In Zeiten der Krise wirkt der Öffentliche Dienst als Arbeitgeber für Fach- und Führungskräfte anziehender denn je. 78 Prozent der deutschen Fach- und Führungskräfte sagen, dass sie einen Job im Öffentlichen Dienst gerade im Moment sehr attraktiv finden. Der Hintergrund scheint klar: In einer wirtschaftlichen Krise fürchten viele Menschen latent um ihren Job – sichere und zuverlässige Arbeitsplätze stehen hoch im Kurs.

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Das zweigeteilte Arbeitmarktumfeld

Im Januar 2010 stiegen die Arbeitslosenzahlen in Deutschland auf mehr als 3,6 Millionen Menschen. Gleichzeitig werden zahlreiche Branchenverbände nicht müde, den Mangel an Fach- und Führungskräften im Land anzumahnen. Schließlich liegt die Arbeitslosenquote für Menschen mit Fachhochschul- oder Universitätsabschluss in Deutschland bei etwas mehr als vier Prozent – im Westen des Landes knapp über drei Prozent. Eine sehr geringe Quote, spricht die Volkswirtschaftlehre doch ab einem Wert von drei Prozent von Vollbeschäftigung. Im Gegensatz dazu beträgt die Arbeitslosenquote der Menschen ohne Berufsausbildung 26 Prozent.

Verstärkt wird die Situation durch die Tatsache, dass zahlreiche Fachkräfte das Rentenalter erreichen und im Gegenzug zu wenige Absolventen von den Universitäten nachkommen. Hier handelt es sich um demographische Prognosen, die branchenübergreifend gelten. Denn: Im Jahr 2013 werden in Deutschland rund 330.000 Akademiker fehlen – davon alleine 70.000 Naturwissenschaftler und 85.000 Ingenieure.

Ein Problem, dass vor allem den Öffentlichen Dienst angeht. Denn hier sind bereits 27 Prozent der Beschäftigten älter als 55 Jahre. Folge: Der Öffentliche Dienst steht in weiten Teilen vor einem Generationswechsel, der vor allem Führungspositionen betrifft. Er steht mehr denn je vor der Frage, wie er seine Arbeitgebermarke fit machen kann, um für hochqualifizierte Fachkräfte attraktiv zu sein und zukünftig eben nicht mit Bernd Stromberg oder Onkel Heini aus Uhlenbusch die Herausforderungen der Zukunft angehen zu müssen.

Attraktive Arbeitgebermarke mit zweigeteiltem Image

Die Studie „Arbeiten im Öffentlichen Dienst“ hat die Arbeitgebermarke des Öffentlichen Dienstes genau analysiert. Zentrales Ergebnis: Ein Job im Öffentlichen Dienst gilt als sicher und verlässlich (57 Prozent der Befragten). Weitere Trümpfe: die gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf (17,3 Prozent) sowie die Vorteile des Beamtenstatus (11,9 Prozent).

Was sich hier andeutet, bewahrheitet sich, wenn man genauer auf die Markenwerte der Employer Brand Öffentlicher Dienst schaut. Denn diese sind aus Sicht der Fach- und Führungskräfte traditionell geprägt. Der überwiegende Teil schätzt einen Job im Öffentlichen Dienst als sicher (62,3 Prozent), zuverlässig (43,5 Prozent), sozial (41,2 Prozent) und familienfreundlich (39,2 Prozent) ein. Im Umkehrschluss sind die polarisierenden Imagewerte gering ausgeprägt: Nur 3,4 Prozent beschreiben eine Tätigkeit im Öffentlichen Dienst als dynamisch, nur 1,6 Prozent als ambitioniert, 2,9 Prozent als spannend und nur 3,7 Prozent als unzuverlässig. Der Öffentliche Dienst ist aus Sicht der Kandidaten vor allem ein verlässlicher Arbeitgeber mit hohen sozialen Leistungen. Im Gegenzug wird ihm mangelnde Dynamik und Langsamkeit vorgeworfen.

Gehalt nicht entscheidend

Eines der hartnäckigsten Vorurteile hinsichtlich des Arbeitgeber-Images des Öffentlichen Dienstes ist die scheinbar schlechtere Bezahlung im Vergleich zur freien Wirtschaft. Im Öffentlichen Dienst orientieren sich die Gehälter an festen Tarifen. Überraschend: Diese Tatsache wird von Kandidaten nicht als Nachteil eingestuft – viel mehr sehen 59,7 Prozent darin sogar einen Vorteil, von dem sie sich mehr Planungssicherheit versprechen. Fazit: Unternehmen aus dem Öffentlichen Dienst üben derzeit eine hohe Anziehungskraft aus. Selbstbewusstsein ist daher durchaus angebracht. Mit diesen Tipps polieren Sie Ihre Arbeitgeberattraktivität auf:

  • Jetzt antizyklisch rekrutieren. Die Arbeitgebermarke Öffentlicher Dienst verfügt über eine fast einmalige Chance, hochqualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Selten wurden ihre Argumente besser gehört als jetzt. Jetzt ist eine antizyklische Rekrutierungsstrategie gefragt. Jetzt können Kandidaten überzeugt werden, die vor einem Jahr vielleicht noch nicht über einen Job im Öffentlichen Dienst nachgedacht hätten.
  • Tariflöhne sind kein Nachteil! Tariflöhne sind für die Mehrzahl der Kandidaten kein Nachteil. Für Personaler gibt es durchaus Argumente in der Gehaltsfrage. Dieses wird vor allem als sicheres Gehalt mit kalkulierbaren, fest einplanbaren Gehaltssprüngen wahrgenommen. Als solches sollte es selbstbewusst kommuniziert werden.
  • Die gefragten Tätigkeitsfelder sind kaum bekannt! Unternehmen aus dem Öffentlichen Dienst bieten mehr als nur Verwaltungsstellen. Vielmehr sind vor allem Fachkräfte aus technischen Berufen, dem Marketingbereich oder dem IT-Umfeld gefragt. Dies ist bei den Kandidaten nicht bekannt. Hier müssen Personalabteilungen den Hebel ansetzen. Die Arbeitgebermarke Öffentlicher Dienst muss stärker in den einzelnen Berufsfeldern selbst positioniert werden.
  • Die bestehenden Trümpfe werden zu wenig ausgespielt! Eine Position im Öffentlichen Dienst hat aus Kandidatensicht klare Vorteile: Sie wird als familienfreundlich, verlässlich und kalkulierbar wahrgenommen. Diese Trümpfe gilt es, in den Fokus der definierten Kandidaten-Zielgruppe zu stellen.
  • Die Kandidaten suchen online! Viele Unternehmen aus dem Öffentlichen Dienst schalten ihre Stellenanzeigen traditionell in Printmedien. Dies ist der falsche Weg, interessierte Kandidaten zu erreichen. Nur 5,7 Prozent der Studienteilnehmer nutzen überregionale Tageszeitungen als primäre Informationsquelle – 37,9 Prozent hingegen Online-Jobbörsen, weitere 9,3 Prozent die jeweiligen Unternehmenswebsites. Folge: Wer die richtigen Kandidaten finden möchte, kommt am Internet nicht vorbei.