00:00:00
Alexander Petsch: Glückauf und herzlich willkommen zu den heutigen HRM-Hacks, präsentiert von der STAFFINGpro, Expo der HR-Services and Staffing Industry, der ersten Fachmesse für Fachbesucher ausschließlich aus der Zeitarbeits-, Staffing- und Personaldienstleistungsbranche, die am 19. Oktober in Wiesbaden im RheinMain CongressCenter stattfindet. Unter www.staffingpro.de könnt Ihr mehr zum Thema und zum Inhalt erfahren. Mein Name ist Alexander Petsch, ich bin der Gründer des HRM Instituts, Euer Gastgeber. In unserer heutigen HRM-Hacks-Folge spreche ich mit Simone Straub über Prozesssteuerung und Verbindlichkeit auf Kandidatenseite für mehr Einstellungserfolg. Simone Straub ist Personalberater-Coach und seit 2005 unterwegs mit dem Thema und in Deutschland sicher einer der bekanntesten Experten beziehungsweise Expertinnen für die Weiterbildung in der Personaldienstleistungsbranche. Sie hat mir mal verraten, dass sie schon über 1000 Personalberater geschult und begleitet hat und diese mit Trainings und Coachings erfolgreicher gemacht hat. Wir hatten vor Corona Simone Straub auch mal auf der TALENTpro in München zu Gast, und ich habe noch die Bilder vor Augen, wie wirklich riesige Menschentrauben um ihre Bühne herum an ihr klebten und ihr zuhörten und echt begeistert waren. Und Simone ist auch Dozent bei unserem Online-Weiterbildungsportal digital-recruiter.com. Ich freue mich wirklich sehr, dass Du heute bei uns bist, herzlich willkommen! 

Simone Straub

00:01:37
Simone Straub: Dankeschön, das hast Du sehr schön gesagt, danke Alexander! Heute ist Valentinstag und wir verbringen so praktisch den frühen Abend miteinander, ich fühle mich geehrt.

00:01:52
Alexander Petsch: Ich auch, auf jeden Fall. Schön, dass Du da bist. Sag’ mal, sind das in der Personalberaterbranche gerade goldene Zeiten oder eher steinige? 

00:02:05
Simone Straub: Ja, was heißt goldene Zeiten? Ich sage immer, im Personalberatungsgeschäft haben wir entweder Kandidatenmangel oder wir haben Kundenmangel. Aktuell haben wir definitiv keinen Kundenmangel, da mangelt es eher auf Kandidatenseite, das heißt, wir müssen tatsächlich schauen. Aufträge gibt es genügend, ich habe erst heute eine LinkedIn-Umfrage gestartet: Habt ihr so viele Aufträge, dass ihr sie qualitativ nicht mehr abarbeiten könnt? Stand vorhin waren es 88 Prozent, die gesagt haben, ja, Aufträge sind da. Ist es deswegen leichter, besser und goldener? Würde ich nicht sagen, weil, wie gesagt, die Kandidatenseite ist natürlich ein straffes Thema, wo wir ein Augenmerk darauf halten sollten.

00:02:50
Alexander Petsch: Für Personalberater ist dann natürlich das Thema Verbindlichkeit auf Kandidatenseite, unser heutiges Thema, ein wichtiger Punkt zu mehr Erfolg. 

00:03:00
Simone Straub: Definitiv. Verbindlichkeit auf Kandidatenseite, weil natürlich die Kandidaten momentan sehr, sehr viele Anfragen bekommen und sich es aussuchen können. Und da ist natürlich dann das Ziel, wenn ich mit Kandidaten in Gespräche gehe, in Prozesse gehe, die möglichst erfolgreich zum Kunden zu bringen. Und auf dem Weg dorthin gibt es doch einige Hürden.

00:03:22
Alexander Petsch: Im Vertrieb spricht man immer von Jas abholen oder so von Verbindlichkeitspunkten, so Touchpoints.

