Die Studie zeigt, dass der Anteil der Wechselwilligen unter den bis 24-Jährigen sogar fast bei 50 und bei den 25- bis 34-Jährigen um 40 Prozent liegt. Auch bei den 55- bis 64-Jährigen ist die Wechselbereitschaft mit 21 Prozent noch relativ hoch. Insgesamt sind Männer wechselwilliger als Frauen (36 Prozent bzw. 29 Prozent). Auch zwischen Managern und Arbeitnehmern in nicht-leitenden Funktionen zeigt sich ein klarer Unterschied: Bei den Managern liegt der Anteil der Wechselbereiten bei 47 Prozent, bei den anderen Arbeitnehmern dagegen nur bei 27 Prozent.

person holding black smartphone
Foto von Luis Villasmil

„Angesichts eines sich verstärkenden Wettbewerbs um Talente müssen diese Ergebnisse die Unternehmen aufhorchen lassen. Die Fluktuationsgefahr von wertvollen Talenten führt in einer immer komplexeren Unternehmensrealität zu ganz neuen Problemen hinsichtlich der Produktivität, der Profitabilität sowie des Engagements verbleibender Leistungsträger“, sagt Fridtjof Helemann, Vorsitzender der Geschäftsführung von Mercer in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Junge Arbeitnehmer sind am zufriedensten, aber auch am ehesten wechselbereit

Trotz der Wechselabsichten sind 71 Prozent der Arbeitnehmer mit ihrem Unternehmen insgesamt und 75 Prozent alles in allem mit ihrer Arbeit zufrieden. 58 Prozent sind stolz darauf, in ihrem Unternehmen zu arbeiten und 65 Prozent würden ihre Firma anderen als guten Arbeitgeber weiterempfehlen. Auffällig ist, dass gerade die Gruppe der bis 24-Jährigen, bei denen die Wechselbereitschaft am stärksten ausgeprägt ist, die größte Zufriedenheit zeigt. Helemann dazu: „Die nachwachsenden Generationen bringen einfach einen grundsätzlichen Entwicklungs- und Erlebnishunger mit. Die Vorstellung, ihr ganzes Berufsleben in ein und demselben Unternehmen zu verbringen, die bei ihren Eltern vielfach dem Ideal entsprach, passt nicht zu ihren Lebensentwürfen – sie wollen verschiedene Unternehmen und Kulturen kennenlernen.“

Identifizierung mit dem Unternehmen ist rückläufig

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass sich die Arbeitnehmer in Deutschland nicht ausreichend mit dem Unternehmen, für das sie arbeiten, identifizieren. Nur 55 Prozent fühlen sich ihrem Unternehmen sehr verpflichtet – das sind 30 Prozent weniger als im Jahr 2004. Rückläufig ist auch die Zahl derer, denen die Arbeit ein Gefühl von Selbstverwirklichung gibt. Der Anteil ist hier von 69 auf 58 Prozent gesunken. „Diese Zahlen verdeutlichen, dass sich die Beziehung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber derzeit auf einem kritischen Wendepunkt befindet: Motivierte Mitarbeiter sind gefragt wie nie und zugleich schwer zu bekommen. Dies zwingt die Unternehmen dazu, den Ursachen dieser Entwicklung auf den Grund zu gehen und geeignete Gegenmaßnahmen zu entwickeln“, erklärt Helemann.

Grundgehalt ist am wichtigsten

Im Rahmen der Studie wurden die Arbeitnehmer auch nach ihrem Gehalt befragt. Dabei zeigt sich, dass das Grundgehalt das wichtigste Element im Wertgefüge der Mitarbeiter ist. Immerhin die Hälfte der Arbeitnehmer (52 Prozent) ist mit dem Grundgehalt zufrieden. „Das bedeutet aber auch, dass fast die Hälfte der Mitarbeiter mit der fixen Vergütung nicht zufrieden ist. Viele Unternehmen setzen bei ihrer Vergütung auf Marktkonformität. Diese ist ohne Zweifel ein wichtiges Kriterium, aber vor dem Hintergrund der wachsenden Wechselbereitschaft muss man sich fragen, ob Konformität alleine heute noch ausreicht, um die Leistungsträger an das Unternehmen zu binden“, so die Einschätzung von Helemann.

