Generative Engine Optimization (GEO): Buzzword-Bingo fürs Recruiting

„Recruiter, wir haben ein Problem! Jobsuchende googeln nicht mehr, sondern fragen ChatGPT!“ So oder ähnlich klingt es derzeit landauf, landab. Die Lösung? GEO (Generative Engine Optimization), der neueste Heilsbringer aus dem Marketing-Bullshit-Bingo.

Woher kommt der GEO-Hype?

Der Begriff geht auf eine Studie der Princeton University aus dem Jahr 2023 zurück. Diese kam zu dem Ergebnis, dass u. a. relevante Inhalte mit konkreten Fakten und Zahlen (z. B. Statistiken, Auszeichnungen, Mitarbeiterstimmen) die Sichtbarkeit in KI-generierten Antworten erhöhen könnten. Revolutionär sind diese Erkenntnisse nicht. Schließlich sind sie neben Faktoren wie ein- und ausgehende Links und Domain Authority seit Jahren Best Practice für SEO (Search Engine Optimization). Aber GEO lässt sich halt besser verkaufen als „sorgt endlich für relevante Inhalte auf Karriereseiten und Stellenanzeigen“.

Dazu passt auch das folgende Zitat von Danny Sullivan, „Director within Google Search“ bei Google: Er kommentierte den ganzen Spuk mit einer Aussage, die es auf den Punkt bringt: „Good SEO is good GEO.“ Das sagt eigentlich schon alles.

Was steckt dahinter?

Schauen wir uns doch einmal genauer an, was KI-Modelle überhaupt tun. Sie greifen einerseits auf ihre Trainingsdaten, andererseits auf aktuelle Websuchergebnisse zurück. Das bedeutet: Wenn die Karriereseite in Suchmaschinen ohnehin kaum auffindbar ist oder technische Probleme aufweist, wird sie auch in KI-Antworten nicht vorkommen. KI-Chatbots nutzen zwar ähnliche Signale wie Suchmaschinen, gewichten jedoch semantische Kohärenz, Quellvertrauen und Struktur anders. Und es gibt auch Unterschiede – keine KI ist gleich.

Schema.org: Seit 2019 wichtig, jetzt plötzlich sexy

Worauf es vor allem ankommt, insbesondere bei Stellenangeboten, sind strukturierte Daten. Stichwort schema.org. Auch das ist nichts Neues und sollte seit der Einführung von Google for Jobs im Jahr 2019 in Deutschland eigentlich bekannt sein. Wer also das „JobPosting“-Schema nutzt, alle relevanten Felder korrekt auszeichnet und einen Stellentitel nutzt, nachdem auch die Zielgruppe sucht, ist schon mal ganz weit vorne. Wer allerdings dieselbe Anzeige über fünf Portale verteilt, konkurriert mit sich selbst. Duplicate oder quadruple Content schadet der Sichtbarkeit auch bei ChatGPT & Co. Diese Erkenntnisse sind weder neu noch Hexenwerk.

Relevanz schlägt Floskeln – schon immer

Wie bei SEO ist auch bei GEO die Relevanz der Inhalte der entscheidende Faktor. Und hier liegt das Problem. Denn wie die meisten Karriereseiten sind auch die meisten Stellenanzeigen austauschbar. Floskeln wie „Wir suchen motivierte Mitarbeiter für ein dynamisches Team“ oder „Willkommen Berufserfahrene“ finden sich zuhauf. Relevante Inhalte aber sind Mangelware:

Was ist das Warum des Unternehmens, welche Werte werden gelebt? Wie sehen Projekte aus, an denen ich mitwirken kann? Welche konkreten Aufgaben kommen auf mich zu? Welche Vorteile habe ich, wenn ich bei euch arbeite?

Das sind die Fragen, auf die Menschen eine Antwort suchen. Deshalb gewinnt Googles Qualitätsprinzip E-E-A-T (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness) noch mehr an Bedeutung. Eine KI zitiert nur, was sie als glaubwürdig einstuft – also echte Einblicke statt austauschbarer Marketing-Floskeln.