00:03:31
Simone Straub: Ja, da sind wir im Prinzip auch schon gleich beim ersten Lösungsgedanken dazu, die Jas abzuholen, das sind so Prozesssteuerungen. Prozesse kann ich nur steuern, wenn ich nicht erst ganz hinten anfange, wenn ich dann das Angebot sozusagen closen möchte, sondern es ist schon tatsächlich ein erster Schritt in Richtung Verbindlichkeit, diese eben schon frühzeitig im Prozess einzufordern. Wenn ich erst ganz hinten anfange, dann wird vielleicht der Kandidat so ein bisschen verspannt, weil er sich sagt, oh, jetzt fängt der Personalberater aber an zu pushen und fragt mich da die Verbindlichkeitsfragen. Wenn der Kunde jetzt ein positives Feedback oder eine positive Rückmeldung gibt, würden Sie den Vertrag dann annehmen? Dann wird es natürlich ein bisschen straff für das Gegenüber, weil er sich denkt, ok, was sind das jetzt für Fragen! Aber wenn ich damit schon frühzeitig im Prozess anfange, mir früh auch die Jas abhole, ist das tatsächlich ein erster wichtiger Punkt. Weil viele Berater unterscheiden nicht zwischen qualifizierenden Fragen, also, wo soll die Reise hingehen, was haben Sie fachlich so gemacht, und den closenden Fragen, also Verbindlichkeitsfragen, so dieses Butter bei die Fische. Also, wenn ich Sie jetzt beim Kunden vorstelle und der Sie zum Interview einlädt, zu den genannten Rahmenbedingungen, gehen Sie dann auch hin? Das eine ist so, wir unterhalten uns, alles ist gut, alles ist super und irgendwie auch unverbindlich, aber die Verbindlichkeit kommt ja dann durch solche Fragen auch rein. Das frühe Ja ist definitiv ein ganz, ganz wichtiger Punkt.

00:05:05
Alexander Petsch: Geht es eigentlich noch viel früher los, wenn ich die ersten Touchpoints mit einem Kandidaten habe? Ich bin jetzt kein Personaldienstleister, aber ich könnte mir vorstellen, dass der erste Stein des Weges eigentlich ist, selbst sehr verbindlich zu sein, zu informieren zum einen, was ist der Weg, was erwartet dich als Kandidat? Was tue ich bis wann? Und dann auch zurückmelden und da von meiner Seite möglichst maximale Verbindlichkeit reinbringen. Würdest Du das auch so sehen?

00:05:38
Simone Straub: Definitiv ist es die Frage, ist es tatsächlich ein viel früheres Anfangen? Das passiert ja praktisch zeitgleich, wenn ich dann zum Beispiel über Social Media die Kandidaten anschreibe, wir uns vereinbaren zu einem bestimmten Termin, dass ich dann auch anrufe, wenn ich sage, dass ich anrufe, ist natürlich schon ein erster wichtiger Punkt. Und ja, meine Verbindlichkeit als Dienstleister ist definitiv ein Thema. Wenn wir es so wollen und sagen, fängt das Thema Verbindlichkeit nicht schon viel früher an? Dann könnte man sagen, ja, in dem Moment, wo ich mich um eine professionelle Webseite kümmere, in dem Moment, wo ich mich um ein professionelles Xing- oder LinkedIn-Profil kümmere, in dem Moment, wo ich schaue, dass Kununu mir entsprechende Bewertungen gibt, weil eine Verbindlichkeit von Kandidatenseite auch etwas mit Offenheit zu tun hat. Also, ich kann nur Verbindlichkeit generieren, wenn ich offen mit dem Kandidaten sprechen kann, wenn er oder sie mir vertraut. Und das wird natürlich auch dadurch beeinflusst, wie tritt mein Unternehmen, wie trete ich als Berater am Markt auf? Und wenn ein Kandidat oder eine Kandidatin Erkundigungen zu mir einholt, was findet er oder sie? Wenn da die ersten Eindrücke schon negativ sind, dann wird wahrscheinlich mein Gegenüber eben auch taktieren mit Informationen und möglicherweise nicht so offen sein, wie sie oder er es sein könnte. Das blockiert mich natürlich dann in einem erfolgreichen Prozess.

