Wie Thomas Schulz Recruiting neu denkt – und warum Livestreams der Schlüssel zur Gen Z sind
Der Arbeitsmarkt befindet sich in einem ständigen Wandel. Fachkräfte sind gefragt, und besonders junge Talente der Generation Z wissen, dass sie oft die Wahl haben, für wen sie arbeiten. Unternehmen, die diese Zielgruppe gewinnen wollen, müssen ihre Strategien anpassen – klassische Stellenanzeigen allein reichen längst nicht mehr.
Thomas Schulz, Gründer und CEO von CareerFairy, hat genau hier angesetzt. Mit seinem Unternehmen bringt er Firmen und Studierende über interaktive Livestreams zusammen. Im Gespräch erklärt er, wie es gelingt, die Generation Z authentisch anzusprechen, Talente frühzeitig zu erreichen und langfristig als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.
Vom Studentenproblem zur Geschäftsidee
Die Idee zu CareerFairy entstand aus einer persönlichen Erfahrung. Während seines Mathematikstudiums stellte sich Schulz die Frage, welchen beruflichen Weg er einschlagen sollte. Auf den üblichen Karrieremessen fand er zwar Informationen – doch der Austausch war auf ein oder zwei Tage im Jahr begrenzt. „Es war einfach nicht genug, um zu verstehen, welche Möglichkeiten es gibt und welcher Job zu mir passt“, erinnert er sich.
Heute bietet CareerFairy Studierenden und Absolventen die Möglichkeit, täglich mit Mitarbeitenden aus verschiedensten Unternehmen in Kontakt zu treten – live, interaktiv und direkt aus erster Hand. Das Ziel: authentische Einblicke in den Arbeitsalltag, statt anonymer Werbebotschaften.
Authentizität statt reiner Selbstdarstellung
Eines der größten Probleme vieler Unternehmen im Recruiting ist laut Thomas Schulz, dass sie sich in Selbstdarstellung verlieren. „Wir sehen, dass Formate besonders gut funktionieren, die echten Mehrwert bieten – also nicht nur erklären, wie toll das Unternehmen ist, sondern den Teilnehmenden auch etwas mitgeben.“
Dieser Mehrwert kann in Form von Skill-Workshops entstehen: etwa zu Präsentationstechniken, Verhandlungsskills oder praxisnahem Excel-Training. Solche Inhalte bleiben im Gedächtnis und schaffen eine Verbindung – selbst bei Talenten, die aktuell noch nicht aktiv auf Jobsuche sind.
Transparenz spielt dabei eine entscheidende Rolle. Gehaltsangaben sind für viele Bewerberinnen und Bewerber immer noch die erste Frage. Offenheit bei Gehältern und Benefits schafft Vertrauen und hebt Arbeitgeber von der Konkurrenz ab. „Wir sehen einige Unternehmen, die diesen Schritt gehen, aber es ist noch nicht der Standard“, betont Schulz.
Die Gen Z will mehr als nur Geld
Die Generation Z unterscheidet sich in einem Punkt deutlich von vielen vorherigen Generationen: Für sie zählt nicht allein das Gehalt. Sinn, Werte und Erfüllung im Job spielen eine immer größere Rolle. Gleichzeitig fühlen sich viele junge Menschen unsicher, wenn es darum geht, ihren Platz im Arbeitsmarkt zu finden.
Hier setzt Thomas Schulz auf frühzeitige Ansprache. Unternehmen, die Studierende bereits 6 bis 18 Monate vor Studienabschluss erreichen, haben die besten Chancen, eine langfristige Beziehung aufzubauen. Dabei geht es nicht sofort um konkrete Jobangebote, sondern um Inhalte, die in dieser Phase relevant sind: Tipps für den Berufseinstieg, Einblicke in Branchen, gefragte Fähigkeiten.
Kürzere Formate für frühe Kontaktpunkte
Je weiter jemand noch vom Berufseinstieg entfernt ist, desto kürzer sollte der Content sein. Ein Studierender im ersten Mastersemester wird sich kaum eine einstündige Jobpräsentation ansehen, sehr wohl aber ein 30- bis 60-sekündiges Video mit spannenden Tipps.
Plattformen wie TikTok oder Instagram sind hier ideale Kanäle. Doch auch innerhalb von CareerFairy-Livestreams kann mit kurzen, knackigen Abschnitten gearbeitet werden. Das Ziel: Interesse wecken, ohne zu überfordern.
Interaktivität als Erfolgsfaktor
Ein entscheidender Vorteil des Livestream-Formats ist die Interaktivität. Teilnehmende können Fragen stellen, direkt mit Mitarbeitenden sprechen und so ein realistisches Bild vom Unternehmen gewinnen. Schulz vergleicht das Konzept gerne mit Plattformen wie Twitch – nur eben im Karrierekontext.
Gamifizierungselemente, also spielerische Anreize und ein hoher Grad an Beteiligung, sorgen dafür, dass das Format nicht trocken wirkt. „Es geht nicht nur darum, Informationen zu senden, sondern eine echte Verbindung aufzubauen“, so Schulz.
Der Blick in die Zukunft
Auch wenn der Arbeitsmarkt aktuell wieder etwas arbeitgeberfreundlicher wirkt und viele Unternehmen mehr Bewerbungen erhalten, warnt Schulz vor Selbstzufriedenheit. Der demografische Wandel wird schon bald wieder für Fachkräftemangel sorgen. Unternehmen, die heute in Employer Branding investieren und sich um langfristige Bindung bemühen, werden davon profitieren, wenn der Wettbewerb um Talente erneut zunimmt.
„Wir müssen davon ausgehen, dass wir uns bald wieder stärker bei den Talenten bewerben müssen – nicht umgekehrt“, erklärt er. Livestreams sind dabei ein Werkzeug, um diese Bewerbung persönlich, authentisch und nachhaltig zu gestalten.
Warum Livestream-Recruiting so gut funktioniert
Das Konzept von CareerFairy bringt Unternehmen und Talente auf Augenhöhe. Statt unpersönlicher Stellenanzeigen gibt es authentische Einblicke in den Arbeitsalltag, Gelegenheit zu direkten Fragen und oft sogar praktische Tipps, die sofort einen Mehrwert bieten.
Für Unternehmen bedeutet das einen zusätzlichen Aufwand – doch er zahlt sich aus. Talente, die im Livestream einen positiven Eindruck gewinnen, sind eher bereit, sich zu bewerben oder das Unternehmen im Hinterkopf zu behalten.
„Wir wollen Studierende auf ihrer gesamten akademischen Reise begleiten – mit Inhalten, die zu ihrer aktuellen Situation passen – und ihnen am Ende den bestmöglichen Job ermöglichen“, fasst Thomas Schulz zusammen.
Fazit
Recruiting für die Generation Z erfordert neue Ansätze. Authentizität, Interaktivität und frühzeitige Ansprache sind die Schlüssel, um junge Talente zu gewinnen. Wer es schafft, transparent zu kommunizieren, echten Mehrwert zu bieten und innovative Formate wie Livestreams zu nutzen, wird langfristig als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen.
Thomas Schulz zeigt mit CareerFairy, dass modernes Recruiting nicht nur Stellen besetzt, sondern Beziehungen aufbaut – und damit den entscheidenden Unterschied im Wettbewerb um die besten Köpfe macht.














