Viele Menschen würden gerne einmal eine Auszeit vom Job nehmen – um sich zu erholen, mehr Zeit für die Familie zu haben, sich weiterzubilden oder zu reisen. Das bestätigt eine aktuelle Studie der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Bei ihrem Forschungspraktikum für den Schwerpunkt „International Human Resources“ an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften haben neun Studierende 182 Personen zu ihren Wünschen und Vorstellungen befragt und auf dieser Basis Handlungsempfehlungen erarbeitet.

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Foto: Dino Reichmuth

Gründe für ein Sabbatical

An der Befragung im Mai 2022 nahmen 182 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Alter zwischen 18 und 38 Jahren teil. Eine große Mehrheit von 70 Prozent ist an einem Sabbatical interessiert und wünscht sich, dass mehr Arbeitgebende diese Möglichkeit anbieten. Die meisten Befragten würden ein Sabbatical für Reisen (78,29%), neue Erfahrungen und eine umfassende geistige und körperliche Erholung (64%) nutzen. Selbstfindung (44,57%) oder Weiterbildung (38,86%) stehen auch auf der Wunschliste.

Die größten Hindernisse

Doch nur wenige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können ein Sabbatical realisieren. Die größten Hindernisse sind aus Sicht der Befragten die Finanzierung und eine fehlende Unterstützung durch den Vorgesetzten und/oder die Personalabteilung.

Wer hier als Arbeitgeber:in kluge Sabbatical-Modelle anbietet, kann davon profitieren. Denn im besten Fall kommen die Mitarbeitenden motiviert und gut erholt wieder in das Unternehmen zurück. Eine Literaturauswertung und begleitende Befragung von fünf ausgewählten Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern unterschiedlicher Branchen wie Finanzdienstleistungen, Automobilzulieferer, Unternehmensberatung, Maschinenbau und Energie deuten aber an, dass es hier Defizite gibt: In einigen Organisationen wissen die Personalverantwortlichen wenig über die Rahmenbedingungen von Sabbaticals und sinnvolle Angebote. Gerade kleinere Unternehmen haben dieses Thema nicht unbedingt im Blick und fühlen sich damit überfordert. Schließlich müssen sie die Auszeiten der Kolleginnen und Kollegen personell abfedern.

Wie groß ist das Risiko, Mitarbeitende durch ein Sabbatical zu verlieren?

Hinzu kommt ein weiteres Risiko: Viele Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber haben Bedenken, Beschäftigte durch ein längeres Sabbatical zu verlieren. Das gilt umso mehr, wenn sie dieses Vorhaben finanziell unterstützen.

Wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass Mitarbeitende nach einer längeren Auszeit gehen, hängt von verschiedenen Faktoren ab – zum Beispiel von der Motivation, mit der sie ein Sabbatical antreten, aber auch der Umgang der Unternehmen mit diesem Thema spielt eine Rolle.

Handlungsempfehlungen

Auf Basis der Befragung lassen sich – für die am häufigsten genannten Ziele, die Menschen mit einem Sabbatical verfolgen – die folgenden beiden Handlungsempfehlungen ableiten:

Ziel 1: Weiterbildung, um einen weiteren Abschluss zu erreichen

Wer eine Weiterbildung machen möchte und einen höhen Abschluss anstrebt, will sich entwickeln – zur Not auch in einem anderen Unternehmen. Daher besteht für die aktuelle Arbeitgeberin Handlungsbedarf. Eine offene Kommunikation über die weitere Karriereplanung innerhalb des Unternehmens ist erforderlich. Das kann auch bedeuten, eine neue Position in der thematischen Ausrichtung der Fortbildung anzubieten. Hier müssen Personalabteilung und Fachabteilung in einem engen Austausch stehen.


Eine zusätzliche finanzielle Unterstützung der Weiterbildung wäre empfehlenswert, um den Mitarbeiter oder die Mitarbeiter zu halten. Möglich ist beispielsweise ein Bildungsdarlehen, das Beschäftigte in Raten tilgen können. Eine finanzielle Unterstützung sollten beide Seiten vertraglich fixieren, um eine beiderseitige Sicherheit gewährleisten zu können.

Ziel 2: Reisen

Während eines Sabbaticals können Mitarbeitende ihr bisheriges Leben und ihren Job infrage stellen. Wollen sie die Auszeit für eine Reise nutzen – und nicht für eine Weiterbildung –, stehen den Unternehmen zudem kaum Instrumente zur Verfügung, die eine Bindung an ihre Organisation fördern könnten. Daher besteht durchaus ein Risiko, gute Leute in dieser Zeit zu verlieren. Wir würden dennoch empfehlen, Mitarbeitenden ein Sabbatical für eine Reise zu gewähren. Denn diese würden ihren Traum vermutlich ohnehin umsetzen, wenn er ihnen wichtig ist. Zur Not kündigen sie dafür einfach ihren Job.

Und ein weiterer Grund spricht dafür, Auszeiten zu gewähren: Wer die Möglichkeit für ein Sabbatical bekommt, könnte im Freundes- und Bekanntenkreis - möglicherweise auch auf Social Media - darüber reden. Das wiederum könnte sich unter Umständen positiv auf das Image des Arbeitgebenden auswirken.

Diese 5 Fragen sollten Arbeitgebende klären

Einige grundlegende Fragen sollten Unternehmen jedoch klären, wenn sie darüber nachdenken, Sabbaticals einzuführen:

  1. Bis zu welchem Umfang (in Wochen/Monaten) wollen wir Sabbaticals anbieten? Welche Konsequenzen hat ein Sabbatical personell für uns?
  2. Was erwarten wir von den Arbeitnehmenden im Gegenzug (zum Beispiel finanzielle Beteiligung/Ansparen von Geld-/Zeitguthaben, Absolvieren einer Weiterbildung)? Welche Beiträge wollen die Arbeitnehmenden einbringen?
  3. Wie fördern wir die Rückkehrbereitschaft einer Person? (zum Beispiel über das Angebot einer bestimmten Weiterbildung)
  4. Wie sinnvoll und wichtig ist die Rückkehr der Person auf den alten Arbeitsplatz? Soll die Stelle gleich neu besetzt werden und bei der Rückkehr eine alternative Position angeboten werden?
  5. Wie lässt sich der Erfolg des Angebots darstellen? (KPIs definieren, Return on Investment bestimmen)

Webtipp:
Weitere Informationen zur Studie finden Sie hier.

Literaturtipp:
Sabbaticals für die Personalentwicklung. Von Steffen Hillebrecht. SpringerGabler 2018