00:07:07
Alexander Petsch: Du hast eben von den qualifizierenden und Verbindlichkeitsfragen gesprochen – was ist denn hier Deine Empfehlung? Mehr Verbindlichkeitsfragen?

00:07:18
Simone Straub: Ja, definitiv. Weil sich viele einfach nicht trauen, so einen Knopf daranzumachen. Sie beschweren sich über unverbindliche Kandidaten, aber tun am Ende ihrerseits auch nicht das, was es braucht, um Verbindlichkeit zu bekommen. Es ist natürlich immer die Frage, was kann ich tun, um darauf einzuwirken? Und deswegen sind wir ja wahrscheinlich heute auch zusammengekommen, um da den einen oder anderen Impuls zu geben. Wir haben so ein paar Sachen schon angesprochen, aber wenn man vielleicht nochmal eines vorher anfängt, kann man sagen, Verbindlichkeit kann ich eigentlich nur dann erzeugen, wenn ich für mein Gegenüber etwas bereithalte, was interessant ist. Mal angenommen, wenn ich Dich jetzt als Personalberater ansprechen würde, Alexander, und Dir einen interessanten Job anbiete, mal unabhängig von der Position, die Du jetzt hast. Stelle Dir vor, früher Arbeitnehmer, Du bist in einem Unternehmen, ich spreche Dich als Personalberater, mitten im Job: Wann würdest Du diesen Job denn wechseln?

00:08:23
Alexander Petsch: Wenn es mich meinem Naturell entsprechend reizen würde, Dinge bedienen würde, die ich mir in meiner Beschäftigung wünschen würde. Natürlich müssten auch ein paar Rahmenbedingungen, ein paar Hygienefaktoren dazu passen.

00:08:39
Simone Straub: Genau. Also letzten Endes muss ich irgendetwas für Dich verbessern, oder? Da haben wir eine Einigung.

00:08:47
Alexander Petsch: So viel verbessern, dass ich mich aus meiner Komfortzone bewege.

