Nicht nur in den Medien, auch innerhalb der Unternehmen – und oft von der Öffentlichkeit unbemerkt – scheint es schwierig, zwischen notwendigen Notizen und bürokratischen Auswüchsen zu unterscheiden. Die schnellen E-Mails mit ihren vielen cc-gesetzten Adressaten zeugen davon. Elektronisch abheften oder per Knopfdruck in den PC-Orkus werfen? Diese täglich tausendfach wiederkehrende Frage kostet immens viel Arbeitszeit. Außerdem ist es in so mancher Firma immer noch schwieriger ein Mousepad zu bestellen als einen Lieferantenrabatt zu verhandeln.

three people sitting in front of table laughing together
Foto von Brooke Cagle

Ein anderes Beispiel ist das Arbeiten nach Dienstvorschrift. Selbst in der freien Wirtschaft ist die Nine-to-Five- Mentalität anzutreffen. Und das nicht nur bei einfachen Mitarbeitern. Die machen es häufig genug ihren Managern nach, die nicht den Kunden sondern ihre zeitintensiven Hobbys im Blick haben.

Selbst Grundsätzliches wird verschleppt. Ein Beispiel: Die für mich selbstverständliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern sowie von Arbeitern und Angestellten wird bis heute immer wieder umgangen.

Als ich vor 50 Jahren die Unterschiede in dem Unternehmen, in dem ich für die Mitarbeiter als Personalmanager verantwortlich war, im Haustarifvertrag beseitigte, kämpften viele Krankenkassen dagegen an. Erst die Gründung einer eigenen Betriebskrankenkasse erleichterte die Reform. Im Aufsichtsrat waren die Vertreter der IG Metall dafür, die DAG-Vertreter anfangs dagegen. Doch durch die zeitgleich eingeführte analytische Arbeitsbewertung gab es bei den Entgelten dann tatsächlich keine geschlechtsbezogenen Unterschiede.

Warum aber unterscheiden die Behörden bis heute sogar bei kleinen Betrieben zum Beispiel bei kostspieligen Einrichtungen für menschliche Bedürfnisse zwischen den Geschlechtern. In vielen großen Unternehmen und Institutionen wie bei Bahnen und Flugzeugen dagegen nicht.

Würde man endlich einmal alle Gesetze, Verordnungen und Richtlinien, alle Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen auf den Bürokratie-Prüftisch stellen und streng-lebenspraktische Menschen auf den Richterstuhl setzen, dann gäbe es noch und noch Urteile, mit denen schildbürgernahe Normierungsstreiche ihr Ende fänden.

Und sicherlich würden langfristig viele Bürokraten-Arbeitsplätze überflüssig und die Tätigkeit mancher Beamten und Politiker unnötig. Es bleibt noch viel zu tun!

Quelle: PERSONAL - Heft 07-08/2009