Die meisten heutigen Unternehmen sind noch hierarchisch aufgebaut und funktionieren daher ‚positionslogisch’. Diese Positionslogik basiert auf der Grundannahme, dass ein hierarchisch höher gestellter Mitarbeiter automatisch mehr Wissen über den Unternehmens- prozess hat, als ein hierarchisch unterstellter. Wer sich nicht an diese, meist unausgesprochene, Spielregel hält und nach ‚mehr sinnvollem Wissen’ fragt, wird leicht als ‚Bedenkenträger’ identifiziert und an den Rand gedrängt. Daher ist es in vielen Unternehmen die homogenere Variante, sich mit ‚fehlendem’ Wissen zu begnügen sich mit ‚hierarchieüberschreitendem Wissensstreben’ den Unmut und Widerstand von übergeordneten Mitarbeitern einzuhandeln.

Im Wettbewerb befinden sich jedoch die meisten Unternehmen heute in einem Umfeld, in dem es existentiell wichtig ist, sehr schnell auf Veränderungen, z.B. der Kundenwünsche zu reagieren. Mit dieser Beschleunigung der Entwicklungen außerhalb des Unternehmens wird gleichzeitig eine beschleunigte Veränderungsfähigkeit und Flexibilität der Unternehmen bzgl. ihrer internen Abläufe gefordert. Eine traditionelle Positionslogik, die von wenigen Mitarbeitern ein riesiges Wissen auch über kleine Ablaufdetails verlangt, ist für die Geschwindigkeit globaler Wettbewerbsmärkte zu langsam. Für viele notwendigen Veränderungen ist es bereits zu spät, bis eine Entscheidung über den hierarchischen Weg getroffen wird oder es werden falsche Entscheidungen getroffen, weil die notwendigen Details den Entscheidern nicht bekannt waren. Die aktuelle Krise in den traditionellen Branchen wie Maschinenbau, Automobil- und Pharmaindustrie belegt diesen Zusammenhang in eindeutiger Weise.

Auch eine Lösung an der Oberfläche dieses Problems ist bereits seit einiger Zeit erkannt: Um entscheidungsschneller und –flexibler zu werden, müssen Unternehmen ihre Strukturen stärker an den Unternehmensprozessen ausrichten und entsprechende Handlungs- und Entscheidungsabläufe organisieren. Bisher wenig beachtet wurde jedoch die Tiefendimension dieser Veränderung. Damit prozessbezogene und schnelle Handlungs- und Entscheidungsabläufe nachhaltig funktionieren, benötigt jeder Mitarbeiter SINNBEWUSSTSEIN¹ bezüglich seiner Funktion innerhalb der Unternehmensabläufe. Dafür jedoch brauchen alle Beteiligten ein neues Rollenverständnis, das sich nicht mehr wie bisher auf traditionelle Hierarchien (z.B. ‚lt. Anweisung von meines Vorgesetzten soll ich in dieser Situation ‚xy’ tun’) sondern auf den Sinn und Nutzen individueller Tätigkeiten und Handlungen für das Funktionieren des gesamten Unternehmensprozesses bezieht. Sinnbewusstsein in komplexen Unternehmen bedeutet demnach gleichzeitig ein Beziehungsbewusstsein und –wissen des Einzelnen (oder einzelner Gruppen) zum Unternehmensprozess.

Damit alle Mitglieder eines Unternehmens ihr Rollenverhalten und -handeln mit Sinnbewusstsein und der notwendigen Geschwindigkeit steuern können, sind einige Grundvoraussetzungen zu schaffen, die weit über eine äußerliche Strukturveränderung des Unternehmens hinausgehen und ein profundes Wissen über Zusammenhänge und Steuerung komplexer Systeme benötigen. Im folgenden sollen die wesentlichen Voraussetzungen dafür beleuchtet und in einen
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