Einige innovative Unternehmen haben bereits erkannt, dass eine familienbewusste Personalpolitik ein Wettbewerbsfaktor ist. Die Loyalität und Zufriedenheit der Mitarbeiter steigt und sie fühlen sich langfristig mit dem Unternehmen verbunden. Wer heute das Thema für sich entdeckt, kann sich als Vorreiter fühlen. Ein Vorteil der nicht zu unterschätzen ist. Erkannt haben das zumindest die teilnehmenden Unternehmen der „Mentoren-Ausbildung“. Das Pilotprojekt haben das Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen und die Bertelsmann Stiftung gemeinsam aus der Taufe gehoben.

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Foto von Omar Lopez

Das Projekt setzt nicht an einem allgemeinen Wertekatalog an, sondern richtet sich direkt an die Führungskräfte. Der Kerngedanke ist einfach: Wenn die Vorgesetzen der Mitarbeiter erkannt haben, warum Familienfreundlichkeit wichtig ist und wie sie diese in ihrem Einflussbereich umsetzen, ist das bedeutend erfolgreicher als bloße Lippenbekenntnisse. Ziel des Ausbildungskonzeptes ist es, Männer und Frauen, die in Führungspositionen sind oder diese in nächster Zukunft anstreben, zu Multiplikatoren, Beratern und Ideengebern für Vereinbarung von Beruf und Familie zu machen.

Väter und Mütter im Blick

Das Projekt startete Ende 2006. Die Ausbildung besteht aus sechs Fachmodulen sowie einem Coaching durch eine Unternehmensberaterin. Ferner sind in der Ausbildungszeit zwei Fachvorträge vorgesehen. Dabei haben die Teilnehmer nach einem Input-Vortrag und der Präsentation von Best Practice Beispielen die Gelegenheit, sich besser kennenzulernen und untereinander auszutauschen. Die Führungskräfte beschäftigen sich zunächst mit ihrer eigenen Rolle im Unternehmen und einem erfolgreichen Selbst- und Zeitmanagement, um auf dieser Grundlage die Merkmale familienfreundlicher Unternehmensführung zu erlernen. Auf die Kommunikation wird ein besonderer Wert gelegt – gegenüber Kollegen, gegenüber der Geschäftsleitung und der eigenen Familie.

Damit ein breiter praxisnaher Blickwinkel entsteht, werden teilweise auch die Lebenspartner mit einbezogen. „Wichtig war uns, dass die Unternehmen sowohl eine Frau als auch einen Mann zu Mentoren ausbilden lassen“, erklärt Astrid Laudage, Projektmanagerin im Team “Balance von Familie und Arbeitswelt” der Bertelsmann Stiftung. Es gehöre dazu, die Sichtweisen von Vätern und Müttern in Familienfragen mit einzubeziehen. Die Ausgangssituation ist eine jeweils andere, denn Väter haben es bisweilen schwerer, wenn sie Beruf und Familie vereinbaren möchten.

Breite Teilnehmerpalette

Die teilnehmenden Unternehmen sitzen in verschiedenen Regionen Nordrhein-Westfalens – von Aachen bis Bielefeld sind elf Unternehmen mit dabei. Mit zwölf Mitarbeitern ist die Firma Incony die kleinste. Namhafte Unternehmen wie Dr. Oetker oder die Rewe Group haben auch Führungskräfte zu der Ausbildung angemeldet. Sie bilden in punkto Unternehmensgröße mit mehr als 1.000 Mitarbeitern die obere Grenze. Die Palette der Teilnehmer besteht aus einem bunten Mix an Branchen von der Elektrotechnik über das Gesundheitswesen bis hin zu einem Logistikunternehmen.

Bisher kommt das Projekt bei den Betrieben sehr gut an. „Die Rückmeldungen der teilnehmenden Unternehmen sind durchweg positiv“, bekräftigt Projektmanagerin Laudage. Alle hätten bei der Bestandsaufnahme festgestellt, dass sie bereits familienfreundliche Leistungen anböten, die sie bisher nicht so benannt hätten. Ein Erfolg für das Projekt steht schon jetzt fest: Die Teilnehmer haben sich alle kleine Projekte zur Vereinbarung von Beruf und Familie vorgenommen, die sie jetzt umsetzen werden.

Wie es nach dem Projekt Ende 2007 weitergehen wird, ist noch offen. Derzeit können keine Unternehmen mehr in das laufende Projekt einsteigen, aber möglicherweise wird die Ausbildung erneut aufgesetzt. Es gebe großes Interesse an dem Mentorenprogramm, so Laudage. Eine definitive Entscheidung über die Fortsetzung steht jedoch noch aus.

Neben Liz Mohn, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, unterstützt Armin Laschet, Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen das Pilotprojekt. Minister Laschet wird am 11. September, um 9:30 Uhr, die „Mentoren-Ausbildung“ auf der Fachmesse Zukunft Personal präsentieren. Weitere Informationen unter www.zukunft-personal.de.