man drinking on yellow cup while reading book
Foto von Chris Benson

10 von 11 ist gut, oder?

 

Wenn Männer 10 Punkte von 11 haben, sogar „nur“ 8 von 11, ist das gut. Frauen bemängeln, dass sie den letzten Punkt auf die 11 „vergeigt“ haben. Wissenschaftler streiten sich, ob der „Mut zur Lücke“ bei Männern anerzogen ist, oder doch eher auf Veranlagung beruht. Tatsache ist jedoch, dass die Umweltbeobachtung durch den „kompetenten Säugling“ und unbewusste Erziehungsmaßnahmen extrem früh greifen. Spätestens im Kindergartenalter ist der Kommunikationsstil von Mädchen darauf ausgelegt, „alle mit ins Boot zu holen“, Teamentscheidungen zu erwirken, um Konsens zu werben, der von Jungen dagegen,„die Führungsposition festzulegen“, den eigenen Platz in der „Hierarchie“ zu bestimmen, Befehle zu erteilen und sich zu präsentierten. Noch heute wird ein Mädchen – auch von seinesgleichen – eher „zurückgepfiffen“, wenn es sich „in den Vordergrund“ spielt. Vom „kleinen Rabauken“ wird das immer noch eher geduldet – oder sogar gefördert.

 

Vorurteile und Mythen

 

Frauen werden bessere Kommunikationsfähigkeit und sensibleres Konfliktmanagement zugeschrieben. So sind Frauen in den Führungsetagen häufig in den „Soft-Skill“-Abteilungen wie Werbung, HR oder PF zu finden Da müssten doch Frauen aus der Marketing- und Werbeszene in Sachen “Selbstdarstellung” Oberwasser haben, oder?

Dazu passt noch das Vorurteil, dass Frauen sich ohnehin angeblich gerne in Szene setzen. Die Realität sieht anders aus: Frauen, die „für voll genommen werden wollen und weiterkommen wollen“ geizen manchmal eher mit ihren Reizen, um diese Wahrnehmungsschiene gar nicht erst zu bedienen. Ihr Pech: Wenn Sie sich energischer, klarer – „männlicher“ geben, werden sie tendenziell eher als „unweiblich“, „herrisch“, „unsympathisch“ und weniger „authentisch“ abgestempelt. Geben sie sich stereotyp-gemäß verbindlicher und freundlicher, wirken sie auf eine ganze Reiher ihrer Mitmenschen zwar sympathischer, werden aber gleichzeitig wieder etwas weniger für voll genommen – und nur insoweit „weitergelassen“, wie es der Vorgesetzte gestattet, ohne, dass es ihm gefährlich werden könnte. Interessanterweise finden diese Zuweisungen noch stärker bei Männern der-Generation 46-50+ statt. Die Männer-Generation 25+ „meint eher was sie sagt“: Sie konnotiert selbstbewusstes Handeln bei Frauen viel positiver und tritt auch selber verstärkt für mehr Gehaltsgleichheit ein.

Tatsächlich haben Frauen und Männer der neuen Generation ziemlich ähnliche Vorstellungen davon, was sie sich von Unternehmen erwarten. Das geht aus der Studie zu den Millennial-Women/Millennial-Generation hervor. (siehe Artikel dort).

 

Performer an die Front: die „Kompetenzdarstellungskompetenz“

 

Impression-Management bezeichnet, ähnlich wie bei der soziologischen Definition des Begriffs „Performance“, die Präsentation der eigenen Person sowie der eigenen Leistung, also den Gesamtauftritt. Gestern wie Heute – nur heute noch viel mehr, da die Leistung stärker individualisiert an die Person geknüpft wird – punktet man mit der überzeugenden Darstellung und Präsentation eigener Leistung – und, ganz wichtig, der Qualitäten der eigenen Person, die in die Leistung mit eingeflossen sind: wesentliche Voraussetzung bei der Projektarbeit, die wiederum wesentlich ist für die moderne Arbeitswirklichkeit und die unterschiedlichen Möglichkeiten, auch über „horizontale“ Wege (Projekte etc.) Karriere zu machen und sich zu beweisen.

 

Karriere  – durch erfolgreiche Präsentationen

 

Zusätzlich zu Zeugnissen und Abschlüssen zählen hier die Kompetenzen des „Handlungsvollzugs“ und der „Gestaltungsmacht“ – Wichtig ist dabei die Authentizität der „Selbstdarstellung“. Mitmenschen werden aufgrund der inneren Erfahrungen und Bewertungen, die auf seit Jahrhunderten tradierten Rollenbildern und „Mythen“ (Mythos „Frau oder Mutter“) der bewertenden Umgebung beruhen, als „authentisch“ beschrieben – oder eben als nicht “stimmig”/übereinstimmend mit den eigenen Wertemustern. Entspricht eine selbstbewusste Frau nicht der inneren Erwartung bewertender Kollegen und Führungskräfte wirkt sie, obwohl sie genau das macht, wie ihre männlichen Mitbewerber (zielsicher, selbstbewusst), „irgendwie nicht authentisch“ genug – und wird damit auch als weniger geeignet wahrgenommen.