Auf Rang zwei der wichtigsten Elemente im Wertgefüge von Arbeitnehmern in Deutschland folgt die Art der Arbeit. 82 Prozent der Befragten sind mit der Art der Arbeit, die sie verrichten, zufrieden.

Work-Life-Balance hat sich verbessert

Weitere wichtige Erkenntnisse liefern die Ergebnisse aus dem Themenkomplex Work-Life Balance. 61 Prozent der Befragten behaupten, dass sie in ihrem Job ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben halten können. „Dieser Wert hat sich im Vergleich zu 2004 deutlich verbessert und zwar um 12 Prozent – ein Ergebnis, das viele überraschen dürfte. Offenbar haben die Unternehmen hier Fortschritte erzielt. Dafür spricht auch ein anderes Ergebnis der Studie: 59 Prozent der Befragten geben an, die Möglichkeit flexibler Arbeitszeiten nutzen zu können“, sagt Helemann.

Arbeitnehmer bewerten heute viele Aspekte ihrer Arbeit positiver als 2004 Ein Vergleich der aktuellen Ergebnisse mit denen aus dem Jahr 2004, in dem die Studie zuletzt durchgeführt wurde, macht deutlich, dass deutsche Arbeitnehmer heute viele Aspekte ihrer Arbeitserfahrung deutlich besser bewerten. „Die Unternehmen haben in vielen Bereichen große Fortschritte gemacht Die Mitarbeiter-Loyalität hat jedoch in alarmierender Weise abgenommen und auch in puncto Engagement besteht Grund zur Sorge. Vor dem Hintergrund des sich weltweit zuspitzenden Fachkräftemangels und alternder Belegschaften sind Unternehmen nun gefordert, den Ursachen dieser Entwicklung auf den Grund zu gehen und geeignete Gegenmaßnahmen einzuleiten. Ein möglicher Erklärungsansatz dieser Gesamtentwicklung könnte in der mittlerweile hohen Standardisierung der HR-Instrumente liegen, die es immer schwieriger machen, den spezifischen Bedürfnissen von Mitarbeitergruppen gerecht zu werden“, so das Resümee von Helemann.

   Was Arbeitnehmern in Deutschland besonders wichtig ist:
  1. Grundgehalt
  2. Art der Arbeit
  3. Variable Vergütung
  4. Flexible Arbeitszeiten
  5. Für ein respektables Unternehmen arbeiten

Die zentralen Ergebnisse auf einen Blick:

  • 33 Prozent der Arbeitnehmer denken ernsthaft darüber nach, das Unternehmen zu verlassen.
  • 71 Prozent sind mit ihrem Unternehmen insgesamt zufrieden.
  • 75 Prozent sind alles in allem mit ihrer Arbeit zufrieden.
  • 58 Prozent sind stolz darauf, in ihrem Unternehmen zu arbeiten.
  • 65 Prozent würden ihre Firma anderen als guten Arbeitgeber weiterempfehlen.
  • 55 Prozent fühlen sich ihrem Unternehmen sehr verpflichtet.
  • 58 Prozent gibt ihre Arbeit ein Gefühl von Selbstverwirklichung.
  • 52 Prozent sind mit ihrem Grundgehalt zufrieden.
  • 61 Prozent können ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben halten.
  • 59 Prozent können das Angebot flexibler Arbeitszeiten nutzen.

Über die Studie

Im Rahmen der Mercer-Studie “What’s Working™” wurden im ersten Halbjahr 2011 rund 30.000 Mitarbeiter aus 17 verschiedenen Ländern, darunter über 2.000 Angestellte aus Deutschland, zu Aspekten des Mitarbeiterengagements befragt. Die Studie, die in diesem Umfang zuletzt 2004 durchgeführt wurde, umfasst über 100 Fragen zu arbeitsbezogenen Themen, wie zum Beispiel Gehalt, betriebliche Nebenleistungen und Karrieremöglichkeiten. Die Antworten spiegeln den Durchschnitt der Arbeitnehmer in Deutschland bezogen auf Alter, Geschlecht, Position und Branche wider.

Quelle: Pressemitteilung vom 24. Oktober 2011