Diversität als Schlüsselfaktor für Innovation

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Foto von Luis Villasmil

Ein Beispiel dafür ist Blackrock, der weltweit größte unabhängige Vermögensverwalter. Für Blackrock  sind Frauen in Managing Boards essentiell für ausgewogene und verantwortungsbewusste Entscheidungen. Auch das Engagement des schwedischen Finanzinvestor Sven Hagströmer zeigt in diese Richtung. Er gründete die AllBright-Stiftung mit Sitz in Stockholm und Berlin mit dem Ziel, mehr Vielfalt in Vorstandsetagen zu erreichen. Denn: „In einem sich schnell verändernden Umfeld haben dynamische Unternehmen mit gut qualifizierten Vorständen, die in Hinblick auf Geschlecht und Herkunft die Gesellschaft widerspiegeln, große Wettbewerbsvorteile,“ so Hagströmer im aktuellen Bericht der deutschen AllBright-Stiftung. Ein wichtiger Grund auch dafür, Frauen stärker in Entwicklungs- und Innovationsprozesse einzubeziehen. Und so ist es auch nicht überraschend, dass auch weitere Akteure beim Thema Innovation auf das Potenzial von Vielfalt setzen. Die Boston Consulting Group hat dazu in Kooperation mit der TU München untersucht, inwieweit Diversität in Teams und Innovationen zusammenhängen. Ihr Ergebnis ist eindeutig: innovative Teams sind diverser beziehungsweise diverse Teams sind innovativer. In welche Richtung der Wirkungszusammenhang besteht, konnte das Team um Rocio Lorenzo, Lorenzo, Partner und Managing Director bei Boston Consulting Group, nicht abschließend klären. Lorenzo hält es jedoch für sehr wahrscheinlich, dass die Effekte in beide Richtungen wirken.

 

Kommunikation und Empathie als Schlüsselfaktoren

Doch diverse Teams sind keine Selbstläufer. Was es braucht, sind ausgeprägte kommunikative und soziale Kompetenzen, um die verschieden Backgrounds, Denkweisen und Erfahrungswelten so zusammenzubringen, dass sie sich gegenseitig bereichern. Im Fokus sollte dabei das gemeinsam „Wofür“ stehen, so dass nicht Personen miteinander in Konkurrenz stehen, sondern unterschiedliche Positionen und Lösungen. Es gilt Sachverhalte wie Menschen miteinander in Beziehung zu bringen, Chancen aufzuzeigen, Herausforderungen anzuerkennen, Gemeinsamkeiten zu stärken und Differenzen auszuhalten und zu respektieren. Diese Kompetenzen finden sich in hohem Maße bei vielen Frauen wieder.

Doch auch jenseits der Innovation liegen in den heutigen Arbeitsweisen Herausforderungen, bei denen feminine Qualitäten hilfreich sind. So erleben wir heute schon in vielen Unternehmen, dass immer öfter in temporären Projektteams Menschen aus verschiedenen Disziplinen, mit unterschiedlichen Backgrounds und Erfahrungen für eine begrenzte Zeit zusammenarbeiten. Gleichzeitig werden die Unternehmensgrenzen immer fluider. Die Zusammenarbeit ist dort oft mit wechselnde Kooperationspartnern, Freelancern und Experten geprägt –mit dem Ziel, noch schneller passende Lösungen für komplexe Anforderungen zu finden. Auch diese wechselnden Arbeitsbeziehungen bedürfen ähnlicher Qualitäten.

 

Bewusstseinswandel für eine digitale Welt

Was es jedoch braucht ist, dass Frauen sich der Bedeutsamkeit ihrer Beiträge bewusstwerden. Denn nur, wer sich seiner Stärken und Wertbeiträge bewusst ist, kann diese auch zielgerichtet einbringen. Oft höre ich von Frauen, aber auch von zurückhaltenden Männern, dass sie sich nicht trauen, ihre Ideen zu teilen, da sie sich nicht in den Mittelpunkt stellen wollen oder dass ihr Impuls nicht bedeutsam genug sei. Doch welche Wirkung ein Gedanke entfaltet, kann keiner im Voraus wissen. Denn vielleicht ist er der Anstoß für einen Geistesblitz oder der Funken für ein Feuerwerk. Also gilt es die anerzogene Zurückhaltung Stück und Stück abzulegen und sich dem eigenen Potenzial Schritt für Schritt bewusst zu werden.

