man in gray sweatshirt sitting on chair in front of iMac
Foto von Studio Republic
Führungskräfte mit Weitblick haben es bereits erkannt: Es ist dringend notwendig, dem Wir-Gedanken endlich wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Doch Kooperation kann nicht verordnet, sondern muss – im Idealfall durch eigene positive Erlebnisse – neu gelernt werden. Damit das Miteinander wieder Bestandteil der Firmenkultur wird. Ab und zu ein Team-Event genügt dafür nicht. Führung und Organisationsstrukturen müssen dazu auf den Prüfstand. Die Mitarbeiter brauchen mehrfach Signale und Beispiele, dass Kooperation wichtiger ist als Wettbewerb, inklusive entsprechendem Training was  Kommunikation und Konfliktbewältigung anbelangt. Gemessen an den Patentanmeldungen liegt Deutschland im internationalen Vergleich mit USA und Japan in der Spitzengruppe. Es ist ein Erfinderland. Differenziert betrachtet jedoch ist eine Innovation weit mehr als eine Erfindung! Sie ist die breite Durchsetzung einer Neuerung am Markt. Während Erfindungen meist von Einzelpersonen gemacht werden, gelingen Innovationen nur durch Kooperation. Genau diese Kooperationsfähigkeit ist in der auf Leistung und Umsatzziele getrimmten deutschen Unternehmenslandschaft leider vielfach verloren gegangen. Jahrelang wurde der Individualismus einseitig gefördert – von der Erziehung über die Schule bis zur Personalentwicklung. Entsprechend  konnte sich das „not-invented-here-Syndrom“, also die Ablehnung von außen kommender Ideen, entwickeln und zum Innovationskiller in Deutschland werden. Dahinter steht die vielfach vertretene Einstellung, dass Erfolge nur wertvoll sind, wenn sie im eigenen Team oder in der eigenen Abteilung zu verzeichnen sind. Viele Menschen haben persönlich regelrecht Angst davor, dass andere schneller, besser, kreativer sein könnten. Und wenn man keine eigenen Erfolge vorweisen kann, steht man immer noch besser da, wenn die anderen auch nicht glänzen können. Also wird die Konkurrenz, die längst nicht erst beim Wettbewerber, sondern oftmals bereits intern an der Team- oder Abteilungsgrenze beginnt, möglichst klein gehalten. Übersehen wird dabei, dass Konkurrenz-Denken ein Null-Summen-Spiel ist. Langfristig gesehen gibt es im Unternehmen nur Verlierer – nicht nur was Innovationen anbelangt.  Kooperationsfähigkeit ist nicht nur irgendein Softskill, sondern das Überlebenshandwerkszeug für die Zukunft. Kooperation verändert die Perspektive und inspiriert, den zu verteilenden Kuchen größer zu machen, anstatt um den vorhandenen zu kämpfen. Kooperatives Handeln macht nicht nur Innovationen erst möglich, es bindet die kreativen Mitarbeiter auch ans Unternehmen. Es fördert das Wohlbefinden und schafft ein besseres Arbeitsklima. Natürlich geht dies alles nicht von heute auf morgen. Doch es lohnt sich! Wie das Vorrücken Deutschlands von Platz zwölf auf Platz zehn belegt. Man darf gespannt sein, wie kooperativ und innovativ sich Unternehmen, Führungskräfte und Mitarbeiter bis zum Erscheinen des Global Innovation Index 2017 weiter entwickeln. Seit 2007 wird der Global Innovation Index erstellt. Die Cornell University veröffentlicht zusammen mit INSEAD The Business School for the World und WIPO, der Weltorganisation für geistiges Eigentum, diese Rangliste der Länder mit der höchsten Innovationskraft. Für die aktuelle Ausgabe wurden weltweit 128 Volkswirtschaften anhand von 82 ausgewählten Kriterien hinsichtlich ihrer Innovationsfähigkeit und –leistung eingestuft. Obwohl Deutschland sich 2016 mit Rang 10 gegenüber 2015 um zwei Plätze verbessert hat, gibt es beim Thema Innovation nach wie vor deutliche Defizite. Woran liegt das?