Projektevielfalt der Hertie-Stiftung

Ein Unternehmer, der sich ebenfalls dem Allgemeinwohl verpflichtet fühlte, war Georg Karg, Inhaber der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH. Seine Erben gründeten 1974 die gemeinnützige Hertie-Stiftung, die 1998 mit dem Verkauf der Karstadt-Anteile an Quelle aus der Unternehmensbindung herausgelöst und in die Selbstständigkeit überführt wurde. Zu der Stiftung, die jährlich Projekte in der Höhe von 20 bis 30 Millionen Euro fördert, zählen das Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH), die Hertie School of Governance und die START-Stiftung.
Das 2001 gegründete HIH ist heute das größte und modernste Zentrum zur Erforschung neurologischer Erkrankungen in Deutschland. Ziel der Stiftung ist es, durch die Forschung mehr über das Gehirn zu erfahren und Ergebnisse möglichst rasch in Behandlungsstrategien für Erkrankte zu übertragen.
Seit 2003 widmet sich die Hertie School of Governance als staatlich anerkannte Hochschule mit Master- und Doktoranten-Studiengängen der Ausbildung von Nachwuchskräften. „Die Entwicklung von Government zu Governance erfordert gerade im öffentlichen Sektor ein neues Führungsverständnis“, so Michael Endres, Vorstandsvorsitzender der Hertie-Stiftung, über den Ansatz der Hochschule bezüglich Forschung und Lehre.
Mit dem START-Stipendienprogramm bietet die Hertie-Stiftung begabten und engagierten Jugendlichen mit Migrationshintergrund die Möglichkeit einer höheren Schulbildung und damit eine bessere Chance auf Integration. Im Jahr 2002 in Hessen begonnen, wird es mittlerweile mit rund 100 Kooperationspartnern in 14 Bundesländern in Deutschland durchgeführt. Seit 2006 wird START auch in Österreich mit Unterstützung von 50 Partnern angeboten. „Aus einem regionalen Modellprojekt ist bis heute eine Bürgerbewegung geworden und ein Symbol für gelungene Integration in Deutschland“, beschreibt Michael Endres den Erfolg der Initiative.

Umweltschutzprogramme der Michael Otto Stiftung

Ganz im Zeichen des Umweltschutzes und mit dem Ziel, nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt sowie die Lebensgrundlage Wasser zu erhalten, hat Michael Otto 1993 die Michael Otto Stiftung gegründet.
Die Stiftung fördert sowohl Projekte, die den Erhalt von Flüssen, Seen und Auen sicherstellen, als auch Projekte, die der Bildung und Förderung von naturverträglichem Handeln dienen. Im Bereich Bildung führt die Stiftung seit Frühjahr 2010 gemeinsam mit Hamburg Wasser das Kooperationsprojekt AQUA-AGENTEN durch.
Dabei sollen Hamburger Grundschüler spielerisch die Bedeutung von Wasser für Mensch, Natur und Wirtschaft erfahren. „Die Kinder werden bei ihrer Neugier und Entdeckerfreude gepackt und können die Vielfalt von Wasser erforschen. Sie werden dabei bestärkt, ihr eigenes Leben zu reflektieren und zu gestalten und für ein verantwortungsvolles Miteinander in der Gesellschaft einzutreten“, beschreibt Johannes Merck, Vorstand der Michael Otto Stiftung, die Ziele des Programms.
Ein Projekt, das schon länger zurückliegt, jedoch einen nachhaltigen Erfolg gebracht hat, war der sogenannte „Elbe-Dialog“, der in die „Elbe-Erklärung“ mündete. Nach der Wiedervereinigung gab es umstrittene Pläne zwischen Wirtschaft und Politik für den umfassenden Ausbau der Elbe als Wasserstraße. Um das Ökosystem zu schützen, wurde in den 90er Jahren Michael Otto gebeten, zwischen den Interessensgruppen zu moderieren. Als Ergebnis des moderierten Dialogs kam es 1996 zur „Elbe-Erklärung“, die 2002 in den Koalitionsvertrag der Bundesregierung übernommen wurde. Sie führte dazu, dass die Elbe als eine der letzten intakten Flusslandschaften Europas erhalten bleiben konnte. In Folge wurde u. a. das europaweit größte Fluss- und Renaturierungsprojekt an der Unteren Havel möglich, das auch mit der finanziellen Unterstützung der Michael Otto Stiftung durchgeführt wird. Resümee von Johannes Merk: „So konnten auch zwei Säulen der Michael Otto Stiftung, nämlich Dialog und Förderung, miteinander verknüpft werden“.

Die erreichten Erfolge bestärken die Stiftungen, auch zukünftig Projekte zu fördern, die einen nachhaltigen Beitrag für die Entwicklung der Gesellschaft bewirken.

photo of dining table and chairs inside room
Foto von Nastuh Abootalebi


(Erschienen in SUCCEED 05/2011)
 
Lesen Sie im ersten Teil des Beitrags über die Wissenschaftsförderung der VolkswagenStiftung und die Schulinitiativen der Robert Bosch Stiftung.


Über die Autorin
Mag. Andrea Jindra ist Geschäftsführerin des Beratungs- und Trainingsinstituts Die BILDUNGSMANAGER. Sie ist als Beraterin und Trainerin tätig, und auch als Fachjournalistin im Bereich Arbeitsmarkt, Weiterbildung und Karriere. Zusätzlich betreibt sie gemeinsam mit Partnern das Such- und Informationsportal für berufliche Weiterbildung und Personalentwicklung Weiterbildungsmarkt.at

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