00:08:50
Simone Straub: Ja, auch das, es ist nicht nur mit einem niedrigschwelligen Reiz gemacht, dass man sagt, Mensch, das Gebäude gefällt mir besser, die Kollegin ist sympathischer oder wie auch immer. Man hat ja Routinen geschaffen um seine aktuelle Arbeitsstelle herum, man weiß, was erwartet wird. Es braucht einen gewissen Grundreiz, um in die Aktion zu gehen. Da reicht es nicht, wenn ich Dir jetzt als Beraterin vielleicht besonders sympathisch bin, dass Du dann sagst, Mensch, Frau Straub, weil Sie es sind, ich wechsle die Position. Sondern die Grundlage für Verbindlichkeit ist am Ende, dass ich mir als Kandidat etwas Positives von der Veränderung verspreche. Und das sind ganz wichtige Punkte, wo sich viele Berater oftmals auch so ein bisschen wehren gegen diesen Aspekt, dass Quantität natürlich in der Personaldienstleistung eben auch eine Rolle spielt. Weil nicht jeder Kandidat, nicht jede Kandidatin hat diesen Wechselwunsch, das heißt, ich brauche immer eine gute Mischung zwischen Kandidaten kontaktieren, um dann am Ende natürlich die Person zu finden, die erst mal ein grundsätzliches Interesse mitbringt. Und dann kann ich mir Gedanken machen, wenn die Person ein grundsätzliches Interesse hat, was sind meine Einflussmöglichkeiten darauf, die Verbindlichkeit zu erhöhen? Und da haben wir einen Punkt vorher noch nicht angesprochen. Das fängt natürlich im ersten Schritt mal damit an, gute Kompetenzen im Bereich Überzeugen und Begeistern zu haben, also meine eigene Begeisterungsfähigkeit, meine eigene Motivation und Freude über den Auftrag, den ich habe, ist natürlich erstmal Grundvoraussetzung, um andere mitzunehmen. Was aber grundsätzlich noch dazu zählt, ist, sich im Bereich der Gesprächsführung nicht nur qualifizierend auf die Anforderungen und fachliche Qualifikationen zu stürzen, sondern natürlich auch zu verstehen, was sind deine Wünsche, was sind deine Anforderungen, wo stehst du gerade, lieber Kandidat, liebe Kandidatin? Was darf sich verbessern? Um dann im nächsten Schritt in der Präsentation der Stelle, in der Präsentation des Unternehmens sich genau darauf zu beziehen. Was ich sehr, sehr oft observiere im Tagesgeschäft, ist, dass man die Stellenanzeige vor sich hat, die Unternehmensinformationen vor sich hat und dann runterleiert, was man so über das Unternehmen weiß, angefangen vom Unternehmen, über die Aufgaben, die zu erfüllen sind, über die Anforderungen und dann vielleicht noch das Gehaltspaket. Aber wo ist die Interaktion? Wo ist wirklich dieses XYZ, das Ihnen, Herr Petsch, so wichtig ist? Da habe ich eine spannende Information für Sie, weil bei dem Unternehmen ist es so und so und so. Also diese eigene Begeisterung, und das merkst Du vielleicht als Hörer auch, schwappt natürlich über. Das heißt, schule dich in guter Gesprächsführung, aber fange im ersten Schritt erstmal damit an, dich selber zu überzeugen, bevor du losmarschierst. Sonst kannst du niemanden anderes überzeugen. Und du musst natürlich am Ende nicht selber dorthin gehen wollen, der Köder soll ja immer dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Aber es ist natürlich immer auch ein wichtiger Moment, bevor ich in Gespräche mit Kandidaten gehe, mich kurz zu sammeln, mich kurz auf diese Stelle einzuschwingen, dann wirklich auch positiv in die Gespräche zu gehen, um mit Einwänden, die man vielleicht habt, auch entsprechend professionell umgehen zu können, um die am Ende vielleicht doch in ein Ja für den Kunden zu konvertieren.

00:12:07
Alexander Petsch: Und natürlich auch fragen und zuhören.

00:12:11
Simone Straub: Ja, zuhören hilft, nur wer zuhört, dem kann geholfen werden. Zuhören hilft natürlich. Wenn du das jetzt als Podcast-Hörer hörst, sagst du, klar, zuhören, wow, der Weisheit letzter Schluss. Aber am Ende ist es schon so, wenn wir in Gesprächen sind, da laufen ganz viele Tonspuren, man hat so seine eigene Agenda und überlegt, was man als Nächstes fragen möchte, und dann guckt man nochmal rein, was wollte der Kunde nochmal und, ups, schnell ist es passiert, dass ich vielleicht Impulse gar nicht aufnehmen kann oder falsch aufnehme.

00:12:47
Alexander Petsch: Das mit der Begeisterungsfähigkeit ist bestimmt ein ganz wichtiger Aspekt, aber ich muss mit meiner Begeisterungsfähigkeit auch die richtigen Knöpfe drücken.

