Die Wirtschaft boomt, die Mittelschicht wächst und mit ihr der Wohlstand in dem 142 Mio. Einwohner großen Land, das so gute Entwicklungschancen bietet wie kaum ein anderes.

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Foto von Dose Media

Moskau, das Manhattan des 21. Jahrhunderts

Russlands Wirtschaft wuchs 2007 um 8,1 %, in Moskau gar um 20 %. Zu den aufstrebenden Zentren gehören auch St. Petersburg, die Wolga-Region und Jekaterinburg. Die Arbeitslosigkeit sinkt von Jahr zu Jahr, der Lebensstandard steigt, immer stärker bildet sich eine kaufkräftige Mittelschicht heraus: Die Einkommen sind in den letzten 6 Jahren real um über 12 % per anno gestiegen, und auch für die Zukunft erwartet man Steigerungen um 10 %. Laut GfK
legte die Kaufkraft 2007 landesweit um ca. 15 % zu, die Verbraucherstimmung ist ausgesprochen positiv: 40 % der Russen glauben, ihre finanzielle Situation wird sich weiter verbessern. Entsprechend optimistisch sind die Einzelhandelsprognosen: 2008 rechnet man mit einem Umsatzplus von 11 % auf 500 Mrd. Dollar (2009: 570 Mrd., 2010: 630 Mrd. Dollar). Nach Studien von ACNielsen wird Russland 2025 der größte Verbrauchermarkt Europas sein.

Retail-Giganten gehen von Milliardenumsätzen aus

Vor allem Moskau baut seine Bedeutung als Hotspot aus. Derzeit entsteht mit dem Moscow International Business Center ein völlig neuer Business-Distrikt, der westliche Dimensionen sprengt. Mit 12 Billionen Dollar ist es das größte Investitions- und Bauprojekt in Europa. Der 100
Hektar große Komplex soll bis 2010 fertig gestellt werden; er vereint erstmals in Osteuropa Business-Aktivitäten, Wohnraum, Shopping-Mall und Entertainment an einem Ort. Damit wird der Metropolen-Effekt potenziert und wirkt immer mehr über die Grenzen der Stadt hinaus.

Die Globalisierung der russischen Konsumseele

Dank kräftiger Einkommenszuwächse und zunehmender Beliebtheit von Verbraucherkrediten sind die Russen ungewöhnlich konsumfreudig. In Moskau eröffnen wöchentlich neue Shopping-Malls. Immer mehr Big-Player realisieren die Chancen. Metro ist längst mit Media-Markt, Saturn sowie Real in Russland vertreten und erlöste dort letztes Jahr 3 Mrd. Euro. Der Otto-Konzern eröffnete jüngst ein Logistikzentrum und kämpft mit dem Konkurrenten Quelle um die Aufteilung des russischen Versandhandelsmarktes, dem man 30 bis 40 % Wachstum pro Jahr zutraut. 320 Mio. Euro Umsatz 2012 ist das Ziel von Otto; Quelle rechnet gar mit einem Anstieg von derzeit 180 Mio. auf 1 Mrd. Euro bis 2013. Die französische Supermarktkette Carrefour eröffnet in diesem Jahr 2 Hypermärkte in Moskau. Karstadt plant Premium Warenhäuser nach dem Vorbild des Berliner KaDeWe. Und auch Wal-Mart hat inzwischen konkrete Pläne für den Markteintritt.

Neue Konsumkultur: Von „Geiz ist geil“ zum anspruchsvollen Kunden

Ein Trend ist unübersehbar: Alexander Demidov, Geschäftsführer
der GfK RUS, sieht einen wichtigen Mentalitätswandel russischer Konsumenten. Sie suchen nicht mehr nur nach dem günstigsten Preis, sondern auch nach moderner Shopping-Atmosphäre und gutem Service. Die Qualität von Produkten wird immer wichtiger, weiß
Demidov, und Zeit ist zum Konsumfaktor Nummer 1 geworden: „Immer mehr Leute wollen alles an einem Ort kaufen, der Absatz von Convenience-Produkten steigt überproportional. Kurz gesagt: Der russische Konsument ist in der letzten Zeit anspruchsvoller, wählerischer, dynamischer geworden, er ist besser informiert und orientiert sich stärker am Marken-Image und Service.“

Einheimische Webseiten schlagen Google

Auch der Megatrend Connectivity und neueste Web-Trends gehen an der westlich orientierten Gesellschaft nicht vorbei. Längst haben Russlands CommuniTeens ihre eigenen Social-Networking-Portale à la Facebook und StudiVZ. V Kontakte und Odnoklassniki.ru („Mitschüler“) zählen zu den Top 5 der beliebtesten Websites in Russland (sie werden öfter besucht als Google). 15 Mio. User nutzen Odnoklassniki.ru, davon 5 Mio. täglich, und jeden Tag kommen 100.000 neue hinzu. Allein im 1. Quartal 2008 hat das Unternehmen 3,3 Mio. Dollar Werbeeinnahmen erzielt, bis Ende des Jahres werden es voraussichtlich 30 Mio. Dollar sein.

Quelle: www.zukunftsletter.de