Ob beim Sport oder in Unternehmen: Positive Ergebnisse entstehen durch das Zusammenwirken vieler. Ein sportlicher Anspruch an Führungskräfte also, in jedem einzelnen Mitarbeiter auch einen Imageträger für das Unternehmen zu sehen.
Eine bekannte Marke allein ist kein Garant, dass sich die Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen identifizieren. Auch groß angelegten Imagekampagnen ist nur wenig Erfolg beschieden, fehlt der Unterbau. Ob Konzern oder Kleinunternehmen, das Fundament der Glaubwürdigkeit liegt in der Ehrlichkeit und Wertschätzung. Deshalb sollte die fachliche Qualifikation von Führungskräften mit sozialer Kompetenz gekoppelt sein. Wie beim Sport gilt: Nur wenn das soziale Miteinander gelingt, wenn der Trainer es schafft, Zugang zu den Athleten zu finden, sie anzusprechen, zu lenken und für ein gemeinsames Ziel zu begeistern, kann er sie zum Erfolg führen.
Ganz neu ist diese Idee nicht, aber sie funktioniert! Unabdingbar dabei ist, dass die Mitarbeiter durch eine gute Kommunikation in das unternehmerische Denken eingebunden werden. In welchem Maße und auf welche Art und Weise das geschieht, hängt natürlich immer auch von der individuellen Position ab. Ein Teamleiter, der selbst bereits eine Führungsaufgabe wahrnimmt, muss detailliertere Informationen bekommen als eine Aushilfskraft. Aber auch diese wirkt als Rädchen im Getriebe und darf nicht nur als Kostenposition geführt werden. Egal an welcher Stelle einer Organisation sich ein Mitarbeiter befindet, mit Bevormundung und Kontrolle allein lässt sich niemand motivieren. Gestehen Führungskräfte ihren Leuten dagegen im Rahmen der jeweiligen Situation gewisse Handlungsspielräume zu und gewähren Einblick in größere Zusammenhänge, unterstützt dieses Vertrauen die Bereitschaft,  Verantwortung zu übernehmen. Ähnlich wie im Sportverein sorgt eine gut strukturierte Aufgabenverteilung für Ordnung im System und schafft für den Einzelnen ein angenehmes Trainingsklima in einer entspannten Umgebung.
Lob und Anerkennung auszusprechen kostet nichts (darf sich aber zwischendurch auch auszahlen) – während nicht honorierter Einsatz in Frustration und Verweigerung umschlagen kann. Fehler passieren nur dort nicht, wo nichts passiert. Und passiert einer, ist er meist wieder zu beheben und sollte nicht überbewertet werden. Zielführender wirkt faire Kritik. Wie sonst sollen sich Mitarbeiter orientieren und es beim nächsten Mal besser machen? Das kann übrigens auch der Chef, denn als solcher ist man ja vor Fehlern keineswegs gefeit. Einen Fehler zuzugeben ist leichter als ihn zu vertuschen. Vor allem kommt solche Ehrlichkeit seiner Vorbildfunktion zugute.

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Foto von Campaign Creators

Regelmäßig wecken sportliche Großereignisse große Gefühle. Wir-Gefühle. Man ist stolz auf sein Land, auf seine Rekordhalter, auf seinen Weltmeister, auf seine Olympia-Goldmedaillen-Gewinnerin. Je nach Sportart eint das Siegerpodest die Massen oder auch nur einen kleineren Kreis um einen erfolgreichen Athleten, weil er oder sie vielleicht aus seiner Region, seiner Stadt kommt. Die Siegestrophäen leuchten wie Sonnen, deren Strahlen uns berühren. Und mit Stolz wird verkündet, was den Sieger mit einem selbst verbindet – sei es der Wohn- oder Geburtsort, der einmal besuchte Kindergarten oder die Mitgliedschaft beim örtlichen Sportverein, aus dem sich der Sieger mit Fleiß und Ausdauer nach ganz oben trainierte.
