Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat kürzlich neue Zahlen zum Arbeitmarktvolumen in Deutschland vorgelegt. Das Ergebnis: Einerseits haben die deutschen Beschäftigten in 2008 so viel gearbeitet wie nie zuvor, nämlich sage und schreibe 57,75 Milliarden Arbeitsstunden. Das sind 1,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Doch die Krise ab dem vierten Quartal markiert die Trendwende: 1,1 Prozent weniger Arbeitsstunden als im Vorjahr melden hier die Arbeitsmarktforscher. Jetzt können die Beschäftigen bezahlte Überstunden und Guthaben auf Arbeitszeitkonten abbauen. Außerdem tut Kurzarbeit ihr Übriges.

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Foto von CoWomen

Im Vergleich zur wirtschaftlichen Flaute in den Jahren 2000 bis 2003 ist das noch relativ gering. Damals war das Arbeitsvolumen um 3,4 Prozent geschrumpft. Das hing auch damit zusammen, dass die Arbeitszeit immer kürzer wurde – eine Folge der sich ausbreitenden Teilzeitarbeit. Die Teilzeitbeschäftigung nahm in 2008 zwar weiter zu (+1,7 Prozent), aber nicht mehr so stark wie vorher. Der seit Jahren rückläufige Trend der Krankenstandsquote gehört auch erst einmal der Vergangenheit an: Der Anstieg von 3,2 auf 3,3 Prozent ist zwar nur geringfügig, könnte aber ein Indiz für zusätzliche seelische Belastungen durch die unsichere Arbeitsmarktsituation sein.

Dass die Zahl der psychischen Leiden zugenommen hat, belegte kürzlich eine repräsentative Umfrage der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) unter 3000 Arbeitnehmern. 800000 Beschäftige nehmen demnach regelmäßig leistungssteigernde Mittel am Arbeitsplatz ein. „Viele Deutsche dopen sich am Arbeitsplatz“ – titelte etwa die Süddeutsche Zeitung. Die Studie schreibt die wachsende Nachfrage nach Psychopharmaka, die sich die Arbeitnehmer übrigens in der Mehrzahl auf illegalem Wege besorgen, äußeren Faktoren der Arbeitswelt zu: hoher Belastung, starker Konkurrenz und last but not least unsicheren Jobs.

Wenn Unternehmen also Gesundheitsmanagement auch in der Krise Ernst nehmen, sollten sie diese Faktoren nicht vergessen. Es sind eben nicht alle Leiden so offensichtlich wie ein schmerzender Rücken.