00:12:57
Simone Straub: Genau, und das kommt ja durch das Fragen. Wenn ich im Fragenteil nicht nur qualifiziere, hey, passt der Kandidat auf meinen Kunden, das ist so ein Schema, in dem manche Berater eben laufen, dass sie Kandidaten immer nur prüfen, gegen die Anforderungen des Kunden, sondern eben auch mal herausfinde, was will mein Kandidat, meine Kandidatin eigentlich? Wenn man das herausgefiltert hat, dann habe ich da schon mal viel gewonnen, um die Trigger-Punkte, so sie denn da sind, zu bespielen. Und dann geht es im folgenden Prozess darum, eben auch einzufordern, das fängt natürlich in der Qualifikation schon an. Wir haben vorhin von qualifizierenden und closenden Fragen gesprochen, mehr Verbindlichkeit zu generieren, sich die Jas abzuholen. Aber das geht natürlich im Prozess auch weiter, wenn ich dann die Begleitung mache, Interview-Nachbereitungen mache, da mal nachzufragen, zu sagen, ok, was war denn jetzt gut? Diese Informationen zu sammeln, was war denn noch? Was war vielleicht nicht so gut? Wo hast Du noch Bedenken? Um dann aktiv mit diesen Bedenken zum Kunden zu gehen, um zu schauen, kann der Kunde daran etwas tun? Können sie entweder im nächsten Gespräch diese Bedenken adressieren, also einfach darüber sprechen, oder können vielleicht auch die Rahmenbedingungen der Stelle so verändert werden, dass sich am Ende Verbindlichkeit generieren lässt? Auch mal nach Rankings zu fragen, wie vergleichst du den Job, wo ich dich jetzt vorgestellt habe, diese Position? Wie vergleichst du die zu deiner aktuellen, aber auch zu anderen Positionen, wo du momentan im Gespräch bist? All das hat natürlich am Ende auch damit etwas zu tun, Verbindlichkeit zu generieren. Weil wenn ich weiß, wo das Gegenüber steht, dann kann ich natürlich besser einwirken und kann meine Möglichkeiten, im Prozess einzuwirken, auch gut wahrnehmen. Wenn ich diese Fragen nicht stelle, dann gucke ich so ein bisschen im Nebel und dann kommt nichts, ich sehe einfach nichts. Dann kannst du natürlich versuchen, Verbindlichkeit zu generieren, aber es wird im Zweifelsfall vom Kandidaten als unangenehm und pushy empfunden und zerstört die Vertrauensebene zwischen Berater und Kandidaten.

00:15:16
Alexander Petsch: Also genau hinhören, dann im Prinzip den Match abfragen. Was kickt Dich an dem, was ich Dir gesagt habe? Wo stehe ich in Deiner inneren Top-Ten-Liste? Habe ich denn eine Chance auf Platz eins? Was müsste ich tun, um bei Dir auf Platz eins zu kommen?

00:15:38
Simone Straub: Genau, oder mein Kunde, wenn wir das jetzt aus der Dienstleistungssicht betrachten. Man kann im Prinzip zu diesen Themen zwei Überschriften finden, wenn die Basis gegeben ist, dass das Gegenüber irgendwie Trigger-Punkte hat. Weil die braucht es, um sich zu bewegen. Dann kann man sagen, dieser eine Block, wo man sich verbessern kann und wo man mal reinschauen sollte, ist das Thema Überzeugen und Begeistern. Also, wie sind meine Skills in diesem ganzen Thema, wie gewinne ich jemanden für mich? Und dieser zweite große Themenblock ist das Thema Verstehen und Einfordern, also wirklich auch die Dinge zu hinterfragen und zu gucken, was braucht mein Gegenüber überhaupt, um sich für mich zu entscheiden? Was braucht es für Verbindlichkeit? Aber auch diese verbindlichen Jas oder auch Neins abholen, wie Du eben vorhin gesagt hast. Und wenn man noch eine dritte große Überschrift aufmachen möchte, ist es das Thema Beziehungen und Vertrauen. Um eben eine offene Kommunikation, eine Kommunikation zu führen über sensible Themen wie zum Beispiel zu der Frage, wie sieht es denn in Deinem Kopf gerade aus? Wo stehen wir denn gerade im Ranking? Was brauchst Du denn noch? Da braucht es auch eine Verbindung, da braucht es Vertrauen beim Gegenüber, und wenn diese Verbindung nicht da ist, dann wird es natürlich schwierig, weil mir Informationen vorenthalten werden oder weil vielleicht auch, im worst case, gelogen wird. Und auch da gibt es wiederum Elemente, Aufbau von Beziehungen und Vertrauen, was sehr stark damit zu tun hat, was passiert zum einen im Vorfeld, wie positioniere ich mich, wie präsentiere ich mich als Berater auch im Internet? Da spielt ein gutes Marketing natürlich eine Rolle. Bei den Marketingkosten fragen sich viele, muss das wirklich sein? Ich glaube, das spielt eine sehr große Rolle, weil es einfach ein Gefühl weckt, oh, das ist professionell, das ist etwas anderes, da kann ich vertrauen. Aber natürlich auch die Art und Weise, wie ich Gespräche führe. Wie stelle ich mich am Anfang vor? Ist meinem Gegenüber klar, welche Position ich konkret habe? Gebe ich dem Gegenüber auch ein paar Informationen zu meiner Beratung mit? Oder lasse ich das unter den Tisch fallen und erzähle sofort vom Kunden und gebe eigentlich die Intention mit, hey, ich bin eine Beratung wie viele andere und wenn Du mit mir sprichst, bin ich auch eine Option von mehreren?  Das darf man auch nicht vernachlässigen, in dem Moment, wo uns der Kandidat als verlängerten Arm vom Kunden wahrnimmt, sind wir eben auch nur eine von mehreren Optionen. Und der Kandidat wird natürlich versuchen, sich diese Option so lange wie möglich offenzuhalten. Wenn ich es aber schaffe, in diesen state zu kommen, dass mich der Kandidat als Berater wahrnimmt und als jemand, der den Markt kennt, der auch hilfreiche Impulse geben kann zu Unternehmen, die am Markt sind, auch hintern den Kulissen, wie sieht es da wirklich aus, dann öffnet sich natürlich die Person auch anders, was sich wiederum am Ende auf die Fülle an Informationen und auch meine Möglichkeiten, Verbindlichkeit zu generieren, auswirkt.