Schon im alltäglichen Umgang mit Mitarbeitern können Führungskräfte jeder Ebene zu diesem Erfolg beitragen. Im Gegensatz zum devoten Untergebenen besteht ja schon der Begriff Mitarbeiter aus „mit arbeiten“. Mit arbeiten mit eigenen Gedanken, mit eigenem Antrieb und auch mit eigener Verantwortung verschafft dem Mitarbeiter ein Mehr an Zufriedenheit und dem Chef Entlastung. Werden Mitarbeiter bei Entscheidungen hinzugezogen, um ihre Meinung befragt, stärkt dies nicht nur deren Ego – aus der anderen Sichtweise kann sich eine Diskussion und womöglich Neues entwickeln – oder eben auch nicht. Es geht nicht um Basisdemokratie, sondern darum, miteinander ein Ziel zu erreichen.
Sich im Glanze anderer zu sonnen, mag zwar vordergründig angenehm sein, doch hat dieser kurzlebige Ruhmestausch gleichzeitig etwas von schmarotzen. Ist es dagegen die selbst erbrachte Leistung bzw. der persönliche Anteil am Erfolg, der das Licht hervorruft, verschwindet der schale Beigeschmack. Mitarbeiter, die mit Freude und Ausstrahlung den Ruf ihres Unternehmens nach außen tragen, sind Botschafter und Multiplikatoren, deren Glaubwürdigkeit erheblich höher liegt als die einer Kampagne. In Zeiten vergleichbarer Produkte ist das Entscheidende die Überzeugung derjenigen, die dahinter stehen. Ihr Engagement und ihre Begeisterung können zum Erfolgsfaktor für eine Marke oder ein Image werden. Nicht zuletzt aber liegt der Schlüssel für diesen Erfolg darin, dass Führungskräfte die Leistungskapazität ihrer Mitarbeiter mobilisieren können. Sowie in ihrer Stärke, unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse zu koordinieren – eine Fähigkeit, mit der auch Trainer von Mannschaftsportarten ausgestattet sein müssen.
Unternehmenskommunikation nur nach außen funktioniert nicht. Damit sie wertvoll wird, muss sie von innen her wirken. Sehr schön verdeutlicht dies das Wort „ausstrahlen“. Das was nach außen fühlbar ist, kommt von innen, von der Mitte und schwillt konzentrisch an. Wer Ruhe ausstrahlt, kennt keinen Aktionismus. Wer um den Wert seiner Arbeit und deren Anerkennung weiß, steht und bekennt sich dazu. Ein übrigens noch zu oft unterschätzter Aspekt. In Zeiten von Social Media sind es nicht nur hoch qualifizierte Fachkräfte, die ihre Eigenmarke damit aufbauen und pflegen. Sie profitieren im Netz von der positiven Reputation. Im Umkehrschluss sollte jedem Unternehmen daran gelegen sein, von diesem positiven Image, das seine Mitarbeiter öffentlich darstellen, zu partizipieren und diese an sich zu binden. Die Mitarbeiter sind das Gesicht der Firma. Das gilt im Kundenkontakt ebenso wie am Stammtisch oder auf einer Internetplattform – wo sie sich nicht nur mit ihren Kompetenzen und Leistungen für das aktuelle Unternehmen präsentieren, sondern sich auch potentiell neue Chefs umschauen. Falls es das eigene Unternehmen nicht schafft, die sportliche Begeisterung weiterzugeben.
Vor diesem Hintergrund sollte es die hehre Aufgabe von Führungskräften sein, dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter eines Unternehmens ähnlichen Stolz empfinden und nach außen bekennen. Doch wie kann das gelingen? Führungskräfte sind dem Erfolg des Unternehmens verpflichtet. Und der drückt sich nun mal in Zahlen aus. Also wird angeordnet, was zu tun ist, damit diese erreicht werden. Und damit basta! Doch was gestern vielleicht noch so funktionierte, also das hierarchische Management, wird in dieser Form zunehmend in Frage gestellt. Digitalisierung und eine Marktdynamik mit immer weniger Stabilität und Berechenbarkeit erfordern neue Denkansätze. Einer davon ist es, die Menschen stärker einzubeziehen. Die Menschen als Empfänger des Unternehmensangebotes, als Käufer der Produkte, als Nutzer von Serviceleistungen und vor allem die Menschen, die das Unternehmen ausmachen: die eigenen Mitarbeiter. Denn erst sie und ihre Arbeit lassen ein Unternehmen funktionieren. Sie stellen Produkte und Leistungen her oder ersinnen und verbessern sie. Warum sollten diese Menschen, ohne die ein Unternehmen gar nicht existieren würde, nicht auch als Unternehmensbotschafter nach außen wirken?