Zugegeben: Zielgruppengerechtes Schreiben ist nicht einfach. Das fängt schon beim Erfahrungsstand des Lesers an: ist er ein Fachmann und ist er hoch, durchschnittlich oder wenig gebildet? Derlei lässt sich im Geschäftsleben mehr oder weniger gut herausfinden – dank Erfahrungen und Studien. Aber bei Jugendlichen, woran könnten Autoren sich da orientieren?

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Foto von Alesia Kazantceva

Mal grundsätzlich: Jugendliche sind so vielseitig wie es nur irgendwie geht. In der Altersgruppe der 14- bis 17Jährigen driften die Erfahrungen, das Fachwissen und die Bildung teilweise so weit auseinander, dass ein gemeinsamer Nenner nur schwer auszumachen ist. Was ist zu tun? Etwa das Textniveau niedrig ansetzen? Schlecht, höher gebildete Jugendlichen würden drüber hinweg lesen. Umgekehrt gilt dasselbe. Den optimalen Wortlaut beim Schreiben für junge Erwachsene treffen, das ist nur mit Erfahrung und Zuhören zu erreichen: Wie unterhalten sich Jugendliche? Welche Worte und Ausdrücke benutzen sie? Alles Fragen, die eigentlich jeden Menschen betreffen, denn jeder fühlt sich wohl, wenn man mit ihm in „seiner“ Sprache gesprochen wird.

Es gibt ein paar grundsätzliche Tipps – die angewandt – jeden Stil sofort verbessern. Die offensichtlichste und doch meist vernachlässigte Empfehlung lautet: Verwenden Sie keinesfalls Fachwörter der Geschäftswelt, wie zum Beispiel „Employer branding“ oder „Wording“. Jugendliche verwenden und – sehr wahrscheinlich – verstehen solches nicht einmal. Setzen Sie lieber jeweils einen einfachen Ausdruck ein, was einen Text nicht unbedingt weniger kompetent erscheinen lässt. Oft ist der einfache Ausdruck der treffendere und eingängigere. Beeindrucken Sie durch Verständlichkeit und nicht durch Fachchinesisch. Sie kennen kein passendes Synonym? Dann liefern Sie eine einfache Erklärung.

Doch Vorsicht: bedienen Sie sich nicht krampfhaft des Jugendslangs. Bitte nicht hipper erscheinen wollen als Sie es sind. Sie laufen Gefahr, Wörter zu verwenden, die inhaltlich oder formell nicht passen. Die Folge: der Autor wirkt unglaubwürdig und der Leser fühlt sich veralbert. Wenn Sie sich nicht sicher sind, besuchen Sie von Jugendlichen geführte Blogs, um ein Gefühl für die Sprache zu bekommen.

Manche Autoren meinen, durch einen Gebrauch von „du“ im Stile Ikeas das Spiel schon gewonnen zu haben. Du oder Sie – das sollte gut überlegt sein. Sollen die Leser auf einer persönlichen Ebene angesprochen werden, ist ein „du“ Muss. Ist hingegen die Seriosität sehr wichtig, sollte das „Sie“ eingesetzt werden. Sollten Sie sich für die seriöse Variante entscheiden, wird es jedoch schwierig, Mischformen einzusetzen, weil sowohl Erwachsene als auch über 18Jährige gemeint sind. Hier fragt sich dann, ob sich die Jugendlichen abgewertet fühlen, wenn sich die Anrede zum „du“ ändert. Was aber tun, wenn sowohl das Eine wie das Andere gelten soll? Für das Internet lässt sich die Frage leicht beantworten. Ein Beispiel dazu: das Online-Portal Younect.com spricht auf seiner Startseite sowohl Schüler als auch Firmen an. Auf der linken Seite des Internetauftritts wurde die „du“-Variante gewählt, um dagegen die rechte Seite deutlich abzugrenzen, auf der Geschäftskunden zur Registrierung aufgefordert werden. Tipp für Texte: elegant formulierte, anspruchsvolle Texte vertragen auch ein „du“.

Ein weiteres Thema betrifft Textumfänge: Muten Sie Ihren jungen Lesern nicht zu viel zu; Stichwort „schnelllebige Zeit“. Die Jugend von heute will meist nicht mehr viel lesen. Nehmen Sie es positiv: In der Kürze liegt die Würze. 200 bis 300 Wörter pro Text genügen. Alles, was darüber hinaus geht, wird oft ignoriert. Muss es aber mal mehr sein, greifen Sie zum so genannten „Paging“: lange Texte in mehrere kürzere Abschnitte einteilen. Sätze behandeln Sie übrigens genauso. Kurze Sätze ohne viele Nebensätze sind besser als endlos erscheinende und verschachtelte Sätze. Tipp: Ersetzen Sie Substantive durch Verben, das macht´s simpel. Also nicht „zur Anwendung bringen“, sondern „anwenden“, basta.

Übrigens müssen Sie Ihre Botschaften nicht immer komplett in Texten verpacken. Bilder sagen mehr als tausend Worte. Lockern sie Texte mit Bildern auf. Verwenden Sie dabei am besten Bilder, die zu Jugendlichen passen; Bilder, mit denen sie sich identifizieren können. Auch hier sollten Sie es mit der „Coolness“ nicht übertreiben.

Zurück zu den Texten und zum Thema Feedback: Denken Sie immer dran: Jugendliche kennen das Netz als „Mitmach-Web“, das heißt es wird geantwortet, kommentiert und mitgeredet – spontan und direkt. Bieten Sie also gleich Feedback-Möglichkeiten und erwarten Sie nicht nur positive Rückmeldungen. Interaktion meint, auf der Gegenseite einen echten Gesprächspartner vorzufinden.

Versuchen Sie auch moderne Techniken zu nutzen. Gerade bei Bildern können Sie Creative Commons – lizensierte Bilder – nutzen (cc – http://creativecommons.org). Zur Erklärung: Creative Commons ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im Internet verschiedene Standard-Lizenzverträge veröffentlicht, mittels derer Autoren an ihren Werken, wie zum Beispiel Texten, Bildern, Musikstücken usw., der Öffentlichkeit Nutzungsrechte einräumen können. Vielleicht verwenden Sie cc Lizenzen also auch bei Ihren Artikeln? Denn viele Jugendliche sind in Blogs, Foren und ähnlichem organisiert. Wenn Sie ihnen die Möglichkeit geben, Ihre Texte weiter zu veröffentlichen, ohne Angst haben zu müssen, damit gegen geltendes Recht zu verstoßen, verbreiten sich Ihre Informationen besser.

Wenn Sie dann mit Ihrem Werk fertig sind, überlegen Sie mal, ob er Ihr Kind oder das Kind eines Bekannten interessiert hätte. Sonst fragen Sie dort direkt nach und diskutieren ihn. Nach einiger Zeit des Schreibens werden Sie merken: es kann so einfach sein, gute und interessante Texte zu schreiben. Alles beginnt damit, dass Sie sich ein Blatt Papier nehmen und einfach mal drauf los schreiben. Und denken Sie immer dran: Wer den Ausdruck verbessern will, sollte am Gedanken arbeiten – frei nach Arthur Schopenhauer.