person sitting near table holding newspaper
Foto von Adeolu Eletu

(7) So toll ist das Publikum nun auch wieder nicht …
Genug an Unternehmen gemäkelt, der Autor nimmt auch die Community aufs Korn. Facebook ist eine Bühnen für allerlei Selbstdarsteller, Freizeithelden und ganz viel Triviales aus dem Alltag. Jeder Post muss schnell gehen, Rechtschreibung interessiert hier die wenigsten. Gut ist, was gefällt. Auch Nicknames wie „Miss Sunshine“ oder „Reiner Em aus En“. Braucht man für all jene User wirklich eine Facebook-Seite?  


(8) Arbeitskampf-Posts gegen „Heile-Arbeitgeber-Welt“.
Manche Posts lassen sich gar nicht ignorieren und erfordern viel Fingerspitzengefühl. Der Autor präsentiert ein Beispiel von einer Siemens-Seite. Da meldet ein User der Community den Personalabbau deutschlandweit tausender Siemens-Mitarbeiter auf der Grundlage von Presseberichten; dazu gibt es allerlei Internas aus dem Berliner Gasturbinenwerk des Unternehmens. Der User unterstellt Siemens, Wein zu predigen und Wasser auszuschenken. Das quittiert das Siemens Jobs & Karriere-Team in einem folgenden Online-Disput mit Sprüchen wie „[…] wir nehmen nur einmal auf Deine drei – inhaltlich völlig gleichen – Mitteilungen Bezug. Wir finden es ziemlich „billig“ solche Post hier abzusetzen, mit Zahlen durch die Welt zu gehen die nicht verifiziert sind und dann noch auf die emotionale „Tränendrüse“ zu drücken […].“ Persönlicher Dialog ist gut, aber ohne Contenance schädlich. Ernsthafte Kommunikation sieht anders aus …

(9) Schalterzeiten auf Facebook?!
Echte Social Medianer sind dauernd online, weil es ihre Welt ist. Alle anderen – die per Job dazu verdonnert werden – können auch sagen, dass sie nur zu Bürozeiten auf Facebook aktiv sind.  Der Autor meint: Die Community wird es verstehen; abgerechnet mancher, die ohnehin unkoordiniert in Facebook herumgoogeln. Nebenbei ermuntert der Autor seine Leser dazu, der eigenen Facebook-Seite ein Impressum angedeihen zu lassen: „Es gibt ganze Industrien, die sich darauf spezialisiert haben, solche Facebookseiten-Betreiber abzumahnen, […] Wobei die Betreiber solcher Kanzleien natürlich nicht menschenwürdig sind. Das sind einfach nur geldgeile Schmarotzer, die mit der Unwissenheit anderer Schindluder treiben.“

Für Leser mit genügend Zeit geht´s hier zum vollständigen Bericht.

Für die Eiligen unter den HRM.de-Mitgliedern haben wir die wichtigsten Learnings aus dem Blog „Vergesst Facebook! Von Vertrauen, Feingefühl und der Interaktion auf Facebook-Karriereseiten“ zusammengestellt:


(1) Steiniger Bericht aus dem Glashaus.

Der Autor wurde von einem Konferenzveranstalter um einen Beitrag über Facebook-Karriereseiten gebeten, musste aber zugeben, selbst auf seinen eigenen Seiten auf dieser Plattform völlig untätig zu sein. Ihm tun es viele Unternehmen gleich, aus vielen Gründen: „[…] aufmerksame Besucher meiner Seite werden festgestellt haben, dass ich […] dort genau das mache, was so viele Unternehmen auf Facebook machen. Nämlich nichts. Und das seit Juni. Und vorher nur sporadisch. Also Business as usual quasi. Warum? Nun, das hat verschiedene Gründe: Facebooksättigungserscheinungen, Ressourcenprobleme, Priorisierung anderer Dinge. Also all das, wovon andere Facebookseitenbetreiber auch betroffen sind.“

(2) Sensationelle Facebook-Quoten?!

Dabei ist allem ersten Anschein nach ist das Thema Social Media – insbesondere Facebook – in den Personalabteilungen angekommen. Der Autor präsentiert sensationelle Zahlen: „Von kleinen unschuldigen 23 Seiten (mit gerade einmal 13.300 Fans) im Jahr 2010 sind wir innerhalb von drei Jahren auf über 340 Seiten (mit mehr als 1,8 Millionen (!) Fans – die sich allerdings zeitgleich auf mehreren Seiten tummeln) gewachsen.“

(3) Wer spricht denn da mit wem?

Der Leser ahnt es schon: Diese Zahlen könnten bedeuten, dass Facebook eine „wahre Goldgrube“ für Recruiter ist. Praktisch ist das nicht der Fall, denn Unternehmen wie Publikum agieren halbherzig. Der Autor ruft seinen Lesern also ins Gedächtnis: „Nicht Unternehmen kommunizieren, Menschen kommunizieren […] So wie im richtigen Leben. Nur halt über diese Plattform. […] Vertrauen und Relevanz sind die Währungen in Social Media! Lässt sich ohne Feingefühl, Empathie und Nähe Vertrauen aufbauen? Lässt sich ohne überzeugendes Engagement, ohne den Einsatz von Herzblut und Leidenschaft Vertrauen aufbauen? Lässt sich ein nachhaltiger Erfolg im Social Web (dort eingeschlossen Facebook) ohne Vertrauen und Relevanz erzielen? Wohl kaum. Der Erfolg in Social Media kommt nicht über Nacht!“ Anmerkung des Autors: Auch nicht durch Klickfabriken und Co. Simulation als Kommunikationsersatz ist Augenwischerei und führt zu wenig.