Ebenfalls treffe ich auf Aussagen, die aufzeigen, dass viele feminine Menschen sich der Wirkung ihrer Stärken nicht vollumfänglich bewusst sind. Dann heißt es: „Ach, das ist doch nicht Besonderes!“ oder „So bin ich halt!“. Ist eine Leistung nicht mit Anstrengung und harter Arbeit verbunden, so wird auch der eigene Wertbeitrag geringgeschätzt. Dabei sind sie oft echte Naturtalente der Kommunikation, der Wertschätzung oder Vernetzung – wertvolle Kompetenzen, die für andere Menschen unerreichbar bleiben.

Hier sind Kolleginnen und Kollegen sowie Führungskräfte gefragt, die ganz bewusst femininen Qualitäten Aufmerksamkeit und Wertschätzung schenken, damit genau diese Kompetenzen in der Organisation gestärkt werden.

 

Webtipps

https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-02-02/blackrock-asks-companies-to-explain-dearth-of-women-on-boards

https://static1.squarespace.com/static/56e04212e707ebf17e7d7cd2/t/5af88cf62b6a28d7522c910a/1526238462041/AllBright+Bericht_Mai+2018.pdf

https://www.ted.com/talks/rocio_lorenzo_want_a_more_innovative_company_hire_more_women/transcript

Frauen und Technik

Wer an IT-Systeme und digitale Tools denkt, verbindet diese üblicherweise mit männlicher Expertise. Dabei war es eine Frau, die die Grundlagen für die Programmierung legte. Ada Lovelace, geboren 1815 in London, gilt nicht nur als erste Programmiererin der Welt, sondern als erster Programmierer überhaupt. Viele weitere begabte Frauen folgten ihr in den 40er- Jahren des letzten Jahrhunderts – unter anderem Grace Hopper, Betty Jennings oder auch Frances Spence, die den ersten vollelektronischen Computer programmierten. Doch irgendwie rücken die Erfolge von Frauen in den Chroniken der Technikgeschichte immer wieder in den Hintergrund. Das muss sich ändern, denn für die Technik der Zukunft gilt mehr denn je, sie benötigen weibliche Qualitäten, Kompetenzen und Blickwinkel um ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Wieso genau – dazu gleich noch mehr!

 

Was erwartet uns in der digitalen Transformation?

Viele Expertinnen und Experten sind sich einig: die große digitale Transformation erwartet uns erst noch. Was dabei auf uns zukommt, kann heute keiner so genau vorhersagen. Viele sprechen von Tausenden von Arbeitsplätzen, die durch Software oder Roboter ersetzt werden. Auch über künstliche Intelligenz, das heißt Computerprogramme, die aus sich heraus lernen können, ist immer öfter zu lesen. Und dennoch bleibt es vage, wie unsere Welt in zehn oder auch zwanzig Jahren aussehen wird.

Die Digitalisierung hat uns bisher vor allem Effizienz versprochen. Was sie uns gebracht hat, ist ein exponentielles Wachstum an Möglichkeiten und damit eine Beschleunigung und zunehmende Komplexität der Märkte, aber auch unseres Lebens. Die Welt steht uns offen – und sie steht nicht mehr still. Wir können uns über Zeitzonen und Kontinente hinweg problemlos vernetzen und uns eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen auf den Leib schneidern lassen.

Doch diese Vielfalt hat auch ihre Tücken.  Die zunehmende Komplexität und Dynamik führt viele Menschen an ihre Belastungsgrenzen. Und so hat sich die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Belastungen in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt. Gleichzeitig zeigt uns unser Planet, dass wir ihn mit unserer bisherigen Art der Wertschöpfung auch an seine Grenzen geführt haben. Wenn wir in Unternehmen schauen, werden viele der aktuellen Veränderungen immer noch vor allem von Männern gestaltet. Und vieles davon ist geprägt von einem höher, schneller, weiter.

 

Neues Denken ist gefragt

Doch bedeutet das auch für die Zukunft: Einfach weiter so,  den Hochgeschwindigkeitszug beschleunigen und all das machen, was möglich ist? Oder betrachten wir die Zukunft aus einer neuen Perspektive? Konkret gefragt: Sollte die digitale Transformation nicht im besten Fall einen Beitrag dazu leisten, dass sie den Menschen und der Welt dient und nicht andersherum? Denn wem oder was sollte Arbeit dienen, wenn nicht der Verbesserung von Lebensumständen? Lokal wie global.

Albert Einstein soll einmal gesagt haben, „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Doch wie denkt man anders? Wie denkt man neu? Neues Denken entsteht durch neue Perspektiven und vor allem durch das Zusammenbringen dieser unterschiedlichen Blickwinkel. Und so schauen heute selbst Großinvestoren mit einem ausgewogeneren Blick auf ihr Investment als das früher der Fall war.