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Foto von Patrick Perkins

Autonomie erhalten und leben

Um die Autonomie des Hochschulbetriebs seriös und nachhaltig abzusichern, lässt man sich im Wirtschafts- und Rechtsverkehr durch einen echten Treuhänder vertreten: die Cusanus Treuhand gGmbH. Diese Kapitalgesellschaft diene allein dem Hochschulleben, schreiben die Initiatoren in ihrer Infobroschüre. So werde die Cusanus Hochschule zwar im eigenen Namen, nicht aber im eigenen Interesse verwaltet. Die Autoren führen aus: „An der Cusanus Hochschule in Gründung liegen die Macht und die Verantwortung zur Gestaltung also nicht – wie ansonsten üblich – beim Träger, sondern in den Händen ihrer Mitglieder. Immer wieder bemängeln Politik und Gesellschaft ein ‚Durchregieren‘ von Großsponsoren privater Hochschulen, welche via Trägerstruktur Forschung, Lehre und Selbstorganisation der Hochschule zu beeinflussen suchen. Unsere Rechtsstruktur schließt dies konsequent aus“. Durch diese strukturelle Gestaltung will die Cusanus Hochschule sich die höchstmögliche Freiheit zur Selbstgestaltung von Forschung und Lehre sichern.

Von diesem Autonomiebestreben in Bernkastel-Kues könnten vor allem mittelständische Firmen profitieren. Man will Lehre mit und für sie gestalten. Erste Hilfestellungen leisten dazu bereits Kommune und Bürger: Der Landkreis Bernkastel-Wittlich stellt sieben Jahre lang kostenlos Unterrichtsgebäude und PC-Pools zur Verfügung; weitere regionale Einrichtungen beteiligen sich ebenfalls. Bücherstifter haben laut Angabe der Hochschule inzwischen einen Bestand von 15.000 Einheiten im Wert von rund einer halben Million Euro geschenkt. Als ehrenamtliche Zeitstifter engagieren sich etwa kooperierende Wissenschaftler in der Lehre.

Weiteren Support erhofft die Cusanus Hochschule sich von ihrer weltweiten Vernetzung: Viele der am Aufbau beteiligten Professoren sind Teil des globalen Wissenschaftsnetzwerkes der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte, das weltweit mehr als 100 wissenschaftliche Mitglieder in Forschung und Lehre verbindet. Die Kueser Akademie besteht seit vielen Jahren und leitet unter anderem so genannte „Werkstätten ökonomischen Denkens“. Akteure aus Banken, Unternehmen und Wissenschaft diskutieren und forschen in diesen Zirkeln kontrovers über Kultur- und Wirtschaftsfragen, so zum Beispiel zur Bedeutung des Schenkens und des treuhänderischen Handelns. 

Patenschaften gesucht

Unternehmen können sich in vielfältiger Weise an der Cusanus-Hochschule einbringen: Weitere Sachspenden sind willkommen (Bücher, Arbeitsmaterialien etc.) und Schenkungen sind möglich für Stiftungsprofessuren, den hochschuleigenen Stipendienfonds sowie zweckungebundene Anschubfinanzierungen für den Aufbau des Hochschulbetriebes. Ziel ist, eine Schenkgemeinschaft zu begründen, deren Mitglieder der Cusanus Hochschule dauerhaft einen tragfähigen Boden für ihre innovative Bildungsarbeit bereiten und umgekehrt an dieser Arbeit partizipieren können.

Lesen Sie auch die Information für Spender von der Cusanus Hochschule i. G. Weitere Informationen finden sich auf der Homepage www.cusanus-hochschule.de. Das Gründungsteam steht für unter info@cusanus-hochschule.de zur Verfügung. Oder laden Sie im Anhang (siehe unten) eine der Infobroschüren runter.

Die Ökonomin und Philosophin Silja Graupe können Sie über ihre eigene Website http://www.silja-graupe.de (reshaping economics) kennenlernen.                

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Fotocredit 1. Bild: © Lupo | www.pixelio.de  

Silja Graupe – aufgewachsen in einer mittelständischen Unternehmerfamilie – und der langjährige Professor an der Universität Trier Harald Spehl sind erleichtert: Im Juni 2014 hat die Cusanus Hochschule in Gründung von ihrer Seite aus alle Weichen für ihre staatliche Anerkennung gestellt. Alle Anträge für die staatliche Anerkennung der Hochschule und die Akkreditierung der Startstudiengänge sind nun bei den entsprechenden Behörden und Agenturen eingereicht. Die Begutachtungen und Genehmigungsverfahren könnten bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, so die Hoffnung der beiden Professoren. Bereits zum Frühjahrssemester könnten sich sodann Studierende im Bereich der „Ökonomie und Philosophie“ für die Bachelorstudiengänge „Wirtschafts- und Unternehmensgestaltung“ sowie „Philosophie und Wirtschaft“ und einen Masterstudiengang „Ökonomie und Gesellschaftsgestaltung“ einschreiben. Hinzu kommt ein rein philosophischer Masterstudiengang und – etwas später – ein Bachelorstudiengang in Therapiewissenschaften.

Mit dem Gründungsteam freuen sich auch die Stifter und Mitglieder der Initiative, die hinter der Cusanus-Idee stehen. Die Zusammensetzung dieser Unterstützer steht für die Schlagrichtung der privaten Hochschule: Selbstbestimmt agieren und selbst denken, Persönlichkeiten und Gestalter ausbilden. Es sind unter anderem Ökonomen, Philosophen, Bürgermeister, Historiker, Germanisten und andere Professionsvertreter, die in Bernkastel-Kues eine Wirtschaftslehre abseits einseitig neoliberaler Konzepte und Mainstreambildung per Gießkanne ermöglichen wollen.

Persönlichkeiten für den Mittelstand

Welche Persönlichkeiten aber braucht der Mittelstand? Für die Cusanus Hochschule ist das eindeutig: Es müssen Menschen sein, die der Komplexität ihrer Umwelt gewachsen sind und im täglichen Kontakt mit ihren Mitarbeitern, Partnern und Kunden lernend immer mehr über sich und ihr Umfeld erfahren. Ein Mittelständler müsse – im Sinne seiner Kunden fragend über Sachverhalte denken, so die Cusanus-Philosophie. Bloße Konzeptanwendungen aus dritter Hand sind für Maschinenbaubetriebe, Gärtnereien, Hotelbetriebe, kleine Zulieferer und ähnliche Firmen wenig zielführend. Der Mittelständler versteht, dass viele Perspektiven im Umgang mit Marktbedürfnissen berücksichtigt werden müssen. Er schiebt sein Angebot nicht einfach nur in den Markt, er holt seine Kunden dort ab, wo sie stehen. Das sichert ihm Vertrauen, Anerkennung und Loyalität. Mittelständler – so der Cusanus-Gedanke – leben mehr als Konzerne im besten Fall in echter Gemeinschaft mit ihrer Umwelt. Das erfordert Selbstdenkertum. Dieses dürfte vom Hochschulteam tatsächlich gefördert werden, denn zu seinen weiteren Zielen schreiben die Hochschulinitiatoren: „Zudem zeigen wir konkrete Beispiele auf, wie Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaften nachhaltig der Gesellschaft dienen und von dieser her bestimmt werden können – etwa im Bereich der Gemeingüter (Commons), dem sozialen Bankwesen und nicht zuletzt in der Bildung.“