPIs) bilden die Basis für eine starke Argumentation und helfen dir dabei, Entscheidungsträger im Unternehmen nachhaltig zu überzeugen. Die entscheidenden KPIs sind:
1. Cost-per-Hire (CPH)
Diese Kennzahl misst die Gesamtkosten einer Einstellung. Hierbei ist entscheidend, zwischen den einzelnen Jobprofilen zu differenzieren. So verursacht beispielsweise eine Stelle in der Produktion völlig andere Recruiting-Kosten als eine Führungsposition.
2. Time-to-Hire (TTH)
Die Zeit, die benötigt wird, um eine Position zu besetzen, hat direkte Auswirkungen auf Produktivität und Umsatz. „Jeder Tag, an dem eine Stelle unbesetzt bleibt, bedeutet verlorenes Geld für das Unternehmen“, betont Böcker.
3. Hire Velocity (Stellenbesetzungsgeschwindigkeit)
Hire Velocity misst, wie erfolgreich das Recruiting-Team darin ist, geplante Stellen rechtzeitig zu besetzen. Eine gute Hire Velocity bedeutet, dass Positionen in der vorgesehenen Zeit besetzt werden, was sich wiederum positiv auf die Gesamtproduktivität auswirkt.
4. Quality-of-Hire
Die Qualität der eingestellten Mitarbeitenden ist entscheidend für langfristigen Unternehmenserfolg. Daten zeigen, dass Empfehlungen (Referrals) in der Regel eine deutlich höhere Einstellungsqualität aufweisen und somit langfristig produktiver sind.
Effiziente Recruiting-Strategien: Von Talent-Communities bis Referral-Programmen
Dennis Böcker empfiehlt innovative Ansätze wie den Aufbau von Talent-Communities. Anders als reine Talentpools, die oft nur Datenfriedhöfe sind, ermöglichen Communities eine aktive, kontinuierliche Beziehungspflege mit potenziellen Kandidaten. Talent-Communities sind besonders wertvoll, wenn es darum geht, passiv suchende Kandidaten langfristig zu binden.
Praktische Beispiele:
- Projektbezogene Communities: Aufbau einer aktiven Community bei Neueröffnungen oder Standorterweiterungen.
- Alumni-Netzwerke: Nutzung ehemaliger Mitarbeitender für zukünftige Recruiting-Chancen.
- Passive Talent-Communities: Bieten relevanten Content und Events, um Kandidaten auch ohne akuten Einstellungsbedarf zu aktivieren.
Darüber hinaus bieten Referral-Programme enormes Potenzial, die Effizienz und Qualität von Neueinstellungen zu verbessern. Empfohlene Kandidaten haben in der Regel kürzere Einarbeitungszeiten, höhere Produktivität und eine längere Verweildauer im Unternehmen.
Technologie als Enabler im Recruiting-Prozess
Technologie ist der Schlüssel zu effizientem Recruiting. Moderne Systeme reduzieren administrative Aufgaben, beschleunigen Prozesse und verbessern die Candidate Experience maßgeblich. Böcker weist darauf hin: „Technologie ermöglicht es Recruitern, sich wieder stärker auf das Wesentliche zu konzentrieren – den Menschen.“
Gute Technologien sind intuitiv und einfach bedienbar, erhöhen die Nutzerakzeptanz und stellen sicher, dass Mitarbeitende im Recruiting-Prozess ihre Zeit effektiv einsetzen. Dadurch steigt nicht nur die Effizienz, sondern langfristig auch die Qualität der Einstellungen.
Der strategische Nutzen von Recruiting-Technologie
Dennis Böcker hebt hervor, dass Recruiting nicht nur ein Kostenfaktor, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor für Unternehmen ist. „Recruiting hat eine unmittelbare Außenwirkung – Karriereseiten, Bewerbungsprozesse und Interviews sind entscheidend für das Employer Branding.“ Investitionen in gute Recruiting-Technologien zahlen sich daher langfristig durch ein besseres Arbeitgeberimage, höhere Bewerberqualität und geringere Fluktuation aus.
Konkrete Schritte zur erfolgreichen ROI-Kommunikation im Recruiting
Um deine Geschäftsleitung effektiv von Investitionen zu überzeugen, empfiehlt Böcker eine strukturierte Vorgehensweise:
- Analyse des Status quo: Ermittle bestehende Kosten und Prozesse.
- KPI-Datenbasis schaffen: Implementiere Systeme zur einfachen Erfassung und Auswertung wichtiger KPIs.
- Klare Ziele definieren: Formuliere realistische und messbare Ziele für die geplanten Investitionen.
- Einsparungspotenziale deutlich machen: Zeige konkret auf, wo Kosteneinsparungen möglich sind.
- Transparente Kommunikation: Präsentiere klar nachvollziehbare und datenbasierte Prognosen.
Fazit: Wer jetzt investiert, profitiert langfristig
Recruiting ist kein Bereich, in dem kurzfristige Einsparungen langfristig von Vorteil sind. Vielmehr schafft eine kluge Investition in Recruiting-Technologien und effiziente Prozesse langfristigen Mehrwert für das Unternehmen. Die richtige Kommunikation interner ROI-Argumente hilft, Budgetverantwortliche zu überzeugen und macht das Recruiting zukunftsfähig.
Mit einer datenbasierten Argumentation kannst du intern zeigen, dass Investitionen in Recruiting-Technologien nicht nur sinnvoll, sondern strategisch notwendig sind – für einen nachhaltigen und messbaren Unternehmenserfolg.