Gleichzeitig sind die deutschen Arbeitgeber jetzt im Wirtschaftsaufschwung wieder auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Diese zu finden und an die eigene Organisation zu binden, ist insbesondere vor dem Hintergrund eines zunehmenden Fachkräftemangels und eines entsprechenden Wettbewerbsdrucks in Deutschland ausschlaggebend für den Geschäftserfolg. Daher sind Personalabteilungen permanent auf der Suche nach Maßnahmen, die einerseits die bestehende Belegschaft motivieren, andererseits zukünftige Angestellte für das Unternehmen begeistern.

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Foto von Studio Republic

Vor dieser Herausforderung steht auch Fraport, Betreiber des Flughafens Frankfurt, mit über 12.000 Beschäftigten. Denn das Flughafengeschäft ist nicht nur von den gesamtwirtschaftlichen Bedingungen abhängig, sondern auch sehr stark von externen Einflüssen wie ungünstigen Wettersituationen. Der jüngste Wintereinbruch zum Jahreswechsel schränkte sowohl den Flugbetrieb als auch die Angestellten in der Ausübung ihrer Arbeit ein – und erforderte einen stark erhöhten Einsatz der Mitarbeiter. Genau hier sind Maßnahmen gefragt, die Mitarbeiter unterstützen und motivieren, damit sie ihre Leistung für den Unternehmenserfolg nachhaltig einsetzen.

Variable Vergütungsformen als Motivationstreiber

Fraport entwickelte im Rahmen seiner ganzheitlichen Personalstrategie Maßnahmen zu Mitarbeiterförderung, die konzernweit angewendet und zielgruppen-, aber auch bereichsspezifisch aufeinander abgestimmt werden. Das bereits 2001 eingeführte, leistungsorientierte Vergütungssystem, das die Bezahlung nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst ergänzt, ist ein fester Bestandteil der Personalstrategie von Fraport. Die Boni, die jährlich ausgeschüttet werden, basieren auf einer systematischen Leistungsbeurteilung eines jeden Mitarbeiters. Sie orientieren sich zudem am gesamtwirtschaftlichen Ergebnis des Konzerns und sind rein finanzielle Bargeldleistungen.

Auch außerordentliche Zuwendungen sorgen für eine höhere Mitarbeitermotivation: Kollegen, die im besonders anspruchsvollen Winter 2009 die Rollfelder von Eis und Schnee befreiten, wurde eine Extra-Winterprämie ausbezahlt.

Zusätzlich zu dieser rein monetären Ausgestaltung bietet Fraport seinen Mitarbeitern ein eigenes Mitarbeiterbeteiligungsprogramm, über welches sie zu Sonderkonditionen Unternehmensaktien beziehen können. Fraport ergänzt sein Vergütungsportfolio zudem um zusätzliche Sozialleistungen wie eine Zusatzversorgung für die Altersrente, oder – über den Fraport Unterstützungsverein – um Zuschüsse, etwa für Brillen oder den Zahnersatz.

Die Angestellten erhalten als zusätzliche Beteiligung am Unternehmenserfolg eine jährliche Sachzuwendung. Der Wert einer jeden Sachzuwendung für die einzelnen Mitarbeiter errechnet sich aus der Betriebszugehörigkeit des jeweiligen Angestellten. So auch im Jahr 2009. Damals betrug die zusätzliche freiwillige Leistung 600 Euro pro Mitarbeiter.

Dieser Betrag wurde in Form von Gutscheinen für Waren, Reisen oder auch fürs Tanken an der betriebseigenen Personaltankstalle ausbezahlt. Fraport hat in der Vergangenheit Papiergutscheine und Geschenkkarten ausgewählter Einzelhändler zur Mitarbeitermotivation eingesetzt. Die Sachzuwendungen sind ein bei den Flughafenmitarbeitern beliebtes Obendrauf. Doch die Abwicklung – durchgeführt über den Einkauf – verursachte hohe Kosten durch stark gebundene interne Ressourcen. Daher wurde ein Alternativmodell für die Sachzuwendungen gesucht, das den bisherigen Prozess vereinfachen sollte.

Fraport stieg im vergangenen Jahr auf eine Shopping Card um. Die Geschenkkarte Ticket Compliments Shopping Card wurde von Edenred Ende 2009 auf den deutschen Markt gebracht. Das Produkt erlaubt es dem Empfänger, mit nur einer Karte bei über 20 Händlern des Edenred Partner-Netzwerk wie Media Markt, Saturn, Hornbach oder Karstadt einzukaufen.

Und: Durch die Auslagerung auf den externen Dienstleister Edenred reduzierten sich die internen Kosten für Personal und Logistik erheblich. Denn die Sachprämien kosteten das Unternehmen aufgrund des zeitlichen Aufwands, der Distribution, des Fulfillments sowie der Organisation häufig weitaus mehr als ie Summe, die im Gutschein steckte. Jetzt hat Fraport alle Services rund um die Karte an den Dienstleister Edenred ausgelagert. So konnte Fraport die administrativen Kosten senken – und teilt das eingesparte Geld mit den Mitarbeitern: Die Shopping Card wurde mit höheren Beträgen versehen.

