Die alt gediente Deutsche Gesellschaft für Personalführung (DGFP) hat nach wie vor gerüttelte Finanzprobleme. Im Haushaltsbudget des Vereines waren im Frühjahr 2015 Löcher aufgetaucht, die ihn schwer belasten und von denen Insider und Fachmedien berichteten, sie seien vor allem durch Misserfolge der DGFP-Akademie und im Kongressgeschäft der DGFP aufgerissen. Die Gründe für diese Misserfolge liegen zum Teil in der Entwicklung der HR-Szene. Einem Bericht des Personalmagazins vom 06. Mai 2015 zufolge entstand der DGFP nämlich eine starke Konkurrenz durch den Kongress des Bundesverbandes der Personalmanager (BPM); dieser Verband war von einigen Personalmanager rund um Joachim Sauer initiiert worden und konnte in der HR-Szene  bislang mit starker Medienpräsenz, Mitbestimmung ihrer Mitglieder bei Verbandsagenden und Frische punkten.

Nicht nur der BPM setzte der DGFP zu; in den letzten Jahren entstanden zahlreiche quirlige HR-Initiativen, in denen wortgewaltige, starke und gut vernetzte HR-Persönlichkeiten wie Thomas Sattelberger für Change im bundesdeutschen Arbeitsmarkt trommeln. Da wird nicht immer nur Geld verdient; da geht es vor allem um Einfluss in Politik und Gesellschaft. Es geht um eine Neupositionierung von HR, um das Austesten neuer Beschäftigungsformen und Konzepte; zu Neudeutsch: Das Konzept aller Initiativen lautet „Work in progress“.

Namentlich sind folgende größere Organisationen und Netzwerke (anbieterunabhängig) in Deutschland aktiv:

>Das Demographie Netzwerk e.V. (ddn) | www.demographie-netzwerk.de
>Gesellschaft für Wissensmanagement e.V. (GfWM) | www.gfwm.de
>Goinger Kreis – Initiative Zukunft Personal & Beschäftigung e.V. | www.goinger-kreis.de
>Initiative „Wege zur Selbst-GmbH“ e.V. | www.selbst-gmbh.de
>HR Alliance | www.hr-alliance.eu
>HR Roundtable | www.hr-roundtable.de
>HRM.de | www.hrm.de
>HR-Netzwerk | www.hr-netzwerk.de
>Bundesverbandes der Personalmanager | www.bpm.de
>HRnetworx |
www.hrnetworx.info
>personal-treff.de | www.personal-treff.de

Die stattliche Netzwerk-Landschaft zeigt, dass für viele Vereine und Initiativen mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten in Deutschland Platz ist. Abgesehen von den ein oder anderen persönlichen Differenzen gab es bislang keine großen Konfrontationen zwischen den Parteien. Das mag daran liegen, dass die Aktiven der Szene eine konstruktive Kommunikation pflegen; statt Streitkultur bevorzugt man Konsens-Kultur. Ob das der Thementiefe der diskutierten Schwerpunkte immer so zuträglich ist, mag dahin gestellt sein.

Jedenfalls ist es nicht wunderlich, dass sich nun am 3. Juli sechs der Player zur so genannten „ZukunftsAllianz Arbeit & Gesellschaft“ (ZAAG) in Frankfurt in einer Initiative zusammengeschlossen haben. Damit nehmen das ddn, die Selbst-GmbH, die HR Alliance, der Goinger Kreis und die GfWM auch die DGFP in ihre Mitte, welche davon profitieren dürfte. Immerhin stellt sich für sie die Frage, wie ihr mehr Kooperationspartnerschaften, Mitgliederpartizipation und Orientierung hin auf Zukunftsthemen kostengünstig gelingen können.

Zu den sechs Vereinen kommen bei der ZAAG zudem Repräsentanten von Schul- und Sozialunternehmer-Initiativen sowie Institutionen zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements. Als Gründungsvorsitzender wurde der ehemalige Personalvorstand der Telekom AG, Thomas Sattelberger, gewählt.

Der ZAAG-Anspruch ist der Pressemitteilung der Initiative zufolge ein politischer. In der Aussendung heißt es: „Wichtige Initiativen und Akteure einer am Menschen orientierten Zukunft von Arbeit und Gesellschaft sprechen in Deutschland künftig mit einer Stimme: Die ZAAG ist die erste cross-sektorale Plattform von Akteuren der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und der Bildung.“ Die Gestaltung der Rahmenbedingungen für das Leben und Arbeiten in der Moderne lasse die Grenzen zwischen Unternehmen, Politik und Zivilgesellschaft stärker ineinander fließen. Fortschritt in den Systemen Arbeit und Gesellschaft könnten daher nur durch eine Allianz aller Akteure und vor allem im Verbund mit Initiativen in allen kommunizierenden gesellschaftlichen Bereichen erreicht werden. Die ZAAG will all dies leisten. Ihre Agenda liest sich wie das Grünbuch der Bundesregierung – es dürfte daher wohl wenig Reibung mit Berlin entstehen:

> Verantwortliche (Unternehmens-) Führung
> Zukunft von Bildung, Wissenserwerb und Wissensaustausch,
> Individualisierung und Vielfalt der Gesellschaft,
> Demografischer Wandel, Generationen-Fairness und Einwanderung
> Zukunftsfähigkeit durch Transformation und Innovation

Es bleibt abzuwarten, wie der BPM auf diese Formation reagiert. Spannend dürfte auch sein, inwieweit die ZAAG in einigen Fragen auf Konfrontationskurs mit Berlin geht und Eigenständigkeit entwickelt. 

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Foto von Headway