Das Buch greift sieben Themenkomplexe als „Irrtümer“ des Change Managements heraus, um dann Punkt für Punkt konkret darzulegen und zu belegen, wie es anders gehen kann. Ihre praktischen Erkenntnisse und die Fehler, die dazu geführt haben, fassen die beiden Autoren Schleuter und von Stosch in folgenden Dimensionen zusammen:

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Foto von Patrick Perkins
  1. Irrtum: Visionen sind Chefsache
  2. Irrtum: Mitarbeiterbefragungen sind Selbstläufer
  3. Irrtum: Über Schwächen spricht man nicht
  4. Irrtum: Berater schaffen Wandel
  5. Irrtum: Kreative Unruhe stört den Betrieb
  6. Irrtum: Netzwerkorganisationen führen zu Chaos
  7. Irrtum: Nach mir die Sintflut

Das alles entwickeln die Autoren wohltuend nachvollziehbar, indem sie von den aseptischen Hochglanz-Theorien sogenannter Change-Management-Experten weit entfernt bleiben. Das Buch profitiert davon, dass Schleuter und von Stosch ihre Projekte „vor Ort“ vermarkten mussten und erfahren haben, welche Widerstände dabei auftreten können. Scheinbare Hindernisse und Vorurteile, zum Beispiel gegen moderne Netzwerkorganisationen, sprechen sie deshalb klar an. Ebenso deutlich benennen die Autoren Voraussetzungen, um erfolgreiche Organisationsformen für das Change Management zu etablieren. Diese reichen von inhaltlichen Tipps bis hin zu Empfehlungen, wie Teambüros räumlich gestaltet sein sollten.

Doch das Buch hat noch eine andere Seite: Leser können es auch durchaus als leidenschaftliches Plädoyer für eine konsequent mitarbeiter- und netzwerkorientierte Führungskultur verstehen, bei der Change Management zur Kernaufgabe jeder Managementebene und jeder Führungskraft wird.

Das Führungsverständnis der Autoren ist denn auch das eigentliche Herzstück des Buches. Persönliche Erfahrung und eine klare Wertorientierung finden dabei ganz ohne Gutmenschen-Vokabular ihren Ausdruck – nach dem Motto „Führen heißt menschlich sein“. Wie dringend notwendig eine solche konsequente Verbindung der Change-Prozesse mit der Führungskultur gerade aus Sicht des Personalmanagement ist, scheint zwar auf der Hand zu liegen. Dennoch bleibt dieser Aspekt in den meisten Publikationen und Wortmeldungen zum Thema weitgehend unterbelichtet.

Das Buch von Willibert Schleuter und Johannes von Stosch zeigt schlüssig, wie zentral die Qualität des Change Managements in der heutigen Automobilindustrie für die Wettbewerbsfähigkeit ist. Dass Audi diesbezüglich eine Sonderstellung einnimmt, ist bekannt. Wie es zu dieser Erfolgsgeschichte kam, wird nun noch klarer. Auch für alle Zulieferer, die von der aktuellen Wirtschaftskrise besonders betroffen sind, ist das Buch äußerst empfehlenswert.

Ein ermutigendes Werk – gerade für Personaler!

Praktischer Nutzwert * * * * *
Lesbarkeit/Schreibstil * * * * *
Verständlichkeit * * * * *
Gliederung/Übersichtlichkeit * * * * *
Meine persönliche Empfehlung für Personalverantwortliche * * * * *

Die sieben Irrtümer des Change Managements:

Und wie Sie sie vermeiden

Von Willibert Schleuter, Johannes von Stosch

Campus Verlag, 1. Auflage 2009)

218 Seiten, 39,90 Euro

ISBN 978-3593391359