In Zeiten von Fachkräftemangel wird die Frage immer lauter: Was kann man Arbeitnehmer*innen bieten, um die besten Arbeitskräfte zu gewinnen und langfristig an das Unternehmen zu binden. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen konkurrieren hier mit den großen Unternehmen, die längst schon unterschiedlichste Benefits eingeführt haben, und dem öffentlichen Dienst, . Ein Aspekt, der dabei für Arbeitnehmer*innen immer wichtiger wird, ist die Einteilung der Arbeitszeit. Welche Möglichkeiten es dabei gibt, erfahren Sie hier.
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Was ist bei der Gestaltung von Arbeitszeitmodellen zu beachten?
Sowohl für Arbeitnehmer*innen als auch für Arbeitgeber*innen haben flexible Arbeitszeitmodelle viele Vorteile. Dabei sind jedoch immer die rechtlichen Rahmenbedingungen zu beachten. Diese sind im Arbeitszeitgesetz geregelt. Arbeitgeber*innen haben im Rahmen der Fürsorgepflicht darauf zu achten, dass die Mitarbeitenden die geregelten Arbeitszeiten nicht verletzen.
Damit für beide Seiten Rechtssicherheit besteht, sollten die Arbeitszeiten und diesbezüglichen Möglichkeiten im Arbeitsvertrag geregelt werden. Möglich ist auch ein Tarifvertrag oder eine Betriebsvereinbarung, auf die im Arbeitsvertrag Bezug genommen wird.
Nicht zu vergessen ist das Mitbestimmungsrecht des Betriebsrates.
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Welche Arbeitszeitmodelle gibt es?
Wir stellen Ihnen die gängigsten Konzepte im Überblick vor.
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Teilzeit oder Vollzeit
Ein Modell, das schon lange Tradition hat, ist die Teilzeitarbeit. Hierbei ist die wöchentliche Stundenzahl festgelegt und kann entweder zu festgelegten Zeiten oder flexibel erbracht werden. Klassischerweise haben gerade Frauen im Rahmen der Kindererziehung früher oftmals in Teilzeit im Sinne von 50 % einer Stelle gearbeitet. Durch den gesellschaftlichen Wandel besteht mittlerweile auch bei Männern ein höheres Interesse an Teilzeitstellen. Zum einen möchten Väter ebenfalls mehr Zeit für die Familie haben, und zum anderen wächst der Wunsch nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Dabei hat auch das klassische Modell von halber oder voller Stelle ausgedient. Es besteht erhöhte Nachfrage nach flexiblen Modellen oder vollzeitnaher Teilzeit. Zu beachten sind hierbei auch die neuen gesetzlichen Ansprüche.
Eine Form der Teilzeitarbeit ist dabei das Jobsharing. Hierbei teilen sich in der Regel zwei Mitarbeitende einen Arbeitsplatz. Dabei ist die Teilung auch zeitlich zu verstehen, sodass ein physischer Arbeitsplatz auch zeitlich immer nur von einem Mitarbeitenden besetzt ist. Die Arbeitszeiten beider MitarbeiterInnen ergeben zusammen ein Vollzeitäquivalent.
Festlegung der Arbeitszeiten: wöchentlich, monatlich oder jährlich
Im Rahmen der Flexibilisierung der Arbeitszeit entstehen immer neue Modelle der Arbeitszeitfestlegung und -verteilung. Die klassische wöchentliche Arbeitszeit von 40 Stunden kann beispielsweise auch auf eine monatliche oder jährliche Arbeitszeit umgerechnet werden. Dieser Ansatz bietet ArbeitgeberInnen mehr Flexibilität bei z.B. saisonabhängiger Mehrarbeit oder dem berühmten, planbaren "Sommerloch". Auch ArbeitnehmerInnen nutzen solche Angebote oftmals gern, um ihre Freizeit individueller gestalten zu können.