00:18:54
Alexander Petsch: Du hast gerade gegenübergestellt, als Berater wahrgenommen zu werden oder der verlängerte Arm des Kunden zu sein. Hat dieses Beraterthema auch etwas mit Spezialisierung zu tun? Du sagst, die Grundlage ist ein professioneller Marketingauftritt. Das heißt, ein professioneller Markenauftritt für mich als Berater, als Ich-Marke. Für was stehe ich denn? Wo habe ich denn meine Kompetenz, wo kenne ich mich besonders gut aus?

00:19:27
Simone Straub: Es ist natürlich im Sinne der Komplexitätsreduktion immer hilfreich, sich zu spezialisieren, um am Ende eben ein Know-how aufzubauen. Ich kann nicht in allen Bereichen, in allen Branchen gut sein. Wobei die Spezialisierung, zum Beispiel in der Regionalität, über Branchen hinweg sein kann. Aber grundsätzlich hilft das schon und ich bin, das ist kein Geheimnis, schon ein Fan von Spezialisierung, das merkt man ja auch an meinem Auftritt. Ich bin auch nicht irgendwie Vertriebstrainer oder irgendetwas für Vertriebs- und Führungskräfte, sondern ich bin Der Personalberater-Coach, und da weiß sofort jeder, was ich anbiete. Weck’ mich nachts auf, sag’ mir ein Thema und ich referiere dir einen ganzen Tag darüber.

00:20:19
Alexander Petsch: Aus meiner Sicht kann man das nicht hoch genug hängen, diese Spezialisierung. Und wenn du das so tust, dann bist du automatisch auch viel schneller in der Beraterfunktion, weil völlig klar ist, wenn es der Job nicht ist, ich aber als Kandidat offen mit dir umgehe, ist es vielleicht der nächste. Dem steht gegenüber, du hast mich jetzt einmal kontaktiert und das hat nicht gepasst, danke, tschüss.

00:20:44
Simone Straub: Man muss natürlich auch schauen, wie stellt man sich als Unternehmen auf? Je mehr man in die Mandatierung geht, je mehr es jetzt zum Beispiel auch mal um eine Führungspositionvermittlung geht, umso breiter werden die Nischen normalerweise, weil es natürlich auf Führungskräftelevel auch nicht so viel Masse an Positionen gibt. Also, man muss für sich entscheiden, wie man sich aufstellt, auf Basis auch der Dienstleistungen, die man anbietet. Aber es ist natürlich so, dass man dann gucken muss, wie man es ausgleicht, die Vorteile, die man in der Spezialisierung hat, diese Branchenkenntnis, diese Marktkenntnis, wenn man wirklich in die Breite geht und das gar nicht mehr so macht. Ich kenne durchaus immer noch Generalisten, die sagen, ok, meine Kompetenz ist die Suche, und in welchem Markt sich das abspielt, ist mir egal. Aber dann wird es natürlich schwierig, dem Kandidaten gegenüber eine Beratungsfunktion einzunehmen oder eine Funktion, mit der ich dem Kandidaten den Markt transparent machen kann, weil ich wahrscheinlich nicht so viel an alternativen Marktbegleitern kenne. Also alternativen Marktbegleitern zu meinem Kunden, meine ich.