(10) Facebook-Seite bitte nur dann, wenn …
… „die Unternehmenskultur einen glaubhaften Auftritt möglich macht (das ist zum Beispiel nicht der Fall, wenn schon die interne Kommunikation nicht bei Ihnen klappt – wie soll es dann klappen, wenn man sich auch noch nach außen öffnen und dann tun muss, was man ohnehin nicht kann?“

… „das notwendige Know-how im Umgang mit Facebook vorhanden ist (es ist grob fahrlässig, jemanden damit zu betrauen, der sich nur wegen dieses Vorhabens dort angemeldet hat. Ebenso ist der Einsatz von Agenturen tabu, auch wenn die das Know-how mitbringen. Sie als authentischen Arbeitgeber darstellen, können die nicht.“

… „Inhalte spielen können, die Ihrer Zielgruppe einen Mehrwert (Betonung auf Mehrwert) bieten und Sie es verstehen, Ihre Zielgruppe abzuholen (heißt, Sie mir Ihrer Ansprache an der richtigen Stelle zu packen und für sich zu begeistern.“

… „ausreichend Ressourcen zur Verfügung haben: Personal, Zeit, Inhalt (Inhalte heißt nicht, die weichgespülten Meldungen Ihrer Website per Copy & Paste einzufügen, sondern regelmäßig relevanten Content bereitstellen zu können. Auch ist das “Bespaßen” der Community nicht innerhalb von 5 Minuten am Tag geleistet.“
    
(11) Der Social Media Quick Check
Der Kommentar des Autors: „Dieses Tool ermöglicht Ihnen eine erste Bestandsaufnahme und wird Ihnen im Zweifelsfall zeigen, dass erst noch so einige Hausaufgaben zu machen sind, bevor Sie als Personalmarketing-Verantwortlicher als Einzelkämpfer den Sprung ins bitterkalte Facebook-Wasser wagen (apropos Hausaufgabe. Bevor Sie sich auf Facebook stürzen, sollten Sie erst einmal selbige machen. Also erst mal die klassische Website pimpen und auch sonst schauen, ob wirklich alle Potenziale in der “klassischen” Kommunikation ausgeschöpft werden).“
 
(12) Tschüss Facebook – lasst die Mitarbeiter ran.
Angesichts der Abhängigkeiten, die Facebook zwischen sich und seinen Usern schafft sowie der eher undurchsichtigen Facebook-Algorithmen empfiehlt der Autor die Besinnung auf den guten alten Mitarbeiter-Blog. Wie ein solcher funktioniert, beschreibt er hier.



Fotocredit: Mario De Mattia (1) / www.pixelio.de
Fotocredit: Kigoo Images (2) /  www.pixelio.de
Fotocredit: Jerzy (3) /  www.pixelio.de
Fotocredit: Hartmut910 (4) / www.pixelio.de

 

(4) Ich sag Dir doch nicht, wer ich bin.
Kein Wunder also, dass Facebooker oft keinen Schimmer davon erhalten, mit wem sie es denn auf einer Karriereseite auf dem Portal zu tun haben. Der Autor kommentiert: „[…] auf 138 Seiten (Redaktionsanmerkung: auf Facebook) macht man sich gar nicht erst die Mühe. Wozu auch. Übrigens, abgesehen davon, dass viele Nutzer starke Vorbehalte gegenüber solchen Karriereseiten haben, so ist auch interessant zu sehen, warum. Vielen erscheint das Ganze einfach nur als wenig überzeugende Marketingmaßnahme (womit sie in den meisten Fällen durchaus Recht haben), andere halten Facebook nicht als das geeignete Medium, um mit Personalern in Kontakt zu treten (interessant auch, dass viele glauben, der böse Personaler könne dann das eigene Profil ausspionieren. Klar, kann er. Aber auch nur, wenn die Privatsphäre-Einstellung nicht angepasst wurde, […].“

(5) Siezen oder freundeln – dazwischen herrscht Grauzone.
Unter dieser missmutigen Kommunikationskultur leidet denn auch die Ansprache. Der Autor stellt die Best-off-Fälle zusammen: Deutsche Bank, Boston Consulting und andere sperren ihre Wall für Userposts. Und während einige Firmen trotz Communityleben auf Facebook beim trockenen „Sie“ bleiben, schicken wiederum andere Unternehmen die Ansprache „Freunde“ an jedes Antwort-Posting.  Der Autor meint: „Mal kann man das mit Sicherheit machen. Aber jedes Mal? FREUNDE. Ich bitte Sie!“

(6) Wer will denn überhaupt schon reden?

Dialog auf Facebook? Der Autor winkt ab: „Überbewertet!“ Und legt den Reaktionszeiten der Unternehmen – bezogen auf Useranfragen - die Stoppuhr an. Sein Fazit: „Im Schnitt werden diese innerhalb von 26 Stunden beantwortet. Das an sich ist okay. Gemäß verschiedener Aussagen werden Antworten innerhalb von 24 Stunden erwartet. Wir liegen also nur knapp darüber. Schaut man sich das Ganze aber mal im Detail an, so wird auch hier offenbar, dass echter Dialog auf Facebook mühsam ist. Zwar erfolgen auf 18 Karriereseiten die Antworten innerhalb von einer Stunde und auf 82 Seiten innerhalb 24 Stunden. Nichtsdestotrotz dauert es auf 20 Seiten auch deutlich länger, unter Umständen auch schon mal 10 Tage. Von Dialog kann da bei aller Liebe und mit allen Augen (inklusive der Hühner-) nicht die Rede sein.“