Work-Life-Balance

group of people sitting beside rectangular wooden table with laptops
Foto von Christina @ wocintechchat.com

Die Studie bestätigte die Ergebnisse einer weiteren Studie, an der die Universität Wien in einem internationalen Forschungskonsortium mitgewirkt habe, so Bernhard Kittel, Vizedekan für Forschung am Instituts für Wirtschaftssoziologie. Danach würden bei den 18- bis 35-jährigen hierzulande andere Lebensbereiche gegenüber der Arbeit an Bedeutung gewinnen. Ähnliche Entwicklungen ließen sich in Ländern wie Tschechien oder der Schweiz beobachten. In anderen Ländern sei die Gemengelage anders. Doch gerade die jungen Österreicherinnen und Österreicher würden dem Privatleben einen zunehmend hohen Stellenwert beimessen.

Der damit verbundene Wunsch nach einer besseren Work-Life-Balance wurde auf der Veranstaltung durchaus kontrovers diskutiert. „Ich bin selbstständig und kann aus Erfahrung sagen, dass sich ein neues Geschäfts nur mit sehr viel Arbeitseinsatz aufbauen lässt“, so ein Besucher aus dem Plenum. Und auch im Angestelltenverhältnis könne es „durchaus eine wertvolle Erfahrung sein, in einem Projekt an seine Grenzen zu gehen“, ergänzte Berater Christian Mayhofer.

Die „Was ich aus den Gesprächen mit den Studierenden heraushöre, ist, dass es eine Gegenbewegung gibt zu der Vorgängergeneration, die noch viel stärker auf ihre Karriere fixiert war“, kommentierte Culen. „Sie wollen zum Beispiel vielfach wieder früher Kinder bekommen und nicht Eltern sein, die nie Zeit haben.“ Auch in der Beraterbranche, die für ihre langen Arbeitszeiten bekannt ist, sei dieser Wandel spürbar, betont Hull. „Gut ein Viertel meines Teams arbeitet Teilzeit. Das braucht eine gute Planung, aber wir sehen auch, dass Aufgaben teilweise sogar schneller erledigt werden“. In anderen Abteilungen werde aus ihrer Sicht früher oder später ein Umdenken erforderlich sein, so die Personalexpertin. „Es gibt einen starken Wunsch nach mehr Flexibilität“.

Studie „Future World of Work, Teil 2“

Wie gut die Unternehmen in Österreich auf diese Erwartungshaltungen vorbereitet sind, untersucht nun der zweite Teil der Studie „Future World of Work“, den der Studierende Max Seybold von der Universität Wien betreut. Er erhebt in den nächsten Monaten die Strukturen, Arbeitsumgebungen und Unternehmenskulturen von Arbeitgebern, um festzustellen, wo diese mit den Bedürfnissen der Millennials übereinstimmen, welche Unterschiede es gibt – und welche Gründe diese Diskrepanzen haben. Interessierte Unternehmen sind eingeladen, an der Studie teilzunehmen.

Webtipp

Link zur Studie: http://bit.ly/future-world-of-work

Vorausgegangen war die Präsentation der Studie „Future World of Work“ der Absolventin Veronika Keuschnigg. Sie hatte für ihre Masterarbeit in einer Peer-to-Peer-Studie die Erwartungen der 20- bis 30-Jährigen an die Arbeitswelt untersucht. Dabei kam sie teilweise zu überraschenden Ergebnissen: Ihrer Studie zufolge wünschen sich viele der befragten Studierenden und Absolventen einen sicheren Job, der gerne auch Routinetätigkeiten beinhalten sollte. Sie wollen Entwicklungsmöglichkeiten, aber keine allzu großen Herausforderungen. Gefragt sei Eigenverantwortung, aber in einem sehr klaren und sicheren Rahmen.

Sicherheit und Feedback

Dementsprechend sollte auch die Führung Sicherheit geben. „Feedback ist sehr gefragt, Mentoring erwünscht“, betonte Keuschnigg. Auffällig sei auch, dass sich die Wertigkeit von Arbeit verändert – und ein starker Wunsch da sei, Job und Freizeit voneinander abzugrenzen. „Da die Arbeitswelt zunehmend unsicher erscheint, wächst der Wunsch nach einem Rückzugsbereich, der Sicherheit und Stabilität vermittelt“, erklärte sich Rudolf Vetschera, Professor für Betriebswirtschaftslehre, diese Resultate. „Die Studie ist zwar nicht repräsentativ, sie lässt aber deutliche Muster und Richtungen erkennen, die wir weiter erforschen können“, so der Universitätsprofessor, der die Masterarbeit betreute.

Angestoßen wurde die Erhebung von Beraterin Culen, die Gastdozentin an der Universität Wien ist. „Die Idee kam mir bei einer dieser New-Work-Konferenzen in Berlin, auf denen hippe Menschen ab 40 darüber sprechen, was die Millenials wollen und brauchen“, erzählte die Beraterin. „Ich habe mich gedacht, das ist ja absurd – wir projizieren unsere Vorstellungen auf die nächste Generation. Aber niemand spricht mit ihnen direkt und fragt sie, was sie wollen und brauchen.“ Daher initiierte sie in einem Seminar an der Universität mit der Masterstudierenden Veronika Keuschnigg eine Studie, bei der Studierende andere Studierende über ihre Vorstellungen von der Arbeitswelt befragten.

Führung im Wandel

Die Ergebnisse legen aus ihrer Sicht nahe, dass die Nachwuchskräfte eher mehr als weniger Führung brauchen. Doch die Art der Führung müsse sich ändern: „Diese Friss-oder-stirb-Mentalität, die früher vorherrschte, funktioniert heute sicher nicht mehr“, so Culen. „Führung heißt heute vielmehr, Menschen begleiten, ihnen Zuversicht geben und ihren Selbstwert zu stärken.“  Das konnte Liz Hull, Human Capital Leader Austria bei PwC, mit Blick auf ihre Praxis bestätigen: „Ich glaube an einen kollaborativen Führungsstil und eher flache Hierarchien. Eine gute Vertrauensbasis ist sehr wichtig, aber auch Klarheit – zum Beispiel darüber, wer welche Entscheidungen trifft und welche Regeln einzuhalten sind.“ Dieser Rahmen gebe Sicherheit – gerade für Nachwuchskräfte.