Das Internet hat sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt. Computer sind leistungsfähiger geworden und die Kosten für einen Internetzugang sind geringer als früher. Webbasierte E-Mail-Clients bieten eine Alternative zu Desktop-Anwendungen. Das Internet ist damit überall mit der persönlichen Einstellung verfügbar. Doch weniger die technische Neuerung als vielmehr die soziale Weiterentwicklung des Internet steht beim Web 2.0 im Vordergrund. Weblogs (kurz Blogs), Podcasts, Wikis, Social Networks und Co. haben ein wichtiges Merkmal gemeinsam: Statt Inhalte nur zu konsumieren, kann der User selbst agieren. Je nach Interesse erlauben es diese Anwendungen im Internet, Menschen gezielt aufgrund ihrer Interessen zu kontaktieren.

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Foto von AllGo – An App For Plus Size People

E-Learning 2.0

Das Lernen mit elektronischen Medien wird seit rund zehn Jahren als E-Learning bezeichnet. In Anlehnung an Web 2.0 taucht nun häufig der Begriff E-Learning 2.0 auf. Gemeint ist, dass der User zum Autor wird und die Grenze zwischen lokaler und entfernter Datenhaltung und – verarbeitung verschwindet. Eine Trennung von Experten und Lernern existiert mit Web 2.0 nicht mehr. Die Lerner bringen selbst ihr Wissen aktiv ein. Lernresultate stehen nicht von vornherein fest, da die Inhalte erst situationsbezogen entstehen und Weiterbildung in Form von Netzwerkbildung stattfindet. In Foren und Blogs profitiert jeder User vom Wissen der anderen.

E-Learning 2.0 sollte in Unternehmen allerdings nicht ohne ein entsprechendes didaktisches Konzept eingeführt werden. Zum einen kann die neue Herangehensweise bei weniger internetaffinen Mitarbeitern auf Ängste und Widerstände stoßen. Zum anderen ist insgesamt ein völlig freier Umgang mit den Systemen nicht sinnvoll. Es gilt, das Gleichgewicht zwischen Coaching durch die Lernbegleiter und Eigenverantwortung der Lerner zu finden.

Dank der einfachen Technik der Web 2.0-Anwendungen können auch Mitarbeitern ohne HTML-Kenntnisse Inhalte veröffentlichen. Für Weblogs gibt es inhaltlich wenig Vorgaben, so dass der Nutzer keine besonderen Stilkenntnisse mitbringen muss. Anders sieht das bei Podcasts aus: Die sprachliche und inhaltliche Qualität entscheidet, ob die Inhalte den gewünschten Lernzweck erfüllen.

Mitarbeiter können die Audiobeiträge über RSS-Feeds nach Wunsch beziehen. Wer die Beiträge auf diese Weise abonniert, erhält regelmäßig neue Folgen. Wenn Podcasts zu Lernzwecken eingesetzt werden sollen, ist aktives Zuhören gefragt. Für Leerzeiten auf Reisen oder beim Warten auf einen Termin sind sie beliebte Lückenfüller. Lernen mit Podcasts bietet sich vor allem für Tätigkeiten mit starkem Kommunikationsmoment an, beispielsweise beim auditiven Training für Call-Center, www.callcenter-podcast.de

Was Unternehmen bei der Weiterbildung vermieden sollten, ist bei der Unternehmenskommunikation durchaus sinnvoll. Intern kann der Aufwand für Podcasts gering bleiben, da er der knappen Informationsaufnahme dient. Wenn jemand bei einer Veranstaltung nicht anwesend sein kann, lauscht er dem Meeting unabhängig vom Ort zu einer anderen Zeit.

Interne Unternehmenskommunikation mit Web 2.0

Zwischen den Zeilen von Blogbeiträgen erfahren Personalentwickler manchmal mehr über die Stärken und Schwächen der Mitarbeiter als im direkten Gespräch. Neben „hard Facts“ können die Mitarbeiter auch Informationen über private Ereignisse und unterhaltsame Neuigkeiten einstreuen. Kollegen lernen sich von einer neuen Seite kennen, was zu einem gesteigerten Wir-Gefühl und Teamgeist beitragen kann. Hinzu kommt, dass einzelne Projekte in anderen Bereichen einer Firma bekannter werden.