00:21:57
Alexander Petsch: Die Kompetenz spreche ich auch vielen zu. Bleibt die Frage, ob sie heute noch erfolgreich ist in dem Kontext. Das ist so ein bisschen old school, wenn ich ein Spezialist für eine Branche bin, beispielsweise den Lebensmittelhandel, dann glaube ich schon, dass Kandidaten aus dem Umfeld anders mit mir umgehen, als wenn ich Spezialist für nichts bin, aber eine gute Kompetenz habe, weil ich seit 30 Jahren alles mache.

00:22:29
Simone Straub: Ja, aber trotzdem kann ich eine Verbindung zum Kandidaten aufbauen, aber da kann ich ihm halt diesen Mehrwert – ich mache dir den Markt transparent und erzähle dir noch ein bisschen etwas zu den anderen Marktbegleitern – nicht anbieten. Dann ist es tatsächlich, ich repräsentiere den Kunden, entweder ist es interessant für dich oder eben nicht. Dann muss man eben versuchen, andere Einflussmöglichkeiten auf das Vertrauen und die Offenheit des Kandidaten zu gewinnen. 

00:23:03
Alexander Petsch: Was sind für Dich professionelle Marketing-Touchpoints, wo Du sagen würdest, das ist ein Muss und das ist State of the Art?

00:23:11
Simone Straub: Für den Personalberater eine gute Webseite. Da bin ich gespannt, wann die erste coole performance- und marketingorientierte Webseite auftritt, weil bisher geht das alles so „Über uns“, „Kunden“, „Kandidaten“, „Jobs“ – diese langweiligen Webseiten. Die sind so austauschbar, da denke ich mir, ok, macht euch doch mal bitte ein bisschen mehr über eure Zielgruppe Gedanken, sprecht eure Zielgruppe mal ein bisschen anders an. Wenn du zum Beispiel auf meine Webseite gehst, dann siehst du nicht „Über Simone Straub“, „Training“, „Coaching“, „Beratung“ und so weiter, sondern du siehst sofort, 400 000 Euro und mehr, hier herunterladen! Die ganze Webseite ist eigentlich auf die Zielgruppe fokussiert und hat eine entsprechende Ansprache. Aber egal, das ist so ein leidenschaftliches Thema von mir – Online-Marketing im Bereich der Personaldienstleistung, da ist noch so viel möglich, ist noch längst nicht angekommen. Aber Website ist auf jeden Fall natürlich ein wichtiger Punkt. Die Repräsentanz oder die Profile auf Xing und LinkedIn auf jeden Fall, das scheint so ein Basisthema zu sein. Aber wenn ich mir die Profile oftmals angucke, dann sehe ich auch auf LinkedIn Beschreibungstexte à la „Das bin ich“ und „Das mache ich“ und „Ich bin schon so lange im Markt unterwegs“ … und ich denke mir, Leute, das ist ja schön, aber sprecht bitte die Zielgruppe an, lasst euch Referenzen geben! Ich bin eher ein Freund davon, die Anzahl der Plattformen zu reduzieren, und ich glaube, LinkedIn wird sich über kurz oder lang einfach durchsetzen. LinkedIn bietet die Referenzfunktion, ich sammele meine Referenzen schon seit Ewigkeiten auf LinkedIn, ich habe jetzt mittlerweile über 60, glaube ich. Man geht auf das Profil, man sieht sofort, was man kriegt, das finde ich wichtig. Das ist es eigentlich. Man müsste mal überlegen, Kununu, klar, wenn man jetzt Arbeitgeber ist, sollte man sich da sicherlich darum kümmern, dass einem beim Googeln nicht gleich die 2,1 Sterne ins Gesicht springen. Das ist vielleicht jetzt auch nicht so super. Mehr würde ich eigentlich gar nicht so unbedingt hinzunehmen, das reicht oft schon aus. Das weißt Du ja sicherlich auch, Du hast in Deinem Leben wahrscheinlich schon x Webseiten beauftragt, das ist ein Riesenprojekt, wenn du das ordentlich machen willst, auch ein gescheites LinkedIn-Profil. Ich habe erst letztes Jahr mein LinkedIn-Profil überarbeitet und mir die Mühe gemacht, mal wieder meine Zielgruppen anzurufen, obwohl ich ja eigentlich ständig mit meiner Zielgruppe in Kontakt bin, um einfach mal zu fragen, hey, was sind eure Ziele? Was fordert euch aktuell am meisten heraus? Was sind so Themen, die euch weiterhelfen können? Worüber macht ihr euch Gedanken? Um dann entsprechend meine Texte mal wieder zu überarbeiten. Also, da nicht nachlässig werden in der Positionierung, sondern immer wieder sich interessieren und wirklich hinhören.