Domain-Ownership: Eure Marke, eure URL

Wichtig ist zudem, dass Karriereseite und Jobs über die eigene Domain ausgespielt werden, und nicht über Drittanbieter, wie bspw. das Jobportal der Recruiting-Software. Durch diese Markenkonsistenz wird das Vertrauen von Suchmaschinen und KI gestärkt. Ob über karriere.unternehmen.de oder unternehmen.de/karriere ist egal, solange es sich um die eigene Domain handelt.

User Experience: Was Menschen nervt, nervt auch Google & KI

Wer User mit Formular-Ungetümen oder Zwangsregistrierungen malträtiert, vergrault nicht nur potenzielle Bewerber, sondern signalisiert auch Google und KI, dass hier etwas im Argen liegt. Signale wie Absprungraten, Verweildauer und Interaktionsverhalten beeinflussen die Qualität und Relevanz einer Karriereseite. Eine gute UX bleibt somit auch in Zeiten von GEO ein entscheidender Rankingfaktor.

Dazu gehört auch Barrierefreiheit: Was für Screenreader unlesbar ist, bereitet auch Crawlern Probleme. Klare Überschriften-Hierarchie und Alt-Tags sind Pflicht – nicht nur für Menschen, sondern auch für Maschinen.

Der positive Nebeneffekt: FOMO bringt Bewegung

Der GEO-Hype hat aber auch einen positiven Nebeneffekt: Endlich bewegt sich etwas! Als es nämlich darum ging, mit relevanten Inhalten von Karriereseite und Stellenanzeigen bei Google vertreten zu sein, hat kein Hahn danach gekräht. Jahrelang habe ich gepredigt, dass bei Karriereseiten allein die Relevanz zählt, dass strukturierte Daten wichtig sind und dass Google for Jobs nicht ignoriert werden kann. Jetzt, wo ein neues Buzzword die Runde macht, geraten plötzlich alle in Panik – nicht zuletzt auch durch die Verklärung von GEO als neue Wunderwaffe im Recruiting. Wenn GEO allerdings dazu führt, dass Unternehmen endlich ihre Hausaufgaben machen und ihre Karriereseiten auf Vordermann bringen, dann hat dieser Marketing-Hype durchaus seinen Zweck erfüllt. Manchmal ist es eben doch sinnvoll, „alten Wein (SEO)” in „neuen Schläuchen (GEO)” zu verkaufen.

Die Wahrheit: Keine Garantien, keine Rankings

Es gibt keine Garantie für mehr Sichtbarkeit. Nicht bei SEO, nicht bei Google for Jobs, und schon gar nicht bei GEO. Messbarkeit ist hier quasi unmöglich. KI-Antworten sind nicht reproduzierbar. Denn wenn heute ein Unternehmen empfohlen wird, bedeutet das nicht, dass es bei derselben Anfrage auch morgen noch empfohlen wird. Das liegt in der Natur generativer Systeme, die mit Sampling arbeiten. D. h., jede Antwort entsteht aus Wahrscheinlichkeiten, nicht aus festen Rankings. Wenn also jemand garantiert, dass die Karriereseite durch „GEO-Optimierung“ in den Top 3 bei ChatGPT landet, ist gesunde Skepsis durchaus angebracht.

Zusammengefasst: Wer seine technischen Hausaufgaben macht, gute Inhalte bereitstellt und echten Mehrwert sicherstellt, ist auf dem richtigen Weg. Was bei SEO wichtig ist, ist auch bei GEO richtig. Einen kleinen Unterschied gibt es aber: Denn während die Forderung nach ordentlicher SEO meist nur müde belächelt wurde, führt die FOMO bei GEO zu blindem Aktionismus und bereitwillig geöffneten Budgettöpfen.

Wie KI Recruiting verändert, lest Ihr in unserem Beitrag auf HRM.de

 

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