Kollegialität fördert vor allem auch die Zusatzfunktion von Blogs, einen Kommentar abzugeben. Bei Problemen können die richtigen Experten helfen. Weiterer Vorteil: Es entsteht ein klares Stimmungsbild, auf das die Führungskräfte gegebenenfalls reagieren können. Nicht zu übersehen ist auch die Tatsache, dass Mitarbeiter ihre Aufgaben stärker reflektieren, wenn sie sie sprachlich fixieren. Der Blick hinter die Kulissen einer Projektplanung kann auch neue Erkenntnisse liefern, wie Mitarbeiter besser eingesetzt werden können oder wie sich Arbeitsergebnisse alternativ einsetzen lassen.

Ein Problem beim Einsatz von Blogs für die Unternehmenskommunikation stellt allerdings der zeitliche Aufwand dar. Zumeist sind die Mitarbeiter voll ausgelastet, wenn sie ihre Arbeitsvorgaben erfüllen wollen. Damit sie tatsächlich ihre knappe Zeit in das Schreiben von Blogs investieren, ist es sinnvoll, Anreize zu schaffen oder die Zielvorgaben entsprechend zu formulieren. Eine andere Schwierigkeit besteht darin, dass Mitarbeiter immer nur so viel von sich preisgeben, wie es die Unternehmenskultur zulässt. Das kann sich als Hemmschuh für die Einführung von Web 2.0 in Unternehmen herausstellen. Wer damit rechnen muss, dass seine ehrlichen Aussagen Sanktionen im Arbeitsumfeld zur Folge haben, wird sich zukünftig zurückhalten.

Die chronologische Auflistung in Blogs erlaubt es Unternehmen, Prozesse und Verläufe von Projekten chronologisch darzustellen. Mit der Kommentarfunktion sind Blogs ein passendes Instrument zur Wissenskommunikation. Geht es darum Wissen zu dokumentieren, sind Wikis besser geeignet, da sie Dokumente strukturieren.

Wissensmanagement

Keiner weiß so viel wie alle – das zeigt der Publikumsjoker von „Wer wird Millionär“: Tippt einer daneben, gleicht den Fehler ein anderer wieder aus. Dass die Masse als Korrektiv wirkt, ist so umstritten wie erfolgreich: Das Online-Wörterbuchs Wikipedia mach sich diesen Aspekt zu Nutzen. Doch auch in Unternehmen hält das Prinzip der Schwarmintelligenz durch Wikis Einzug: beim Wissensmanagement.

Heute verwalten Unternehmen ihre Informationen noch überwiegend in anonymen Wissensdatenbanken. Intranets und Dateiablagen orientieren sich häufig an Organigrammen und Wissen geben die Mitarbeiter untereinander nach einem hierarchischen Prinzip weiter. Dabei sind Organisationseinheiten wie Bereiche oder Abteilungen abgeschirmte Wissensinseln mit komplizierten Schnittstellen.

Mit dem Web 2.0 können sie Inhalte über Social Networks austauschen und generieren. In einem Firmenwiki haben Mitarbeiter die Möglichkeit, ihre Inhalte leicht zu kategorisieren und mit anderen Beiträgen zu verknüpfen. Außerdem zeigen gängige Wikis verschiedene Versionen eines Dokuments an. So können die Mitarbeiter erkennen, wer Änderungen vorgenommen hat und notfalls alte Versionen wieder aktivieren. Über RSS-Feeds führen die Mitarbeiter Informationen aus unterschiedlichen Quellen zusammen und vernetzen Wissen und Autoren.

Jeder Mitarbeiter trägt mit seinen Einträgen und Korrekturen einen Teil zum großen Ganzen des Systems bei. Im Web 2.0 ist nicht derjenige ein guter Wissensmanager, der alles weiß, sondern der, der die richtigen Fragen stellt und die richtigen Personen kennt.

Unternehmenskultur und Web 2.0

Die technische Infrastruktur einer Firma ist oft ein Hinweis auf deren Unternehmenskultur. Der Einsatz von Web 2.0 Anwendungen erfordert deshalb von Firmen, die bisher klassische Ordnungsprinzipien zur Wissensverwaltung eingesetzt haben, ein Umdenken in Bezug auf die Bedeutung von Wissen: Solange demjenigen, der Wissen für sich behält, mehr Kompetenz zugeschrieben wird als dem, der Informationen gerne weitergibt, bleibt der Austausch und die Interaktion im Unternehmen begrenzt. Nur wenn der Arbeitgeber das nötige Vertrauen in seine Arbeitnehmer entwickelt, kann er von den Chancen des Web 2.0 profitieren.