00:26:33
Alexander Petsch: Da sind wir aber wieder bei der Positionierung. Wenn ich für alle zuständig bin, ist das mit dem Positionieren ziemlich schwierig.

00:26:40
Simone Straub: Ja, wenn ich für alle in der Breite zuständig bin, auf jeden Fall, ja.

00:26:46
Alexander Petsch: Dann muss ich umso verbindlicher im persönlichen Gespräch sein.

00:26:51
Simone Straub: So sieht es aus.

00:26:53
Alexander Petsch: Simone, vielen Dank! Hast Du zum Abschluss noch einen Hack, den man beim Thema Verbindlichkeit bedenken sollte?

00:27:00
Simone Straub: Ich bringe es lieber auf den Punkt, kurz und bündig. Ansonsten gerne einfach nochmal meinen Podcast anhören. Ich glaube, da war sehr, sehr viel dabei. Vielleicht jetzt nochmal die Message „Quantity solves all Quality Problems“: Wenn ihr das Problem habt, dass die Kandidaten nicht gut genug sind, nicht verbindlich sind und so weiter, geht in die Aktivität. Wenn ich dann entsprechend auch eine Auswahl habe, dann löst sich das Qualitäts-Thema relativ zügig. Und wenn ihr Fragen haben solltet zum Thema „Überzeugen und Begeistern“ und „Verstehen und Einfordern“ sowie „Beziehung und Vertrauen“, dann gerne natürlich auch an mich wenden, weil das sind natürlich alles Themen, die man trainieren kann. Und wo sollte man das nicht besser trainieren als bei Simone Straub, Der Personalberater-Coach! Subtile Werbung, vielleicht habt Ihr es gemerkt (lacht).

00:28:14
Alexander Petsch: Jeder, der Dich nicht kennt, kann einfach auch Simone Straub bei hrm.de eingeben und dem wird geholfen. Bei Deinem letzten Satz brauchte ich eine Sekunde, um darauf rumzukauen – Quantity solves all Quality Problems. Das habe ich so in der Klarheit auch noch nicht gehört, aber ja, da ist etwas dran. Simone, herzlichen Dank für Deinen ganzen Input, da sind für alle, die im Personaldienstleistungsbereich unterwegs, viele Anregungen dabei. Und ja, Dir noch einen schönen Valentins-Abend.

00:28:55
Simone Straub: Danke Dir auch, und all diejenigen, die noch ein bisschen mehr erfahren wollen: Ich habe übrigens auch einen Podcast – Der Personalberatercoach-Podcast.

00:29:01
Alexander Petsch: Glückauf, bleibt gesund und denkt daran, der Mensch ist der wichtigste Erfolgsfaktor für Euer Unternehmen.