Generative KI, einschließlich Tools wie ChatGPT, bietet einen potenziell transformativen Ansatz für Assessments und Entwicklung von Talenten. Sie eröffnet unbegrenzte Anwendungsmöglichkeiten. Es gibt mehrere Ansätze, wie HR-Experten KI gezielt einsetzen können, um Auswahl- und Entwicklungsprozesse zu optimieren – aber immer in Verbindung mit menschlicher Aufsicht. In diesem Artikel stellen wir Zentrale Überlegungen und Praxisbeispiele für den Einsatz generativer KI im Talentmanagement vor.
Ist ChatGPT generative KI?
Die Begriffe rund um Künstliche Intelligenz sind derzeit allgegenwärtig – manche Technologien nutzen wir schon seit Jahren, andere sind neu auf dem Markt. ChatGPT ist ein Beispiel für generative KI. Auch wenn dieser Begriff für viele neu klingt, gibt es generative KI bereits seit mehreren Jahrzehnten.
In früheren Beiträgen auf unserem Talogy Blog haben wir die Auswirkungen von ChatGPT aus zwei Perspektiven beleuchtet. Zum einen haben wir zentrale Kompetenzen vorgestellt, die Mitarbeitende künftig benötigen, um das Potenzial von generativer KI, wie ChatGPT, zu nutzen. Diese Erkenntnisse knüpfen an frühere Studien zur Zukunft der Arbeit an, in denen wir auf die wachsende Bedeutung von kritischem Denken, digitaler Kompetenz, Lernagilität und Veränderungsbereitschaft hingewiesen haben. Zum anderen haben wir mögliche Risiken thematisiert, etwa dass Kandidaten ChatGPT oder andere KI-gestützte Chatbots nutzen könnten, um bei Assessments zu täuschen. Das unterstreicht, wie wichtig es ist, für hohe Test-Sicherheit zu sorgen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um Missbrauch zu verhindern – gerade im Zeitalter von KI.
Dank benutzerfreundlicher, sprachbasierter Schnittstellen wie ChatGPT ist generative KI heute leichter zugänglich als je zuvor. Immer häufiger nutzen Fach- und Führungskräfte im Personalwesen diese Technologie im Talentmanagement, um ihre täglichen Aufgaben effizienter und wirkungsvoller zu gestalten.
Der Einsatz von generativer KI in der Talentbewertung und -entwicklung
Wie bei anderen bedeutenden technologischen Fortschritten der vergangenen Jahre sollte auch beim Einsatz von generativer KI der Fokus darauf liegen, wo diese Technologie einen klaren Mehrwert gegenüber bestehenden Ansätzen bietet – und nicht darauf, sie nur der Technologie wegen einzusetzen.
Um den sinnvollen Einsatz von generativer KI in der Personalauswahl und -entwicklung besser zu verstehen, sind folgende sechs zentrale Fragestellungen zu berücksichtigen:
- Produktivität – Erhöht der Einsatz die Effizienz bei bestimmten Aufgaben im Assessment oder Entwicklung und spart wertvolle Zeit?
- Skalierbarkeit – Ermöglicht der Einsatz, bestimmte Verfahren oder Aufgaben in deutlich größerem Umfang umzusetzen als mit bisherigen Methoden?
- Konsistenz – Trägt der Einsatz dazu bei, die Zuverlässigkeit und Konsistenz von Assessments zu verbessern?
- Genauigkeit – Verbessert der Einsatz die Präzision bei der Messung von Kompetenzen oder Potenzialen im Rahmen von Assessments?
- Fairness – Führt der Einsatz zu gerechteren Ergebnissen, reduziert mögliche Verzerrungen (Bias) und erhöht den Zugang für diverse Zielgruppen?
- Engagement – Steigert der Einsatz die Beteiligung und das Engagement von Kandidaten im Auswahlprozess oder von Mitarbeitenden in Entwicklungsmaßnahmen?
Diese Fragen sollten stets berücksichtigt werden. Gleichzeitig ist es wichtig, mögliche negative Auswirkungen zu bedenken und zu bewerten – beispielsweise, ob durch den Einsatz von generativer KI Verzerrungen (Bias) entstehen könnten. Eine regelmäßige Überprüfung und ein verantwortungsvoller Umgang mit diesen Technologien sind daher unerlässlich.
Drei Anwendungsbeispiele für den Einsatz generativer KI
Generative KI bietet vielfältige Möglichkeiten, um Recruiting und Mitarbeiterentwicklung zu unterstützen. Hier sind drei interessante Beispiele, die wir derzeit untersuchen und anwenden:
1. Erstellung von Assessment-Inhalten– Tools wie ChatGPT helfen dabei, erste Ideen für Interviews, Persönlichkeitsanalysen oder Situative-Judgment-Tests (SJTs) zu generieren. Auch multimediale Inhalte lassen sich schneller erstellen, was das Engagement der Kandidaten erhöhen kann.
Wichtig: Die Inhalte müssen von Fachexperten geprüft und weiterentwickelt werden, um Qualität, Validität und Fairness sicherzustellen.
2. Chatbot-basierte Assessments – ChatGPT kann als Interview-Chatbot eingesetzt werden, um Kompetenzen oder Persönlichkeitsmerkmale zu bewerten. Das ermöglicht eine skalierbare Durchführung von Interviews und eine höhere Interaktivität im Vergleich zu klassischen Fragebögen.
Trotzdem sollten menschliche Interaktionen Teil des Prozesses bleiben. Die Qualität und Genauigkeit müssen regelmäßig geprüft werden.
3. Digitaler Coaching-Assistent – KI-gestützte Coaching-Chatbots unterstützen Mitarbeitende bei der Lösung konkreter Herausforderungen und helfen, Aktionspläne zu entwickeln. Diese Lösungen sind skalierbar und rund um die Uhr verfügbar.
Für komplexe Coaching-Prozesse bleibt jedoch der menschliche Coach unersetzlich, vor allem bei Themen, die Empathie und tiefes Verständnis erfordern.
Die Zukunft von Talentmanagement mit generativer KI
Dies sind nur einige Beispiele dafür, wie generative KI das Talent Assessment und die Entwicklung von Mitarbeitenden verändern kann. Die Entwicklung schreitet schnell voran, und es bleibt spannend zu beobachten, wie sich das Talentmanagement weiterentwickeln wird, wenn diese Technologien zunehmend verfügbar und leistungsfähiger werden.