2. Zeit für die Beobachtung

people sitting in front of monitors inside room
Foto von Adrien Olichon

Wenn wir wissen, welche Leistung wir erbringen, sollten wir uns genügend Zeit nehmen um zu beobachten, wer in dieser Welt aktuell schon ein gleiches Ergebnis – vielleicht auf eine ganz andere, unkonventionelle Art – herstellt oder zumindest im Begriff ist, eine Innovation in diese Richtung zu schaffen. Denn selbst wenn kein neuer Lebensmittelhandel entsteht – um ein Beispiel zu geben – kann die Konkurrenz von einer ganz anderen Seite hart treffen, nämlich dort, wo eine ganz andere Branche zwar nicht Lebensmittel liefert, aber fertiges Essen (und das vielleicht noch günstiger, convenient und frei Haus).

1. Im Zentrum: Abstrakte Definition der Leistung


Wenn wir also an den Begriff der Konkurrenzdefinition sinnvoll herangehen wollen, dann habe ich gute Erfahrung damit gemacht, die eigene Leistung recht abstrakt zu formulieren:

  • Ein Lebensmittelgeschäft stellt dann Nahrungsgrundlagen zur Verfügung;
  • Eine Buchhandlung vermittelt Lesematerial;
  • Ein Krankenhaus macht uns gesund.

Sobald wir beginnen, so abstrakt zu formulieren, erweitern wir unser Blick- und Handlungsfeld. Wir erkennen dann vielleicht Zusammenhänge, die wir ansonsten übersehen hätten, weil wir unseren Blick in die falsche Richtung, auf einen strategisch eher uninteressanten Fokus gelenkt hätten.

„Wie sprechen nicht von Konkurrenz, sondern nur von Mitbewerb“ korrigiert mich ein Geschäftsführer höflich im Gespräch. Ganz ehrlich – mir ist einerlei, ob wir den Begriff „ Konkurrenz“ oder „Mitbewerb“ verwenden. Vielmehr geht es mir um eine Relationale Perspektive auf diesen Begriff, welche einen Unterschied zur herkömmlichen Verwendung schaftt. Als „Konkurrenz“ erleben wir meist Anbieter, die das Gleiche tun wie wir, und wir stellen uns laufend die Fragen,

  • Was können diese Anbieter besser als wir?
  • Wo können sie günstiger/ effizienter produzieren?
  • Wie schaffen sie es, attraktiv zu bleiben? 

 

Wir blicken also traditionell auf Unternehmen, die im gleichen Feld tätig sind wie wir. Und genau das halte ich für geradezu fatal: Denn die echte Konkurrenz kommt meist nicht aus dem Feld, auf dem wir sie vermuten – sondern vielmehr aus einem Feld, das die gleiche Leistung einfacher, besser, kostengünstiger, problemloser erbringen kann. Die größte Konkurrenz für die Post war vor etwa 20 Jahren keinesfalls eine „andere Post“, sondern jemand, der die gleiche Dienstleistung – Nachrichten verlässlich und schriftlich von einem Ort zum anderen zu transportieren – schneller, besser und kostengünstiger durchführen konnte. Und schon kam das Internet mit seiner Email-Funktion, welche zu einer völligen Neudefinition des Nachrichtentransportmarkts führen sollte.

3. Die Zukunft der Konkurrenz

Ich erlebe immer häufiger, dass die Konkurrenz 
aus einer Richtung kommt, die wir uns aktuell (noch) nicht vorstellen können oder die wir nicht „am Radarschirm haben“. Und während wir uns munter und engagiert mit anderen Mitbewerbern beschäftigen, die vielleicht ein bisschen billiger sind als wir oder ein bisschen schneller oder ein bisschen beliebter, sind wir praktisch 
schon auf dem Weg in die völlige Bedeutungslosigkeit. 

Und wer meint, das alles wäre übertrieben, sei auf der Hut: Denn unsere Welt entwickelt sich rasend schnell…


Fotocredit: Maria Lanznaster / www.pixelio.de