Mitarbeiter-Identifikation im Blick

Die Fraport-Multipartner-Geschenkkarte funktioniert wie eine EC-Karte mit PIN-Nummer und kann durch ihre Prepaid-Funktion mit einem beliebigen Betrag vom Unternehmen aufgeladen werden. Die Entscheidung über die Belohnung per Geschenkkarte treffen die Abteilungsleiter, sie verteilen die Karten als Bonus oder Sonderprämie. Seit dem Start vor rund einem Jahr ist die Karte als Motivationsmaßnahme bei den Mitarbeitern sehr beliebt. Vor allem, da das Partnernetzwerk kontinuierlich erweitert wird.

Bislang gaben Mitarbeiter Bargeldgeschenke, die mit dem Gehalt auf das Konto überwiesen wurden, oft für laufende Rechnungen wie die privaten Stromkosten aus. Somit wurde die Prämie oft nicht als ein hochwertiges Geschenk des Arbeitgebers wahrgenommen und die Wirkung auf die Motivation verpuffte. Auch bei einzelnen Geschenkgutscheinen ist die Wirkung kurz – genau bis zum Einlösen. Jetzt bleibt die Geschenkkarte beim Mitarbeiter – und lediglich die Füllung ändert sich.

Fraport legt Wert auf das individuelle Branding der Karten: Fünf verschiedene Flughafen-Motive – vom Flugzeug bis zum Schneeräumfahrzeug wurden an die rund 11.000 anspruchsberechtigten Mitarbeiter versandt. Ein erhoffter Nebeneffekt: Durch das praktische Format der Shopping Card erhält sie einen festen Platz im Geldbeutel der Angestellten. So fällt der Blick beim Zücken des Geldbeutels stets auf die Shopping Card, was die Mitarbeiteridentifikation beflügeln soll.

Service aus einer Hand

Ohnehin soll es gelingen eine größtmögliche Identifikation bei kleinstmöglichem Aufwand zu erlangen. Deshalb umfasst der Dienstleistungsvertrag die kompletten Kommunikationsmittel rund um die Shopping Card, zum Beispiel ein Anschreiben für die Angestellten inklusive Text beim Versand der Karte sowie Infoflyer mit allen wichtigen Informationen im Corporate Design von Fraport. Zusätzlich entwickelte das Edenred-Team eine spezielle Website für das Unternehmen, auf der sich alle Mitarbeiter über die Karte informieren können. Sie ist ebenso im Design des Unternehmens gehalten wie die Karte selbst und umfasst das derzeitige Guthaben der persönlichen Karte, Hilfestellung bei Verlust der PIN-Nummer oder der Karte sowie Auskünfte zu den Einkaufsmöglichkeiten im Partner-Netzwerk des Kartenanbieters.

Fraport nahm auf dieses Netzwerk Einfluss. Denn die Belegschaft erhielt zusätzliche Einkaufsmöglichkeiten am Flughafen Frankfurt. Die Aquise der Einzelhändler vor Ort übernahm Dienstleister Edenred.

Motivation zahlt sich aus

Das Projekt zahlte sich direkt für Fraport aus: Mit dieser Form der Identifikation wurde ein positives Unternehmensimage in den Köpfen der Mitarbeiter verankert – das interne Feedback ist durchgehend positiv. Ein solches Image als Arbeitgeber stand und steht nach wie vor ganz oben auf der Agenda von Fraport. Denn fühlen sich die Angestellten wohl, vermitteln sie dies auch gegenüber Anderen außerhalb der Organisation und dienen so als Botschafter für Fraport – gegenüber Kunden wir gegenüber künftigen Mitarbeitern.

Die Geschenkkarte mag ein kleines Goodie im Gesamtpaket der Zusatz- und Nebenleistungen sein. Aber es hat einen festen Stellenwert in der ganzheitlichen Personalstrategie, die einen attraktiven Mix aus Personalentwicklung, monetären Anreizen und Sachzuwendungen ausmacht.

Die Zahlen geben Fraport Recht: In den ersten neun Monaten des Jahres 2010 wurde ein Konzernumsatz von fast 1,7 Milliarden Euro erreicht – eine Steigerung von 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese positive Entwicklung wurde vor allem von den Beschäftigten des Unternehmens getragen, die auch nach der schwierigen Wirtschaftssituation das Unternehmen unterstützten.

Übrigens: Bei den Mitarbeitern ist die Sammelleidenschaft ausgebrochen – einige Kartenmotive der Ticket Compliments Shopping Card mussten bereits nachproduziert werden – ein Sieg der Fraport Corporate Identity.

Quelle: PERSONAL Nr. 3/2011, S. 44-45