Gleitzeit
Eine vor allem bei ArbeitnehmerInnen sehr beliebte Ausgestaltung der Arbeitszeit sind Gleitzeitmodelle. Hierbei können die ArbeitnehmerInnen in einem vorgegebenen Rahmen ihre Arbeitszeiten flexibel gestalten. Durch Kernarbeitszeiten, zu denen eine Anwesenheitspflicht besteht, kann die Kommunikation oder betrieblich erforderliche Anwesenheit sichergestellt werden. Außerhalb dieser Kernarbeitszeit können Mitarbeitende ihre Zeit frei einteilen. Eine Kontrolle erfolgt in der Regel über ein Zeiterfassungssystem.
Vertrauensarbeitszeit
Bei dieser Form des flexiblen Arbeitens teilen die Mitarbeitenden ihre Zeit selbst frei ein, ohne dass eine entsprechende Kontrolle erfolgt. Je nach Unternehmenskultur und Engagement des Mitarbeitenden kann dies unterschiedliche Auswirkungen haben.
Daneben gibt es noch die Rufbereitschaft oder die Arbeit auf Abruf, die unter bestimmten gesetzlich geregelten Bedingungen zulässig ist.
Homeoffice
Spätestens seit der Corona-Pandemie hat das Homeoffice an Bedeutung gewonnen. Zwar ist dies selbst kein Arbeitszeitmodell im engen Sinne, jedoch erleichtert es vor allem den ArbeitnehmerInnen die flexible Gestaltung ihrer Arbeitszeit, da nicht jedes Mal ein eventuell längerer Arbeitsweg in Kauf genommen werden muss.
Lebenszeitmodelle
Häufig sind auch schon Lebenszeitmodelle in großen Unternehmen und im öffentlichen Dienst anzutreffen. Hier gehen Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen davon aus, dass eine langfristige Bindung an das Unternehmen besteht. Arbeitnehmer*innen wird dabei die Möglichkeit eingeräumt, ein Zeitkontingent aufzubauen, das sie zu einem anderen Zeitpunkt mit Freizeit bei Lohnfortzahlung abbauen können. Dies wird beispielsweise genutzt, um Familienzeit gerade nach der Geburt eines Kindes zu gestalten, ein Sabbatical einzulegen, früher in Rente gehen zu können oder Stunden zu reduzieren, bei gleichbleibendem Lohn. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten der Umsetzung, wie Überstunden oder Entgeltumwandlung.
Unbegrenzter Urlaub
Gerade in den aufstrebenden amerikanischen Tech-Unternehmen erfreut sich das Modell des unbegrenzten Urlaubs großer Beliebtheit. Hierbei können die Mitarbeitenden selbst entscheiden, wann und wie viel Urlaub sie nehmen wollen. Es hat sich dabei bislang herausgestellt, dass aufgrund der Unternehmenskultur tendenziell eher weniger als mehr Urlaub genommen wird.
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Wie gefragt sind flexible Arbeitszeitmodelle?
Besonders seit den Erfahrungen der Coronapandemie legen immer mehr Deutsche Wert auf flexibles Arbeiten. Eine Umfrage hat ergeben, dass seit 2018 wesentlich mehr Arbeitnehmer einen hohen Wert auf flexible Arbeitszeiten legen. 90 Prozent der Befragten weltweit würden es dabei bevorzugen, in Zukunft zumindest teilweise mobil und flexibel arbeiten zu können. Bei den Deutschen kommt dieser Wunsch auf Platz 3 der idealen Voraussetzungen eines Arbeitsplatzes, nach einem guten Verhältnis zu den Kollegen und dem Gehalt. Es lohnt sich also flexible Arbeitszeitmodelle einzuführen, um MitarbeiterInnen zu gewinnen und zu halten.
Quellen:
https://www.clockodo.com/de/ratgeber/verschiedene-arbeitszeitmodelle-im-ueberblick/
https://www.ssz-beratung.de/welche-arbeitszeitmodelle-gibt-es/