Mit Abschied von der Top-Down-Kultur“ hat Andreas Lukas nun ein weiteres Werk vorgelegt, das in die Rubrik „Handbuch Unternehmensführung“ passt. Es ist jedoch gleichzeitig ein Denkanstoß, und damit vielleicht in seiner Wirkung wesentlich effektiver. Handbücher gibt es genug, oft fehlt jedoch die Zeit zur Umsetzung. Um sich die Zeit nehmen zu wollen, bedarf es deshalb zuerst einer Einsicht, dass Veränderungen notwendig sind.
Andreas Lukas lenkt den Blick auf die menschliche Arbeitskraft als Unternehmensvermögen statt sie als Kostenfaktor zu betrachten. Menschlichkeit und Wirtschaftlichkeit sind in der Ökonomie der Zukunft keine Gegensätze mehr. Jede/r Personalberater/in weiß, dass der Mitarbeiter als Mensch über mehr als 200 verschiedene Fähigkeiten und Talente verfügt, von denen sie/er aber nur einen Bruchteil abfragt und einsetzt.
Bei kirchlichen Arbeitgebern steht der Faktor Menschlichkeit schon immer an erster Stelle, auf Gemeindeebene sorgen flache Hierarchien für die hohe Motivation der haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden. Seit sich auch bei den Kirchen Controller und Unternehmensberater die Klinke in die Hand geben, ist die BSC (Balanced Scorecard) das Instrument, um eben genau diesem Faktor Rechnung zu tragen. Doch Lukas bezieht sich mit seinen Ausführungen vor allem auf die freie Wirtschaft: Dort müsse wieder eine Einheit zwischen Wirtschaft und Gesellschaft entstehen. Er nimmt in diesem Zusammenhang auch Bezug auf die jüngsten politischen Ereignisse in Fukushima und im arabischen Raum.
Am Ende des Buches liefert der Autor nicht nur eine Antwort auf die Frage, wie Unternehmen Veränderungsprozesse umsetzen können, sondern auch darauf, unter welchen Umständen der Mensch zu diesen Veränderungen bereit ist. Er benennt die Krise als Motor der Veränderung. Ein Therapeut würde sagen, dass der Leidensdruck erst groß genug sein müsse – und da hat jeder seine persönliche Sollbruchstelle.
Ob Lukas die demografische Entwicklung mit einer bis ins hohe Alter sehr aktiven Bevölkerung richtig einschätzt, kann der Leser durchaus bezweifeln. Diese Mär stammt aus demselben Märchenbuch, in dem stets der Fachkräftemangel beschworen wird. Wäre die Wirtschaft bereit, die Fachkräfte angemessen zu bezahlen, gäbe es diesen Mangel auch nicht. Sein Fazit ist die Notwendigkeit, dass sich Beschäftigte in Unternehmen stärker vernetzen und alle Menschen und Dinge zusammenwirken müssen. Ein Blick in die Bibel kann diese These durchaus untermauern.
Wer das Buch „Abschied von der Top-Down-Kultur“ liest, dem wird (vielleicht auch mal wieder) bewusst: Wir brauchen eine neue Kultur des Miteinanders in den Führungsetagen und wir brauchen neue Führungspersönlichkeiten – nicht die mit dem größten Fachwissen, nicht die mit dem größten Ego oder Durchsetzungsvermögen, sondern die mit dem größten EQ. Wir brauchen Menschen als Führungskräfte, die fördern und unterstützen können und die die innere Umstellung ins Informationszeitalter bereits vollzogen haben. Es ist möglich, dass wir auch dafür erst eine Quote brauchen, es könnte aber auch die Lektüre dieses Buches ausreihend sein.
Praktischer Nutzwert | * * * * * |
Lesbarkeit/Schreibstil | * * * * * |
Verständlichkeit | * * * * * |
Gliederung/Übersichtlichkeit | * * * * * |
Meine persönliche Empfehlung für Personalverantwortliche | * * * * * |
Abschied von der Top-Down-Kultur
Verantwortungsbewusst führen, besser miteinander umgehen
Von Andreas Lukas
204 Seiten, 34,95 Euro
Gabler Verlag 2011
ISBN: 978-3-8349-3186-3