So war ich kürzlich wieder einmal etwas zu schnell auf einer beliebten „Rennstrecke“ unterwegs. Ich wurde angehalten und hatte, wie wohl die meisten Fahrzeuglenker ein leises „oh Mist“ auf den Lippen. Das Schild mit der Geschwindigkeitsbeschränkung hatte ich schlichtweg übersehen und ein schlechtes Gewissen, denn eigentlich will ich ja ordnungsgemäß unterwegs sein. Der Polizist war zwar nett, trotzdem hat er mir natürlich den Verwarnungszettel ausgeschrieben und ich habe das auch anstandslos akzeptiert. Doch dann meinte er augenzwinkernd: „Auch wenn Sie etwas schnell unterwegs waren, ein wunderschönes Auto haben Sie. Gefällt mir – ist das eine Speziallackierung? Bestimmt schluckt es ganz schön bei so vielen PS – es interessiert mich persönlich“. Mit diesem Satz hat er gepunktet. Es hat mir als versteckten Autofreak ein gutes Gefühl gegeben. Die kleine Bemerkung, kostete ihn keinen Zusatzaufwand und mein „Das war trotz allem ein sehr angenehmes Gespräch“ hat ihn sichtlich auch gefreut. Mit einem herzlichen Lachen haben wir uns schließlich voneinander verabschiedet.
Auch im Alltag werden uns oft ganz unverhofft kleine Geschenke gemacht. Es sind die kleinen Dienste zwischendurch. Wir alle machen immer wieder solche Erfahrungen.
Es gibt immer wieder solche Situationen, die wie kleine Geschenke wirken. Ein unverhofftes Kompliment von der sehr modebewussten Kollegin für den neuen selbstgestrickten Pullover oder die zuvorkommende Bedienung durch einen Verkäufer trotz vieler Kunden kurz vor Geschäftsschluss. Der Autofahrer, der Pannenhilfe leistet (was heute keineswegs mehr selbstverständlich ist) oder der Passant, der einen aus der Tasche gefallenen Schlüssel aufgehoben und dem Verlierer nachgetragen hat. Kleinigkeiten mit großer Wirkung. Ein nettes Wort oder eine Geste oder ganz einfach nur Geduld. Geschenke, die man ohne eigenes Zutun oder als Reaktion auf einen bestimmten Sachverhalt bekommt – und ruhig öfter auch einmal geben kann.
Schenken ist eine Form der Kommunikation. Oder anders gesagt: Zum Schenken gehören immer zwei. Der Schenker und derjenige, der das Geschenk annimmt, der sich beschenken lässt. Ideelle Geschenke kann man nicht kaufen. Meist entstehen sie aus dem Moment heraus. Die Herausforderung liegt darin, „es“ zu tun. Eine gute Tat ist keine Einbahnstraße sondern eine Bereicherung für beide Seiten. Ich schenke Freude und freue mich, weil sich der Beschenkte freut. Oft wird ein Geschenk (eine Sache) überreicht mit den Worten „eine kleine Aufmerksamkeit“. Man kann einander aber auch Aufmerksamkeit als solche schenken. Verbal und unausgesprochen. Der Chef dem Auszubildenden ebenso wie der Azubi dem Chef, der Käufer dem Verkäufer ebenso wie Verkäufer dem Käufer. Es gibt keine Beschränkung. Eine kommunikative Nettigkeit kann jeder schenken. Und sei es ein Lächeln. Denn ein Lächeln ist der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen – und ein Geschenk von Herzen.
Wenn wir jemandem etwas schenken, wollen wir dem Beschenkten etwas Gutes tun. Das ist die Grundidee des Schenkens. Wir wollen damit zeigen, dass wir den anderen mögen. Im Idealfall gelingt das auch. Der oder die Beschenkte  freut sich darüber und die Botschaft kommt an. Geschenke können aber auch dem Schenker selbst sehr viel Freude machen. Wir erinnern uns gerne daran, wie sich jemand über unser Geschenk gefreut hat. Es ist ein gutes Gefühl, zu sehen und zu erleben, dass man einen Menschen für einen Moment glücklich gemacht hat. Man zehrt noch eine Weile davon und denkt auch gerne immer wieder daran. Selbst die Wissenschaft ist hier mit dem gesunden Menschenverstand einmal einig: Schenken tut gut! Zu sehen und zu spüren, dass ein Geschenk geschätzt wird, fördert die Zufriedenheit.

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Foto von Scott Graham