Viele ökonomische Modelle beruhen auf der Annahme, dass Arbeit vor allem dazu dient, möglichst viel Geld in möglichst kurzer Zeit zu verdienen. Mit Hilfe der SOEP-Daten konnte die Forschergruppe um Steiner, der an der Universität Zürich forscht, nun erstmals belegen, dass diese Annahme für Künstler nicht gilt.

two women sitting on leather chairs in front of table
Foto von Amy Hirschi

Die SOEP-Daten zeigen: Künstler verdienen im Durchschnitt weniger als andere Berufstätige. Aber ein gutes Einkommen ist ihnen auch nur halb so wichtig wie anderen Beschäftigten. Erstaunlich ist der Zusammenhang von Arbeitszeit und Zufriedenheit: “Im Gegensatz zu anderen Berufstätigen sind Künstler umso glücklicher mit ihrer Arbeit, je mehr Stunden sie wöchentlich arbeiten”, sagt Steiner. Den Grund dafür sieht der Ökonom darin, dass die Tätigkeit selbst die Künstler glücklich macht. “Künstler können zum Beispiel häufiger selbst bestimmt arbeiten als andere”, erklärt Steiner. “Mehr als jeder dritte Künstler ist sein eigener Chef, unter Menschen in nicht-künstlerischen Berufen ist das nur knapp jeder Zehnte”. Außerdem würden Künstler ihre Tätigkeit als vielseitiger empfinden und mehr dabei lernen als andere Berufstätige.

Im Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) geben die Befragten auf einer Skala von 0 (ganz und gar unzufrieden) bis 10 (ganz und gar zufrieden) an, wie zufrieden sie mit ihrer Arbeit sind. In die Studie flossen Angaben von insgesamt 28.000 berufstätigen Menschen ein, darunter mehr als 300 Künstler. Die Daten wurden zwischen 1990 und 2009 erhoben.

Stichwort SOEP

Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP ist am DIW Berlin angesiedelt und wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz Gemeinschaft (WGL) von Bund und Ländern gefördert. Für das SOEP werden jedes Jahr mehr als 20 000 Menschen in rund 11 000 Haushalten vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung befragt. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung und Gesundheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.

Weitere Informationen: www.diw.de

Quelle: Pressemitteilung vom 14. Februar 2012